Abschied in Dunkelblau
kleine Süße.«
»Ich bin Corry, Dads. Sie ist die kleine Süße, Dads.«
Er tätschelte ihr wieder das Knie und lächelte sie strahlend an: »Du wirst deinen Spaß haben. Brauchst dir keine Minute darüber Sorgen machen.«
»Immer irgendwas zu meckern«, sagte Dee. »Immer.«
Pete und Patty kamen an Bord. Und innerhalb von wenigen Minuten wußte ich, auf wen es Junior Allen abgesehen hatte. Auf den ersten Blick schien Patty unattraktiv, ein Eindruck, der von ihrer unbeholfenen Art und ihrer Brille hervorgerufen wurde. Sie nahmen sie mächtig auf die Schippe, weil ihr schlecht geworden war, und sie benahm sich wie ein Clown. Clownerie war ihre Verteidigung. Ihre Brüste saßen hoch, waren noch nicht ganz reif und zeichneten sich deutlich gegen den Stoff ihrer Bluse ab. Sie hatte lange, hellhäutige, wohlgeformte Beine. Sie besaß die Anmut eines Fohlens, liebliche graue Augen schauten hinter der dicken Brille hervor, ihr Mund war von einer warmen, reifen Sinnlichkeit. Sie war wie Lois vor vielen Jahren, nur aus einer anderen gesellschaftlichen Schicht. An Pete, den langweiligen Lümmel mit den Koteletten, war sie vergeudet. Sie war frisch und zerbrechlich und verletzlich. Sie war offensichtlich das Opfer, und wenn er das Quartett erst einmal da hatte, wo es ihm nicht mehr entrinnen konnte, wäre es keine große Mühe mehr, die anderen drei zu Komplizen zu machen. Sie waren schon verroht. Sie würden Junior Allen helfen, dem lustigen, clowngesichtigen Mädchen beizubringen, worauf es im Leben wirklich ankommt, würden ihm helfen, sie in einen Alptraum zu entführen, wo ihr am Ende ihre ganze Clownerie nichts mehr nutzen würde.
Wir tranken. Seine jungen Freunde nannten ihn Dads und behandelten ihn von oben herab. Er grinste und grinste. Deeleen zog ihn auf. Corry nahm ihn auf den Arm. Pete beachtete ihn kaum. Junior Allen grinste und grinste und grinste. Aber ein gewisser Instinkt ließ ihn mir gegenüber auf der Hut sein. Immer, wenn ich zu ihm hinüberschaute, sah ich, wie diese kleinen blauen Augen über dem breiten Lächeln mich genau studierten. Er war ein fetter, alter Kater, der gutmütig zusah, wie die Mäuse Purzelbäume schlugen. Er wollte nicht noch einen Kater bei der Party dabeihaben. Für zwei war nicht genug da.
Aber ich erfuhr, was ich wissen wollte. Pete sagte auf eine Frage von Patty hin, daß sie losfahren würden, sobald Junior Allen etwas am Boot hatte reparieren lassen. Sie würden ihre Sachen an Bord bringen und nach Miami hinunterfahren, wo die Reparatur gemacht werden sollte, und von dort hinüber nach Bimini. Die Kreuzfahrt würde eine Woche oder zehn Tage dauern. Dads zahlte alle Auslagen. Dads war ein echter Typ. Patty würde ihren Eltern sagen, daß sie eine Freundin besuchen wollte, die in Jacksonville wohnte. Dads meinte, sie würden wahrscheinlich Dienstag oder Mittwoch aufbrechen. Bringt nicht zuviel Zeugs mit, Kinder. Wir werden ziemlich einfach leben.
Wir aßen Fischsandwiches von Barney. Wir gingen zu Bier über. Am späten Nachmittag teilte sich die Gruppe auf. Pete brachte Patty nach Hause. Dads und Dee blieben an Bord. Ich ging mit Corry nach oben in ihr Apartment. Es waren schäbige, kleine Zimmer mit hohen Decken, zu oft überstrichenen Wänden, mit staubigen Teppichen, billigen, verfleckten und zerkratzten Möbeln und primitiven Sanitäreinrichtungen. Sie hatte die letzte Stunde in der prallen Sonne zugebracht. Sie war vom Bier und von der Sonne benommen. Sie machte uns zwei neue Biere auf und ging dann duschen. Sie gab mir ein Album zum Anschauen. Es war ein dickes Bilderbuch mit Hochglanzfotos von ihr im Format 18 x 24, Mädchenfotos, Akt- und Halbaktstudien mit trickreichen Lichteffekten. Ich hatte den Verdacht, daß sie ein paar Jahre jünger gewesen war, als die aufgenommen wurden. Einige waren ganz attraktiv, andere bemerkenswert geschmacklos, und der Rest war perfekter Standard -die Rundungen der goldbraunen Brüste und Pobacken bei Gegenlicht, das Standardlächeln mit einladend grell geschminktem, feucht schimmerndem Mund. Sie behauptete, ihr Freund, der Fotograf, hätte eine ganze Reihe davon an Zeitschriften verkauft. Das glaubte ich ihr gerne. Ihre Figur entsprach ebenso dem Standard wie die Technik des Fotografen. Nachdem ich mit dem Album fertig war und lange, nachdem die Dusche abgestellt worden war, hörte ich, daß sie leise nach mir rief. Ich ging zum Schlafzimmer. Sie hatte die gelben Jalousien heruntergezogen und in dem schäbigen Zimmer ein
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