Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Abschied in Dunkelblau

Abschied in Dunkelblau

Titel: Abschied in Dunkelblau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John D. MacDonald
Vom Netzwerk:
Knochen, einem reinen Herzen und einem phantastischen Fell. Es konnte kochen, einem Bewunderung entgegenbringen und hatte Talent fürs Bett. Man konnte es in einen Sack stecken und im Dreck wälzen, und es bliebe, unverwechselbar, am Ende immer noch eine Dame. Man konnte es überallhin mitnehmen.
    Aber ich war nicht dafür geschaffen, Besitz zu haben, auch nicht für irgend etwas anderes von Dauer. Ich konnte ihre Seele flicken, nur um ihr dann schließlich das liebende Herz zu brechen. Wahrscheinlich würde sie, wenn die Zeit gekommen wäre, glauben, ein schlechtes Geschäft gemacht zu haben.
    Bestimmt johlen all die kleinen Götter der Ironie, wälzen sich am Boden und brechen in Tränengelächter aus, wenn sie sich in die nächtlichen Gedanken eines wahrhaft einfältigen männlichen Wesens einschalten.
    Und auf diesem Gebiet halte ich einige internationale Rekorde.

Diez
    Ich wußte nicht, wie sie am Morgen danach sein würde, ich konnte nur hoffen, daß sie nicht vor Freude übersprudeln, sich mädchenhaft und schüchtern geben würde.
    Sie goß gerade Saft ein, als ich in die Kombüse kam, und drehte sich mir feierlich zu, um geküßt zu werden, weil sie wußte, daß ihr das zustand. Ihr dunkler Kopf war leicht zur Seite geneigt, ihre schrägstehenden Augen blitzten kurz auf, als sie mich wohlgefällig musterten.
    »Temperatur normal, Puls normal, Patient mordshungrig«, sagte sie.
    »Was?«
    »McGees Klinik. Morgenrapport. Ich esse pochierte Eier.«
    »Rührei, nicht zu fest.«
    »Jawoll, mein Herr.«
    Das Frühstück verlief ziemlich still, aber ohne Anspannung. Nachdem sie Kaffee nachgeschenkt hatte, setzte sie sich hin, schaute mich an und sagte: »Ich bin ein riesengroßes Problem für dich, Trav.«
    »Es raubt mir jede Minute.«
    »Danke dir für deine Geduld und deine Ausdauer. Du hast den Lois-Ehrenpreis gewonnen.«
    »Häng ihn neben meine anderen Medaillen.«
    »Ich habe den Tagesanbruch von deinem Sonnendeck aus beobachtet. Es war eine schöne Morgendämmerung, mit Gewitterwolken. Ich bin zu der erstaunlichen Erkenntnis gekommen, daß ich lieber nicht versuchen sollte, etwas zu geben, bevor ich nicht etwas aufgebaut habe, das es wert ist, gegeben zu werden. Andernfalls wäre das nur genommen.«
    »Ich bin morgens noch nicht gut im Ausdeuteln.«
    »In Zukunft wird jeglicher Streit, falls es welchen geben sollte, von dir ausgehen müssen.«
    »Klingt vernünftig.«
    »Und falls es keinen Streit gibt, mußt du nicht dauernd rätselraten, was ich wohl gerade denke. Heute nacht habe ich meine Versicherung kassiert. Im voraus.«
    »Okay.«
    »Trink deinen Kaffee aus und schau dir an, was ein ungelernter Arbeiter mit deiner Barkasse gemacht hat.«
    Die Arbeit verdiente die Bewunderung, die ich ihr zollte. Ich scheuchte sie zum Strand, mitsamt ihrer Ausrüstung. Drei Minuten später war sie wieder da, nur um mir zu sagen, daß sie nicht dafür garantieren könnte, nicht ab und zu ein bißchen verrückt zu sein, aber sie hätte das Gefühl, die Tablettenphase hinter sich zu haben, dann machte sie sich wieder auf den Weg zum Strand, eine geschmeidige Frau mit verspiegelter Sonnenbrille, die auf wohlgeratenen Beinen ging und viel jünger war als ihre Jahre und doch so alt wie das Meer, auf das sie zuging.
    Die Telefonvermittlung spürte Harry in New York auf, jagte einer Nummer nach der anderen hinterher.
    »Die Antwort auf die meisten deiner Fragen, guter Junge, lautet ja. Vor ein paar Monaten sind hier und da ein paar sehr wertvolle Stücke aufgetaucht, man könnte sagen, klassische Stücke, solche, bei denen man annehmen müßte, daß es dazu passende Beschreibungen gibt, beispielsweise auf einer Versicherungsliste. Aber sie sind sauber, sagt man mir. Alles asiatische Stücke, mit, wie so üblich, ein paar freihändig geschliffenen Facetten, gerade genug, um ihren Wert ein bißchen zu mindern. Sie sind hier und da aufgetaucht, haben ihren Weg nach oben genommen, wobei jeder sich den kleinen Gewinn gesichert hat, den echte Qualitätsware mit sich bringt, und sie befinden sich jetzt größtenteils im Besitz der ersten Häuser, wo man ihnen Fassungen verpaßt, die ihrer würdig sind. Eins der Stücke kannst du zur Zeit im New Yorker sehen, da wird es auf Seite einundachtzig angeboten, zu einem Ladenpreis, bei dem sich mir die letzten drei Haare sträuben, die mir noch geblieben sind. Es ist eine stattliche Anzahl von Spitzensteinen gewesen, mindestens zehn, aber wahrscheinlich nicht mehr als fünfzehn, es sei

Weitere Kostenlose Bücher