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Abschied in Dunkelblau

Abschied in Dunkelblau

Titel: Abschied in Dunkelblau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John D. MacDonald
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genug. Sie fragen wohl nach der Play Pen ?«
    »Ich glaube, das ist der Name.«
    »Wir haben den Generator letzten Montag oder Dienstag bekommen, aber er ist noch nicht eingebaut worden. Die Leute haben ein paarmal angerufen und danach gefragt. Ich rechne damit, daß sie sich diese Woche wieder melden, dann das Boot vorbeibringen und daß wir ihn dann einbauen. Wenn Sie Zusehen wollen, wie das vonstatten geht, könnte ich Sie benachrichtigen. Was haben Sie im Augenblick?«
    »Einen alten Samson 10KW Diesel. Handbetrieben und laut. Und groß.«
    »Das würde von der Spitzenleistung abhängen, und ob Sie mit weniger auskommen könnten.«
    Ich sagte ihm, daß ich es ihm hoch anrechnen würde, wenn er mich anrufen würde, wenn der Termin mit der Play Pen feststünde. Ein R-Gespräch nach Lauderdale. Er schrieb sich die Nummer auf und versprach, sich zu melden.
    »Das wird wohl nicht zu lange dauern, oder?« fragte ich. »Die Play Pen ist doch in der Gegend?«
    »Soviel ich weiß. Er weiß, daß der Generator in diesen Tagen gekommen sein müßte.«
    Ich fuhr durch die Spätnachmittagshitze zurück. Die Welt wurde dunkler und verfärbte sich zu einem giftigen Grün, dann zog jemand an der Kette. Wasser donnerte den Schacht hinunter. Rosarote Blitze überzogen den Himmel mit Netzwerk. Der Regen sprang kniehoch, glänzte silbern in der vorzeitigen, grünen Abenddämmerung, und ich fand eine Stelle, um zur Seite zu fahren und den Idioten Gelegenheit zu geben, sich gegenseitig das Chrom und das Blech zu verbeulen, die Karrosseriewerkstätten zu bereichern, die Gutachter zu beschäftigen und den Terminkalender der Gerichte zu füllen. Der Versicherungsbetrug der Saison ist das vorgetäuschte Schleudertrauma.
    Miss Agnes stand geduckt da, gefügig angesichts des donnernden Regens, und ich versuchte mir ein genaues Bild von Junior Allen zu machen. Genau wie der liederlichste kleine Gauner, der eine Pfandleihfiliale vom hilfreichen Bob Adams überfällt, lebte er an der kurzen Leine. Oder während einer kurzen Regentschaft. In diesen lückenlos dokumentierten Zeiten, in denen uns das Gewicht der Ausweispapiere in Schieflage bringt, darf nur der gerissenste und beherrschteste Mann darauf hoffen, lange von einem ergaunerten Vermögen zu leben. Und Junior Allen war ein Gesetzesbrecher. Er mochte zwar gerissen sein, aber bestimmt nicht beherrscht. Nach Candle Key zurückzukehren, um die einsame Frau, die ihn abstoßend fand, zu vergewaltigen und zu erniedrigen, war dumm gewesen. Cathy das Gesicht einzuschlagen, war idiotisch. Der kleinen haitianischen Hure die Edelsteine zu zeigen, war die Tat eines achtlosen, allzu selbstsicheren Mannes. Er war ein breitbeinig daherkommender Seemann mit Geld in der Tasche, und falls er weiterhin so achtlos blieb, konnten weder er noch das Geld sehr lange halten. In diesem Licht betrachtet, war sein Glück beeindruckend. Seine Opfer hatten bis jetzt den Mund gehalten. Vielleicht würde sein augenblickliches Opfer, wer auch immer sie sein mochte, nicht so entgegenkommend sein. Und wahrscheinlich blieb mir nicht viel Zeit.
    Eine schwefelgelbe Sonne durchbrach die Untergangs-Stimmung, der Regen hörte auf, und ich fuhr ins Krankenhaus. Sie konnte mich jetzt mit beiden Augen ansehen, und die Form ihres Mundes kam mir auch bekannter vor. Chook hatte ihr einen hübschen, neuen Morgenmantel gebracht. Mit Erlaubnis der Schwester begab sie sich vom Bett in einen Rollstuhl, und ich schob sie in den Wintergarten am Ende des Korridors.
    »Morgen darf ich nach Hause gehen«, sagte sie.
    Ich zog einen Stuhl näher zu ihr heran. Die alten Schwellungen drückten ihre braunen Augen immer noch zusammen. »Vielleicht habe ich ihn bald eingeholt, Cathy.«
    »Was hast du dann vor?«
    »Improvisieren.«
    »Mir wäre es am liebsten, wenn du ihn umbringen könntest, ohne deshalb in irgendwelche Schwierigkeiten zu geraten.«
    »Ich habe gar nicht gewußt, daß du so wild darauf bist.«
    »Wild? Ich bin überhaupt nicht wild darauf. Aber so, wie dieser Mann einen fertigmacht, wäre es besser, er wäre tot. Ich bin ja so was von dumm gewesen, Trav. Selbst nach all dem habe ich immer noch irgendwie Hoffnung gehabt. Weißt du? Daß er einsehen würde, es wäre das beste für ihn, wieder zu mir zurückzukehren. Ist das nicht wirklich bescheuert? Ich habe das ja noch nicht einmal mir selbst gegenüber eingestanden, daß ich mir das gewünscht habe. Als er mich dann da im Dunkeln, wo keiner es hören konnte, gepackt und auf mein

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