Abschied nehmen
Ordnung, dann lasst uns nun bitte allein“, bat er schließlich die anderen und sie verließen William freundschaftlich auf die vor Anspannung steinharte Schulter klopfend den Raum.
Angus ging nur widerwillig, denn er befürchtete, Marcus würde nun versuchen, William die Angelegenheit wieder auszureden, doch er sah ein, dass dies nun nicht mehr in seiner Hand lag. Er hatte sein Möglichstes getan und nun folgte er seinen Freunden in den Speisesaal.
Als die Tür von außen geschlossen wurde, erhob Marcus sich und tigerte vor dem Torffeuer auf und ab. Das, was geschehen war, ging ihm deutlich gegen den Strich und nun suchte er nach den richtigen Worten, um seinem Unmut Ausdruck zu verleihen. William stand währenddessen geduldig in der Mitte des Raumes und wartete darauf, dass Marcus beginnen würde.
„Weißt du, William, als ich erfahren habe, dass du aus York flüchten musstest und zu uns kommen würdest, da war das eines der ersten Dinge, an die ich gedacht habe. Ich hatte gehofft du und Kate würdet euch gut verstehen und du würdest ein Mitglied meiner Familie werden. Doch dass es auf diese Weise dazu kommen würde, hätte ich nie gedacht.“ Marcus blickte mit gerunzelter Stirn, missmutig den Kopf schüttelnd zu Boden und William trat zu ihm ans Feuer.
„Das hätte ich auch nicht, mein Freund. Ich hätte es mir auch anders gewünscht aber so ist es nun mal“, erwiderte er und sah seinen Freund mit einem versöhnlichen Blick an.
Doch Marcus konnte und wollte sich damit nicht zufriedengeben. Plötzlich drehte er sich zu William, packte ihn bei den Schultern, und während er wieder nach Worten suchte, rang er deutlich um Fassung.
„Ich will nicht, dass du dich für uns opferst!“, sprudelte es plötzlich aus ihm hervor. „Ich wäre sehr glücklich dich in meinem Clan und meiner Familie willkommen zu heißen aber ich ertrage es nicht, wenn du dich damit unglücklich machst. Du musst dein Leben schon weitab von deiner Familie führen und du sollst zumindest die Chance haben dir eine eigene aufzubauen mit einer Frau, die du liebst!“
William blickte auf und sah in das kummervolle Gesicht seines Freundes. Dies hatte er befürchtet, Marcus nahm an, dass sein Entschluss aus Freundschaft und Loyalität gefallen war. Nun würde er sich wieder die Schuld dafür aufbürden, das Leben seines Freundes nun endgültig verpfuscht zu haben.
William drehte sich weg, schloss die Augen und zog die Luft geräuschvoll durch den offenen Mund ein. Es kostete ihn Überwindung darüber zu sprechen, denn er hatte es eigentlich für sich behalten wollen, doch ihm blieb keine Wahl.
„Dies sind edle Motive, die du mir unterstellst, doch ich opfere mich keinesfalls“, begann er mit trockenem Mund.
Marcus blickte seinen Freund mit gerunzelter Stirn an.
„Ich verstehe nicht. Was meinst du damit?“, fragte er.
William blickte zu Boden, räusperte sich und sah dann wieder Marcus an.
„Was wäre, wenn ich eben dabei wäre, eine Chance zu ergreifen?“
Marcus sah ihn zunächst verständnislos an, doch dann riss er überrascht die Augen auf. „Soll das heißen du …?“, brach er mitten im Satz ab und Williams bitteres Lächeln lieferte ihm die Antwort.
„Ich weiß nicht, ob die Einwilligung in diese Heirat die klügste Entscheidung in meinem Leben ist, aber ich kann einfach nicht anders, Marcus“, begann er die Schultern zuckend. „Mir ist auch durchaus bewusst, dass sie mich hasst und nach allem, was sie mir schon an den Kopf geworfen hat, müsste ich das auch, doch ich tue es nicht.“ Sein Blick trübte sich, während er sprach.
„Sie ist alles, woran ich denke und ganz gleich, wie sehr sie mich in den Wahnsinn treibt, ich lasse sie lieber mit einem Dolch auf meinem Herzen herumhacken, als sie einem anderen zu überlassen“, lachte er bitter und sah seinen Freund an, der wie vom Donner gerührt dastand und dessen Gedanken beinahe sichtbar waren.
„Die Einwände, die dir durch den Kopf gehen, kenne ich auch alle, Marcus. Ich kenne ihre Sturheit und Kratzbürstigkeit und ich weiß auch, dass die Chance ihre Einstellung zu mir zu ändern schwindendgering ist. Es ist ein Strohhalm, an den ich mich klammere, und ich bitte dich, nimm ihn mir nicht weg!“, endete er und das unwillkürliche Flehen in seiner Stimme rührte Marcus.
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