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Abschied in Dunkelblau

Abschied in Dunkelblau

Titel: Abschied in Dunkelblau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John D. MacDonald
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behandeln, Dads? Willst du, daß uns die notwendigsten Dinge des Lebens ausgehen, wenn wir dort sind?«
    Ein anderer Mann brummte irgend etwas zur Antwort, und ein Mädchen sagte etwas, was von der Musik übertönt wurde. Ein paar Augenblicke später kamen zwei von ihnen an mir vorbei in Richtung Kneipe. Ich sah sie klar und deutlich, als sie auf den Bootssteg kletterten, einen untersetzten Jungen mit Koteletten und einem nichtssagenden, fleischigen Gesicht und ein langbeiniges, ungeschicktes Mädchen mit Brille.
    Als sie an mir vorübergingen, sagte das Mädchen: »Solltest du nicht wenigstens einmal das Bier bezahlen, Pete?«
    »Halt den Mund, Patty. Es macht Dads glücklich, wenn er es uns spendieren darf. Warum soll ich ihm den Spaß verderben?«
    Ich warf meinen ersten Blick auf Junior Allen. Ein besonders guter Blick war das nicht. Er war nichts weiter als ein schemenhafter Umriß im Cockpit des Bootes, eine entleibte, grollende Stimme. Ein einmaliges, bellendes Auflachen.

    Als ich zur Busted Flush zurückkehrte, war Lois noch immer weggetreten. Ich setzte sie auf. Sie quengelte, hatte einen schweren Kopf und hielt die Augen geschlossen. Ich zog sie auf die Beine, brachte sie zum Strand und ließ sie neben mir hergehen, bis sie keine Luft mehr hatte, um sich zu beschweren. Sie ging schweren Schrittes mit, gehorsam wie ein unartiges Kind. Ich führte sie ohne Gnade auf und ab, bis ihr Kopf klar war, dann setzten wir uns auf eine öffentliche Bank, um ihr eine Verschnaufpause zu gönnen.
    »Ich habe scheußliche Kopfschmerzen«, meinte sie kleinlaut.
    »Die hast du auch verdient.«
    »Tut mir leid, Trav, wirklich. Allein ihn zu sehen ... hat mir solche Angst gemacht.«
    »Oder dir eine Ausrede geliefert?«
    »Sei nicht so häßlich.«
    »Ich sehe es nur nicht gerne, wenn du deine gegenwärtigen Bemühungen zunichte machst.«
    »Das kommt nicht wieder vor.«
    »Meinst du das ernst?«
    »Ich weiß nicht. Ich will nicht, daß es noch einmal vorkommt. Aber ich denke immer daran ... daß er jeden Augenblick diesen Strand entlangspazieren könnte.«
    »Heute nacht nicht. Er ist beschäftigt.«
    »Was?«
    Ich erzählte ihr, wie und wo ich ihn gefunden hatte. Zusammen mit einem Koteletten tragenden Jungen namens Pete und drei Mädchen, die Deeleen, Patty und Corry hießen.
    »Von dem wenigen, was ich hören konnte, will er sie oder einige von ihnen auf eine Kreuzfahrt auf die Bahamas mitnehmen. Sie glauben, sie würden ihn ausnehmen. Sie glauben, sie hätten eine leichte Beute gefunden. Sie sagen Dads zu ihm.«
    »Können diese armen Kinder nicht sehen, mit wem sie es zu tun haben?«
    »Cathy hat es nicht gesehen. Du auch nicht.«
    »Was willst du jetzt tun?«
    »Hingehen und schauen, ob ich mich für morgen nachmittag mit einem der Mädchen verabreden kann.«
    »Dann sind sie vielleicht schon weg.«
    »Ich glaube, er wartet, bis er den neuen Generator eingebaut bekommt.«
    »Aber was ist, wenn er morgen früh mit ihnen aufbricht?«
    »Wenn dir der Gedanke so schrecklich vorkommt, Lois, kannst du dich ja immer noch betrinken.«
    »Du mußt nicht so grausam sein.«
    »Du hast mich enttäuscht.«
    »Ich weiß. Tut mir leid.«
    »Wie geht’s deinem Kopf inzwischen?«
    »Ein bißchen besser, glaube ich. Trav?«
    »Ja, Schatz?«
    »Trav, ich bin so hungrig, ich könnte diese Bank aufessen.«

    Als ich am Sonntag morgen nach draußen schaute, wußte ich, daß sie nirgendwo hinfahren würden. Es war ein schäumender Tag. Der Wind hatte sich gedreht und kam stark und stetig aus Nordost. So ein Wind verursacht für Schiffe von der Größe von Junior Allens Kreuzyacht einen viel zu hohen Seegang. Da draußen auf dem Golf konnten die Wellen zwei bis drei Meter hoch schlagen und sehr gemein sein.
    Ich wartete bis Mittag und fuhr dann zum Citrus Inn. Apartment 2A war das mittlere im zweiten Stock. Ich hatte den Anzug eines Brautwerbers an, die Sommervariante. Kurzärmeliges Hemd, Khakihosen, Baseballmütze, Strohsandalen, ein begieriges Lächeln und eine gute Flasche Bourbon in einer braunen Papiertüte. Ich klopfte an die zerkratzte und verzierte alte Holztüre, klopfte noch einmal, und eine Mädchenstimme rief entnervt: »Nur einen Augenblick!«
    Das Türschloß klapperte. Die Tür ging einen Spalt breit auf, und ich sah einen dunklen Wuschelkopf, ein Bruchstück eines braungebrannten Gesichtes und ein kaltes, grünes, unfreundliches Auge. »Was wollen Sie?«
    »Ich suche nach Deeleen.«
    »Die ist nicht da.«
    »Sind Sie

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