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Abschied ist ein scharfes Schwert. Ein Mordsroman (German Edition)

Abschied ist ein scharfes Schwert. Ein Mordsroman (German Edition)

Titel: Abschied ist ein scharfes Schwert. Ein Mordsroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Boscher
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ständig vor Augen schwebte, waren lediglich meine Eindrücke, die ich mit ihrem Auftreten verband: mein Erschrecken, als ich in ihr Carmen sah, der Kummer all der darauf folgenden albtraumgetränkten Nächte, mein desolater Zustand wegen diesen ganzen Unheils, das ihr Auftauchen nach sich gezogen hatte. Aber gerade an diesen Dingen wollte ich vorbeischauen, um sie selbst zu sehen. Gab es irgendwas Auffälliges? Sie hat ihren Namen nicht genannt, aber lag vielleicht auf ihrem Tisch ein aufgeschlagenes Adressbuch, so dass ich mich vielleicht an irgendeinen Namen erinnern könnte, der mit ihr in Verbindung steht? Oder habe ich, als sie bezahlte, in ihr Portemonnaie hineingesehen? Vielleicht eine Quittung neben den Geldscheinen gesehen, um einen Anhaltspunkt zu haben, wo sie zumindest gelegentlich einkauft? Oder hat sie dem Taxifahrer eine Adresse genannt? Aber so angestrengt ich meine Gedanken auch zu diesem Abend zurückschickte, sie förderten einfach nichts Brauchbares zutage. Ich konnte mich noch nicht einmal daran erinnern, dass sie überhaupt ins Taxi eingestiegen war. Vielleicht, so sprach ich mir Mut zu, ändert sich das ja, wenn du wieder in Wuppertal bist. Und vielleicht erreichst du sie ja doch am Telefon!
    Ja, das waren meine Gedanken, als ich auf den Ring rund um die Konstanzer Altstadt, die Laube, einbog und meinen Audi zum Parkhaus am Augustinerplatz lenkte. Anschließend ging ich über den Platz zur Rosgartenstraße und dann zur Marktstätte, wo ich mein Konstanzer Domizil gefunden hatte..
    Ein kurzer Weg mit schrecklichen Folgen. Die Szene Auf freiem Feld war leider nur ein gelinder Vorgeschmack auf das teuflische Spektakel, mit dem die mich nun heimsuchten. Mich ganz persönlich, denn alle Menschen, die an jenem Tage in der Konstanzer Altstadt unterwegs waren, hatten das große Glück, dass die nicht wollten, dass die Bewohner und Besucher der Stadt mitbekommen, wie das Grauen aus ihrer Mitte hervorbricht, so dass sie alle Menschen um mich herum mit Blindheit schlugen.
    Ich ging also über die Marktstätte. Viele Menschen nutzten den nach dem Unwetter überraschend schönen Spätsommertag für einen ausgiebigen Einkaufsbummel und strebten von Schaufenster zu Schaufenster. Oder sie saßen vor einem Café in der Sonne, das vielleicht zum letzten Mal in diesem Jahr Tische nach draußen gestellt hatte, und tranken Cappuccino und rauchten und lasen Zeitung. Kinder rannten kreischend mit knallebunten Luftballons von McDonalds in der Hand durch die Fußgängerzone, und ihre Mütter ließen sie an der langen Leine, derweil sie in ihre Handys sprachen. Vielleicht ein bisschen Liebesgeflüster mit ihrem Mann am Arbeitsplatz, es schien ja die Sonne, also warum nicht? Oder mit ihrem Geliebten oder einer Freundin? Ich bin hier! wo bist du? dann treffen wir uns dort! Ein Straßenmusikant spielte auf seiner mit Stickern aller möglichen Länder und Städte (sogar einer aus Wuppertal war dabei: Einmal im Leben durch Wuppertal schweben )beklebten Gitarre Here comes the sun von den Beatles. Und ich ließ mich von der allgemeinen heiteren Stimmung anstecken, fühlte mich sicher unter all diesen Menschen und setzte mich für eine Zigarettenlänge auf eine Bank. Lächelnd lauschte ich dem Musiker, dessen Spiel von dem hellen Geräusch der in seinen Gitarrenkoffer fallenden Münzen untermalt wurde, weil er offensichtlich den richtigen Ton traf. Es schien alles in bester Ordnung zu sein.
    Die Welt begann aus den Fugen zu geraten, als der Musiker House of the rising sun spielte. Ich hatte nicht gehört, dass er das letzte Stück beendet und dieses begonnen hatte. Plötzlich war er mitten drin. Und dieses mitten drin löste Beklemmung in mir aus. Bin ich schon wieder eingeschlafen, so dass ich nicht mitbekam, wie er von einem Song zum nächsten wechselte? Ich setzte mich aufrecht hin, blickte mich um, sah zwar, dass eigentlich nichts Bedrohliches passierte, weiterhin klimperten Münzen in den Gitarrenkoffer, Kinder kreischten, warfen mit Luftballons, und doch hätte ich schwören können, dass etwas vorging.
    Plötzlich ein Knall. Mir fiel die Zigarette in den Schoß und ich sengte meine Hose an. Allerdings war dies nur einer von diesen Kinderluftballons gewesen, der geplatzt war, und so lachte ich, während das Kind weinend zu seiner Mutter rannte. Ich lachte sogar noch, als die Mutter mich böse ansah, denn das war ja so normal, dass eine Mutter jemandem böse Blicke zuwirft, der über ihr verschrecktes Kind lacht.
    Dann

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