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Abschied in Dunkelblau

Abschied in Dunkelblau

Titel: Abschied in Dunkelblau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John D. MacDonald
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anderen?« fragte Corry, als ich ihr an Bord half.
    »Dads ist mit Petes Auto irgendwohin. Pete ist zu Mitch hinüber, um zu sehen, ob er den Motor schon in das kleine Boot eingebaut hat. Patty in Ordnung?«
    »Sie liegt immer noch da oben und pennt.«
    Deeleen stand auf und kam langsam und vorsichtig ins Cockpit heruntergeklettert. Aus zehn Metern Entfernung war sie ein sehr attraktives junges Mädchen mit reifem Körper. Aus der Nähe trat nur allzu deutlich zutage, daß beim Bau dieses Körpers grobes und billiges Material verwendet worden war. Ihre gebräunte Haut sah rauh und körnig aus. Ihr Gekräusel aus graublondem Haar wirkte so leblos wie eine künstliche Perücke. Die Schnüre der unteren Bikinihälfte schnitten in den weichen Bauch, der von zu vielen Bieren und Cocktails, Hamburgern und Pommes frites herrührte. Das Fleisch ihrer Schenkel hing schlaff an ihr herunter. Hals, Fesseln und die Innenseite ihrer Handgelenke wiesen leichte Schmutzschatten auf. Kupferfarbene Stoppeln waren in ihren Achselhöhlen zu sehen, unrasierte Stellen an den Beinen, gesprungener, roter Lack auf ihren Fußnägeln. Das Oberteil ihres Bikinis war gerade so weit verschoben, daß man ein braunes, mondsichelförmiges Stück ihrer rechten Brustwarze sehen konnte.
    »Deeleen, ich möchte dir Trav vorstellen«, sagte Corry.
    »Hi«, sagte Deeleen und musterte mich von Kopf bis Fuß. Sie hatte einen breiten Mund und einen rosaroten Lippenstiftfleck auf einem Schneidezahn. Sie wartete offensichtlich auf weitere Einzelheiten.
    »Diese Marianne, die beim Holzkohlengrill arbeitet, die hat ihm erzählt, daß wir hier draußen wohnen, und deshalb ist er vorbeigekommen. Ich habe ihm erzählt, daß wir mit Dads eine Kreuzfahrt machen.« Das klang ganz beiläufig, stellte aber alles ganz klar. Er kam, um dich zu suchen, aber ich sagte ihm, wie die Dinge liegen, da nahm er mit mir vorlieb.
    Deeleen drückte ihr Einverständnis mit einem leichten Schulterzucken aus und ließ sich in einen Liegestuhl sinken, die Beine breit gespreizt. Eine kleine Fettrolle saß auf ihrer Taille. Sie zog das Bikinioberteil hoch. Ganz oben am Inneren ihrer Schenkel entkamen ein paar Fransen Schamhaar dem spärlichen Gewebe, das ihre plumpe und hervorstehende Pudenda umschloß. Vor ein paar Jahren war sie bestimmt einmal von atemberaubender Reife gewesen, und selbst heute, bei nächtlicher Beleuchtung, Alkohol und Gelächter, könnte sie noch frisch, jugendlich und begehrenswert erscheinen. Aber bei dem unerbittlichen Sonnenlicht in diesem ihrem zwanzigsten Lebensjahr zeigte ihr Körper, was sie ihm alles zugemutet hatte. Zu viele Ausflüge in zu viele Lagerräume hatten ihm die Blüte geraubt. Die Frische war durch übertrieben wilden Lebenswandel verlorengegangen. Der Körper spiegelte auch die gelegentlichen Schürfwunden der Seele wider, so daß er jetzt in fleischiger Gleichgültigkeit in sich zusammensackte, so immun gegen Zärtlichkeit wie der einer Hure im Krankenhaus.
    »Was gibt’s von Marianne mit dem Eichhörnchengesicht?« fragte sie ohne sonderliches Interesse.
    »Nichts Neues.«
    Corry legte ihre Strandjacke ab, breitete Stoffkissen auf dem breiten Heck aus und streckte sich lang. Sie hatten mich genug unter die Lupe genommen. Ich hatte die Inspektion bestanden.
    »Selbst mit diesem Wind ist es fast zu heiß, verdammt noch mal«, sagte Corry. »Hat schon jemand überlegt, was wir machen?«
    »Ich will abwarten, was Dads vorhat.«
    Corry wandte sich Dee ein wenig mehr zu und schloß mich aus dem Gespräch aus. »Ist es so gewesen, wie du dir’s vorgestellt hast?« fragte sie.
    Dee lachte freudlos und trocken auf. »Ja, nur schlimmer.«
    »Mag jemand was trinken?«
    Sie schauten mich beide an, als wären sie überrascht, daß ich noch da war. »Klar«, sagte Deeleen. »Was gibt’s denn?«
    »Bourbon.«
    »Okay«, sagte Corry.
    »Aber er hat abgeschlossen, als er weg ist«, meinte Dee. »Man kann nicht nach unten, wo das Eis ist, die Gläser und so. Corry, willst du vielleicht Sachen von oben runterbringen?«
    »Es ist nach eins«, sagte Corry. »Er kann doch das Zeug bei Barney holen, oder?«
    »Fragen Sie, ob Sie ein paar von den großen Pappbechern bekommen«, sagte Dee zu mir gewandt. »Und bringen Sie einen Sechserkarton Cola mit, hm?«
    Barney bediente langsam, außerdem forderte er für Pappbecher, Cola und Eis überhöhte Preise. Als ich endlich zur Play Pen zurückkehrte, hatten die Mädchen mich durchgehechelt und zugeteilt. Corry setzte

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