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Abschied in Dunkelblau

Abschied in Dunkelblau

Titel: Abschied in Dunkelblau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John D. MacDonald
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denn, jemand sitzt drauf. Was meine Quellen angeht, guter Junge, ich hab’ auf der Straße mal da und mal dort was gehört, und das hat sich zu einem lächelnden, wildentschlossenen Mann addiert, keineswegs ein Dummkopf, der sie einzeln gegen Barzahlung abgegeben hat, ohne große Hast, und einmal soll er einen Mann gegen die Wand geknallt haben, danach aber keinen Ärger bekommen haben, weil er behauptet hat, er würde noch öfter mit mehr von dieser Art wieder vorbeikommen.«
    »Wieviel hat er da herausgeholt?«
    »Mindestens vierzigtausend. Das sind gewichtige Stücke, guter Junge. Und er hat auch immer abgewartet, bis der Beweis vorlag, daß sie nicht heiß waren. Bargeld bringt natürlich immer einen gewissen Preisnachlaß mit sich, aber er hat einen gegen den anderen ausgespielt und gut verkauft.«
    »Könntest du genausoviel bekommen, falls du dieselbe Qualitätsware hättest? Und fünf Prozent für deine Mühe?«
    »Da bleibt mir die Luft weg. Ich könnte sogar noch mehr rausholen. Für zehn.«
    »Wenn ich sie hätte, könnten wir darum feilschen.«
    »Du solltest meinem alten Herzen nicht so zusetzen.«
    »Harry, kannst du mir einen großen, blauen Saphir mit Einsprengseln besorgen, sagen wir, so groß wie die im Durchschnitt gewesen sind, mit denen er gehandelt hat, eine Fälschung, die einen Fachmann ein paar Sekunden hinhalten würde?«
    »Auf diesem Gebiet gibt es nur zwei Sorten von Fälschungen, guter Junge, die ganz schlechten und die ganz guten, und die guten kommen teuer.«
    »Wie teuer?«
    »Einen großen Schein, würde ich sagen.«
    »Kannst du einen mieten oder borgen und mir per Luftpost schicken?«
    »Steine vertauschen ist sehr ungesund.«
    »Das schwebt mir auch nicht vor.«
    »Das könnte ich arrangieren.«
    »Gar keine Frage. Ich habe volles Vertrauen in dich. Aber kannst du das heute noch arrangieren?«
    »Mein lieber Junge!«
    »Ich würde mich nicht gerne an jemand anderen wenden, besonders dann nicht, wenn ich später an die echten komme.«
    »Du setzt mich aber schwer unter Druck.«
    Und dann, den Daumen in die Gelben Seiten gesteckt, fing ich an, die Yachthäfen abzuklappern. Diese ganze, immer größer werdende Flut von Bronze, Messing, Chrom, Fiberglas, Klinkerplanken, Teakholz, Selbststeueranlagen, Hausflaggen, Schirmmützen, Nylonseilen, dieser ganze tuckernde, glänzende, untaugliche Firlefanz an Ausrüstungsgegenständen, Bilgenpumpen und Wichtigtuerei benötigt Liegeplatz im Hafen. Das Idealbild zeigt dabei ein teakgetäfeltes Cockpit, mit der sanften Fracht braungebrannter, dösender Mädchen beladen, während der adleräugige Skipper auf dem Kommandostand seine Baby Dear unter einer Zugbrücke durchtuckern und hundert Autos, deren Fahrer die langsame Vorbeifahrt des trägen, schwimmenden Harems und die knackigen, braunen Muskeln des Mannes am Ruder mit bösen Blicken verfolgen, mit abgestelltem Motor in der Sonne schmoren läßt. Aber viel häufiger besteht die Wirklichkeit in einer kaputten Dichtung, die Baby Dear treibt bei rauher See dahin, die Mädchen haben Sonnenbrand und Schluckauf, der heldenhafte Skipper kämpft mit einem Schraubenschlüssel, der nicht paßt, in seinen abgeschürften Händen und schimpft wie ein Rohrspatz auf die bösen, salzigen Teufel, die ihm das Geld aus der Brieftasche ziehen und die Kündigung der Bootsversicherung mit sich bringen.
    Aber irgendwo müssen sie anlegen.
    Und während man mit einem Außenborder unbegrenzte Auswahl hat, gibt es von solchen, die ein Zwölfmeterboot beherbergen können, höchstens ein paar hundert. Ich telefonierte eine Stunde und länger mit der einfachen Anfrage herum: »Hat die Play Pen in letzter Zeit angelegt, eine zwölf Meter lange Stadel-Sonderanfertigung?«
    Die Vermutung lag auf der Hand, daß er das verdammte Ding irgendwo in greifbarer Nähe festgemacht hatte, als er das Mile O’Beach besuchte, aber bei diesem einstimmigen Chor negativer Antworten fing diese Vermutung an dahinzuschwinden. Also irgendwo in nicht ganz so greifbarer Nähe, und ich fing mit den gebührenpflichtigen Ferngesprächen an, fragte den Waterway rauf und runter.
    Lois kam vom Strand zurück. Ich saß am Telefon und blickte finster drein. Sie war rosig, von der Sonne benommen, sie bewegte sich langsam mit salzbesprühtem Haar und sandigem Hintern. Sie hielt mir mit der Unschuld eines Kindes eine kleine, makellos weiße Muschel auf ihrer ausgestreckten schmalen Hand entgegen und sagte, ihre Stimme noch immer von der Sonne und der

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