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Abschied in Dunkelblau

Abschied in Dunkelblau

Titel: Abschied in Dunkelblau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John D. MacDonald
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mich von ihrer Zustimmung und von der getroffenen Wahl in Kenntnis. Sie tat dies, indem sie mich im Nacken kraulte, während ich ihren Drink mixte. Wir zogen uns unter das Vordach zurück, weg von der direkten Sonneneinstrahlung. Mit der Brise war es dort ganz erträglich. Als sie anfingen, ein bißchen in Stimmung zu kommen, bezogen sie mich ganz natürlich in ihre Gespräche mit ein. Wir redeten über die Kreuzfahrt. Pete kam an. Er hatte einen knochentrockenen Handschlag, wie ein mit heißem Sand gefüllter Stoffhandschuh. Corry gab ihm einen Schlüssel für 2A, und er ging nach oben, um nachzusehen, wie es Patty ging. Es wurde diskutiert, ob sie wohl auf die Kreuzfahrt mitkommen würde. Dazu müßte sie ihre Leute belügen.
    Plötzlich schwang sich Junior Allen an Bord, machte einen Satz und landete leichtfüßig. Er war tadellos gekleidet in einem weißen Sporthemd, weißen Hosen und mit einer hellblauen Seglermütze. Ich schätzte, er ging auf die Vierzig zu. Ich war nicht darauf gefaßt, daß er so kraftvoll und so durchtrainiert aussah. Er war breit, hatte Schultern, die so mit Muskeln bepackt und mit Sehnen überzogen waren, daß sie ihm ein leicht affenähnliches Aussehen verliehen, ein Eindruck, der von überlangen, mächtigen braunen Armen voller Tätowierungen und kurzen, leicht krummen Beinen verstärkt wurde. Er hatte ein braungebranntes, durchfurchtes, knorriges Gesicht und ein breites Lächeln, das ihn die kleinen blauen Augen zusammenkneifen ließ. Es war ein freundliches Grinsen. Eines, das man gern haben konnte. Es veränderte sich in keinster Weise, als er mich ansah.
    »Hallo, Kinder«, sagte er. Seine Stimme dröhnte wohlklingend. Er zerzauste Dees lebloses Haar mit einer riesigen, braunen Pranke. »Wen haben wir denn da an Bord, meine kleine Süße?«
    Sie war wie verwandelt. Sie war eine kleine Elfe, lispelte, betete ihn an, sein frühreifes, plumpes kleines Mädchen. »Das ist Trav, Liebling. Er gehört zu Corry. Trav, das ist Dads Allen. Er ist derjenige, dem das Boot gehört. Hat es nicht einen witzigen Namen?«
    »Sogar einen sehr witzigen Namen«, sagte ich.
    Er war schnell. Er erwischte meine Hand genauso, wie ich es nicht wollte, und beobachtete genau meinen Mund, als er mir die Handknöchel quetschte.
    »Freut mich, daß er Ihnen gefällt«, sagte er. »Willkommen an Bord.«
    Er kramte seine Schlüssel hervor und schloß die Luke zu den Kabinen auf. Er zog Dee auf die Füße, versetzte ihrem blanken Hintern einen Klaps und sagte: »Meine kleine Süße, geh du doch runter und hol ein paar saubere Gläser und den Wodka.«
    Die kleine Süße kicherte, warf sich ins Kreuz und ging pflichteifrig nach unten. Junior Allen setzte sich dahin, wo sie gesessen hatte, tätschelte Corrys Knie und fragte: »Was machen Sie denn so, Trav?«
    »Mal dies, mal das. Während der Saison arbeite ich im Bootsverleih. Überführe Boote nach Norden und Süden für die Leute, die im Winter kommen. Arbeite als Koch. Zur Not als Bootsmechaniker und dergleichen mehr.«
    Nachdem die kleine Süße seine Flasche und die Gläser gebracht hatte, machte er sich einen Drink zurecht. Er strahlte mich an. »Haben diese Kinder Ihnen von der Fahrt erzählt? Ich nehme die vier mit und zeige ihnen die Inseln. Was soll’s, ich habe ein Boot, die Zeit und das Geld dazu. Ist das mindeste, was ich tun kann.«
    Hätte ich seine Geschichte nicht gekannt, hätte ich ihm ohne weiteres das Bild abgekauft, das er von sich entwarf. Ein alberner, großzügiger Idiot, angetan vom ausgeleierten Fleisch der kleinen Süßen, der sie und drei ihrer Freunde auf eine romantische Tour durch die Tropen mitnahm.
    »Die Passagierliste ist noch offen?« fragte ich und lächelte zurück.
    Das veränderte seine Augen, nicht aber sein Grinsen. »Wenn Pete und ich in den beiden vorderen Kojen schlafen, dann bleibt die Hauptkabine für die Mädels übrig. Ich habe zwar für sechs Platz, aber das müssen schon ganz besonders enge, gute Freunde sein.« Er lachte schallend. »Tut mir leid, daß wir Sie nicht mitnehmen können, Kumpel.«
    »Ich bin dann das fünfte Rad«, meinte Corry bitter.
    »Wie das, Mädchen?«
    Sie starrte ihn mit kalten Augen an. »Was ist da so kompliziert, Dads? Du und Dee, Pete und Patty. Und die gute alte Corry. Zum Teufel, nimm ihn mit. Ich brauche jemanden, mit dem ich reden kann. Vielleicht brauchst du ja jemanden, um das Boot zu steuern.«
    »Ich brauche nie Hilfe auf einem Boot«, sagte er lächelnd. »Und sonst auch nicht,

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