Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Abschied in Dunkelblau

Abschied in Dunkelblau

Titel: Abschied in Dunkelblau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John D. MacDonald
Vom Netzwerk:
sich auf mich gestürzt und versucht, mir aufgrund des Nettowertes eine Betrugsklage anzuhängen, indem sie behauptet haben, das sei nichtgemeldetes Einkommen. Und es hat mich einhunderttausend Dollar gekostet, um wegen dieser lausigen vierzigtausend nicht verurteilt zu werden. Ich habe nicht offen mit Ihnen reden können, das Risiko konnte ich nicht eingehen. Bei Steuerbetrug gibt es keine Verjährung, deshalb könnten die mich immer noch einlochen, weil ich das Geld aus Übersee nie versteuert habe. Ich werde in den Akten als windiger Fall geführt, und sie sind jedes Jahr hinter mir her. Die hören damit nie auf. Und jetzt lassen Sie mich um Gottes willen hier raus.«
    Nachdem ich ihn losgebunden hatte, mußte ich ihm auf die Beine helfen und ihn halb ins Schlafzimmer tragen. Er saß auf der Bettkante, ließ seinen kahlen Kopf auf die nackten, haarigen Knie sinken und fing an zu weinen.
    »Mir ist schlecht«, sagte er. »Mir ist richtig schlecht, McGee.«
    Er saß da wie ein Häufchen Elend und klapperte mit den Zähnen. Ich warf ihm seine Kleider zu, und er zog sich schnell an. Seine Lippen waren blau.
    »Wo sind wir?«
    »Ungefähr zwei Meilen von Ihrem Haus entfernt. Wir sind vor etwa dreieinhalb Stunden aus diesem Club in Brownsville herausgekommen. Niemand sucht nach Ihnen.«
    Er schaute mich an. »Wissen Sie, wie Sie ausgesehen haben? Sie haben ausgesehen, als würde es Ihnen Spaß machen, mich umzubringen.«
    »Ich habe nicht allzuviel Zeit damit verschwenden wollen, George.«
    »Ich hätte das nicht ausgehalten, was Sie mit mir vorhatten.«
    »Hätte niemand, George.«
    Er fuhr sich über den kahlen Kopf. »Wo ist es?«
    »Im Badezimmer.«
    Er stolperte hinein und kam nach einigen Augenblicken wieder heraus, das Toupet an Ort und Stelle. Aber sein mitgenommener Gesichtsausdruck ließ es unechter erscheinen als vorher. Er setzte sich wieder auf die Bettkante. Wir waren Unterdrücker und Unterdrückter. Gemeinhin nimmt man an, daß daraus Feindschaft entsteht. Aber das ist oft nicht der Fall. Zu viele im Widerstreit miteinander liegende Emotionen waren geweckt worden. Die Gewaltanwendung war eine andere Sache, wie ein Wind, der vorbeigezogen war und uns eine gemeinsame Erfahrung beschert hatte. Er war darauf bedacht, mich wissen zu lassen, daß er sich gut aus der Affäre gezogen hatte. Ich ließ ihn bereitwillig in dem Glauben, er hätte mir keine andere Wahl gelassen.
    »Sind Sie ein Freund von Callowell?«
    »Nein.«
    »Ich habe dem eingebildeten Hundesohn einen netten Brief geschrieben, und er hat mich abgewimmelt.«
    »Ich bin durch ihn auf Ihre Spur gekommen.«
    Er schien mich nicht zu hören. »Callowell war so verdammt nervös, wenn es um irgend etwas Kniffliges ging. Er hat auch das Flugzeug immer wieder überprüft, überall nachgesehen, und direkt über seinem fetten Kopf hingen Verstrebungen für die Reißleinen aus purem Gold. Ich habe mit Dave Witze darüber machen wollen. Dave hat darin aber nichts Komisches entdecken können. Er ist bei allem todernst gewesen. Gott, es hat ihn gewurmt, Geld nach Hause zu schicken, wo er doch gewußt hat, daß er es behalten und immer wieder verdoppeln könnte. Ich habe immer zuviel ausgegeben. Ich hatte mein eigenes Auto in einer Privatgarage in Kalkutta stehen. Ich habe auch eine Frau und zwei Kinder zu Hause gehabt. Aber im Unterschied zu mir hat Dave immer geglaubt, daß er ewig leben würde.« Er zitterte heftig. »Trav, könnten Sie mich vielleicht nach Hause bringen? Ich fühle mich hundeelend.«
    Ich brachte ihn in dem Lincoln nach Hause. Mein Mietwagen stand in seiner Einfahrt, und der Triumph war auch da, neben einem Kombi in der dreifachen Garage. Ich ließ den Lincoln auf den freien Platz rollen. Hinten im Haus brannten Lichter. Ich ging mit ihm in die große Küche. Eine Kochinsel aus Stein in der Mitte und Kupferpfannen an einer holzvertäfelten Wand.
    Gerry Brell trat ins Licht in einem rosafarbenen, abgesteppten Morgenrock mit breiten, weißen Revers, ihr blondes Haar verstrubbelt, die Augen gegen das Licht zugekniffen.
    »Schatz, mir geht es nicht so gut«, sagte George.
    »Er hat Schüttelfrost«, erklärte ich ihr.
    Sie führte ihn hinaus. An der Tür drehte sie sich um und sagte: »Warten Sie auf mich, Trav.«
    Ich schaute in den Kühlschränken nach und fand im zweiten ein kaltes Tuborg. Ich lehnte gegen die Kochinsel und trank und kam mir unwirklich vor. Ich ging zwar auf einem Teppich der Wirklichkeit, aber der gab unangenehm nach. Man

Weitere Kostenlose Bücher