Abschied nehmen
seine hagere Hand entgegen und drückte so fest zu, wie er konnte. Er wollte seine Körpergröße stets mit seiner Kraft aufwiegen, doch das gelang ihm nicht. Er war mittlerweile in die Jahre gekommen und sein ausgezehrter Körper hatte seine Kraft zwar noch nicht verloren, doch mit Marcus konnte er sich schon lange nicht mehr messen. Dieser erwiderte seinen Händedruck mit einem Lächeln und schon bald musste Coll sich geschlagen geben und die, von dem eisernen Griff des Clanoberhauptes schmerzende Hand, zurückziehen.
Dies war eine Niederlage gewesen aber der Trumpf in seinem Ärmel ließ ihn diese schnell wieder vergessen.
„Wo ist denn deine liebreizende Tochter, Marcus? Mein Sohn freut sich schon besonders auf sie“, sprach er mit einem lüsternen Zwinkern und Marcus musste sich sehr zurückhalten, um ihn nicht mit einem Schlag zu Boden zu befördern. Das dreckige Grinsen wird ihm gleich vergehen, dachte er.
„Darüber wollte ich noch mit dir sprechen, und zwar am besten sofort“, sagte Marcus, und da er Coll noch ein wenig auf die Folter spannen wollte, war sein Gesicht vollkommen ausdruckslos.
Wie beabsichtigt weckte er die Neugier des Mackendricks und schon bald gingen sie begleitet von William, Robert und Adam in Marcus’ Arbeitszimmer. Die anderen blieben zurück und kümmerten sich um die Gäste, das hieß, sie passten auf, dass weder sie Ärger machten, noch ihnen Ärger bereitet wurde.
In Marcus’ Gemach angekommen, schenkte dieser zunächst einmal Whisky aus, er wollte nicht, dass seine Gastfreundschaft bemängelt würde. Die wenigen Sitzmöbel bot er Coll und Adam an und er selbst nahm hinter dem Schreibtisch Platz. William und Robert blieben stehen, jeder auf einer Seite des massiven Tisches.
William hatte seinen Whisky in einem Zug hinuntergestürzt und musterte nun, breitbeinig und mit verschränkten Armen dastehend, die beiden Neuankömmlinge. Seine Miene verdüsterte sich dabei mehr und mehr, denn je länger er sich mit ihnen beschäftigte, desto unsympathischer wurden sie ihm.
Der Sohn des alten Mackendrick war keinen Zentimeter größer als sein Vater, doch weitaus stabiler gebaut. Sein Körper war mit starken Muskeln übersät, sein Haar feuerrot und seine Augen ein tiefes grün. William vermutete, dass Coll seinem Sohn sehr ähnlich gewesen war, als er sich noch wie dieser in der Blüte seines Lebens befunden hatte.
Doch so sehr sie sich nun auch körperlich unterschieden, so ähnlich war das, was William in ihren Augen lesen konnte. Sowohl Vater als auch Sohn legten eine unglaubliche Arroganz an den Tag. Sie schienen sich ihrer Sache so sicher zu sein, dass sie vor lauter Überheblichkeit gar nicht in Erwägung gezogen haben, dass ihr Plan vielleicht gar nicht aufgehen könnte. Für sie war die Situation klar und sie waren überzeugt davon, dass Marcus in die Verbindung einwilligen würde.
Außerdem lag ein böswilliger Ausdruck in ihren Gesichtern, der William noch intensiver zur Vorsicht mahnte. Sie würden auf der Hut sein müssen und ein Blick auf seine beiden Freunde sagte ihm, dass auch sie gewarnt waren.
„Was will er eigentlich hier?“, fragte Coll schließlich und deutete mit einer knappen Kopfbewegung auf den ihm unbekannten William.
„Das wirst du gleich herausfinden“, erwiderte Marcus und lehnte sich zurück. Er wirkte zwar gelassen, doch seine Nerven waren, wie die der Anderen, zum Zerreißen gespannt. „Du hast mir gestern eine Botschaft zukommen lassen und so gern ich das Angebot auch annehmen würde, kann ich das nicht!“, log er und Colls Augen verengten sich zu misstrauischen Schlitzen.
„Ach, ja? Und weshalb nicht?“, knurrte er und jede Faser seines hageren, alten Körpers spannte sich an.
„Weil meine Tochter bereits vergeben ist“, erklärte Marcus ganz sachlich, ohne den feindlich gesinnten Ton seines Gegenübers anzunehmen. „Sie wird William heiraten und dies schon in einer Woche. Genau heute haben wir vor, ihre Verlobung bekannt zu geben.“
„Das ist ja interessant und weshalb haben deine Männer mir erzählt, dass Kate niemanden aus deinem Clan zu heiraten beabsichtigt?“ Coll glaubte noch immer daran, den Trumpf auf seiner Seite zu haben, doch diese Illusion nahm Marcus ihm sogleich.
„Damit hatten sie auch vollkommen Recht.“ Vater und Sohn sahen verdutzt zwischen Marcus und William
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