Abschied nehmen
Dies war das, was er sich die ganze Zeit gewünscht hatte und nun fand er heraus, dass es auch das war, was William wollte und so gab er darauf die für ihn einzig mögliche Antwort.
„Nichts wird mich glücklicher machen, als sie in deiner Obhut zu wissen“, sprach er, setzte ein herzliches Lächeln auf und legte dem traurig zum Boden blickenden William die Hand auf die Schulter.
Ein dankbares Lächeln erhellte Williams Gesicht und für eine Weile verweilten sie in dieser Haltung. Doch auch wenn Marcus noch gerne länger mit ihm gesprochen hätte, drängte die Zeit bereits.
„Und nun solltest du lieber gehen. Ich erwarte deine zukünftige Braut und es wäre glaube ich besser, wenn ich zunächst allein mit ihr spreche.“
William bat Marcus keiner Menschenseele von ihrem Gespräch zu erzählen und verließ den Raum. Seine Wangen schienen zu glühen, als er durch den dunklen Korridor schritt und irgendwie war ihm zumindest für diesen Augenblick leichter ums Herz. All die negativen Gedanken, die ihn zu beschleichen suchten, verdrängte er zumindest für eine Weile, er würde sich noch zu genüge damit beschäftigen. Nun ging er in den Speisesaal, um seine gespannt wartenden Freunde über den Ausgang der Unterhaltung mit Marcus zu unterrichten.
Als Kate an die Tür zu Marcus’ Gemach klopfte, wünschte er, es sei jemand anderes. In der Zeit, seitdem William ihn allein gelassen hatte, hatte er versucht, sein Gemüt zu beruhigen und seine Gedanken zu ordnen. Er hatte versucht Williams Verkündung zu verarbeiten und sich den Kopf darüber zerbrochen, wie er seiner Tochter die Entscheidung über ihr weiteres Schicksal mitteilen sollte. Und nun stand sie vor ihm und die Zeit war einfach zu kurz gewesen, um einen Plan auszuarbeiten und so musste er nun mehr oder weniger instinktiv handeln.
„Kate, bitte setz dich“, begann er und seine Tochter nahm zögerlich auf dem Stuhl ihm gegenüber Platz. Sein ernster Gesichtsausdruck beunruhigte sie, wenn ihr Vater auf diese Art und Weise schaute, bedeutete das im Regelfall nichts Gutes.
„Kate, die Mackendricks kommen morgen hierher“, begann er und sah Misstrauen in ihrem Gesicht aufkeimen, „und sie werden uns ein Angebot machen, das wir leider nicht ausschlagen können.“
„Ach ja und was wollen sie?“, fragte Kate, als ihr Vater nicht weiter sprach und auch mit seiner Antwort ließ er sich Zeit.
„Sie wollen dich!“, ließ er schließlich die Bombe platzen und ihre anfängliche Überraschung verwandelte sich in Entsetzen. „ Du sollst Adams Frau werden.“
„Aber …“, begann Kate, doch die Schreckensbotschaft raubte ihr nicht nur die Worte, sondern auch die Luft zum Atmen.
Die Ohnmacht, die sie ergriff, brachte sie sogar außerstande ihrem Zorn Ausdruck zu verleihen. Das konnte doch nicht wahr sein, ihr Vater musste sich versprochen haben, ging es ihr durch den Kopf und ihre Augen füllten sich mit Tränen. Sie und Adam Mackendrick, das war doch nicht möglich!
Als Marcus die Reaktion seiner Tochter sah, eilte er zu ihr. Er ging vor ihr in die Hocke und ergriff ihre hilflos in ihrem Schoß liegenden Hände. Es tat ihm leid, dass er sie so quälen musste, doch darin sah er die einzige Chance, ihr die Heirat mit William schmackhaft zu machen. In einem sanften und einfühlsamen Ton erklärte er ihr, so schnell er konnte, die Lage, in der sie sich befanden und die Konsequenzen, die eine Ablehnung der Heirat nach sich ziehen würde. Es brach ihm das Herz seine Tochter dabei beobachten zu müssen, wie sie ihm mit einem tränenüberströmten Gesicht beipflichtete und bereit war für das Wohl des Clans einen Bund mit dem Feind einzugehen.
„Wenn wir keine andere Wahl haben, dann muss es wohl sein“, sagte sie, während sie ihr Gesicht trocknete, und blickte bange in die Augen ihres Vaters.
So verängstigt hatte er sie zuletzt als kleines Mädchen gesehen. Je älter Kate geworden war, desto mehr hatte sie gelernt Gefühle der Schwäche vor der Außenwelt zu verbergen, sodass viele dachten, sie würde nichts so leicht erschüttern. Doch wie es hinter der Fassade, die sie so häufig errichtete, aussah, wusste niemand. Selbst die, die sie sehr gut kannten, wussten ihre Gefühlslage häufig nicht einzuschätzen.
„Die haben wir nicht, mein Liebling“, sagte Marcus und strich ihr
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