Abschied nehmen
bedachte das Essen mit einem kritischen Blick, während er sich am Kopf kratzte.
„Denkt Martha etwa, wir hätten in dieser einen Nacht schon eine Horde Nachwuchs bekommen, den wir mit durchfüttern müssen?“, fragte er trocken, sie grinsten einander an und machten sich daran die Köchin mit leeren Tellern zufriedenzustellen.
Doch wie erwartet bewältigten sie gerade mal die Hälfte und mussten den Rest vorerst stehen lassen. Nur den Alekrug hatten sie vollständig geleert und wandten sich nun dem bislang unangerührten Wein zu, den William ihnen in die Becher goss. Mit diesem setzten sie sich zufrieden aufs Bett und ließen sich von dem Torffeuer die Füße wärmen und die Mahlzeit sacken.
Die bereits den ganzen Tag vorherrschende Spannung steigerte sich nun zu einem berauschenden Knistern, sodass es Kate nicht sehr verwunderte, seinen Blick auf sich zu spüren, als sie mit der einsetzenden Dämmerung aufstand, um das in Zwielicht getauchte Gemach mit Kerzenschein zu erhellen. Seine Augen folgten ihr auf Schritt und Tritt, und auch wenn William auf den ersten Blick ganz entspannt wirkte, mit den locker auf den Schenkeln liegenden Händen und den ausgestreckten und übereinander gekreuzten Beinen, bemerkte sie die Anspannung in seinen Augen.
Er hielt gar den Atem an und seine Kehle war dermaßen trocken, dass ihm das Schlucken schwer fiel.
„Möchtest du noch etwas?“ Kate hatte die Kerzen im Raum verteilt und sie entzündet und stand nun da, den Krug in die Höhe haltend. William streckte ihr bereitwillig seinen Becher entgegen, während er sich über die Lippen leckte.
Er hatte seine trockene Kehle so lange mit Wein befeuchtet, bis sein Becher nichts mehr hergegeben hatte und nun dankte er ihr ihre Aufmerksamkeit mit einem seiner charmanten Lächeln. Dabei tat er so, als bemerke er ihre zitternden Hände und den Anflug von Nervosität in ihrem Lächeln nicht. Stattdessen blickte er sie liebevoll an, als sie wieder neben ihm Platz nahm.
„Habe ich dir schon gesagt, wie schön du bist, Kate“, sagte er ernst und sein eindringlicher Blick machte sie verlegen.
Er hatte das nicht beabsichtigt, eigentlich hatte er sie von ihrer Aufgeregtheit ablenken wollen, doch ihm hätte klar sein müssen, dass er dies nicht auf diese Weise schaffen würde. Nun beobachtete er sie, wie sie mühevoll seinem Blick standhielt, und als sie es schließlich nicht mehr aushielt, sich zu einem Kuss zu ihm vorbeugte.
Ihre schönen Lippen, von denen er nicht genug bekommen konnte, trafen auf seine und das Gefühl, das ihn dabei überkam, ließ ihn schwindeln. Als der Kuss jedoch immer leidenschaftlicher wurde, gebot William ihr plötzlich Einhalt. Er fasste sie bei den Schultern und hielt sie atemlos von sich weg.
„William, ist alles in Ordnung?“, fragte sie bei dem angespannten Ausdruck in seinen Augen und für ein paar Augenblicke konnte er sie nur anstarren.
„Aye, noch ist es das. Aber wenn wir nun mit dem Küssen nicht aufhören, befürchte ich, dass ich mich nicht länger zurückhalten kann“, erwiderte er noch immer außer Atem und seine Augen erflehten Gnade, ganz gleich wie sie aussehen würde.
Er wollte sie damit nicht unter Druck setzen, doch als sie nun den Blick senkte, befürchtete er, genau dies getan zu haben. Sein heutiger Eindruck hatte ihn scheinbar getäuscht, dachte er und versuchte sein Gemüt wieder abzukühlen. Doch das, was er in ihren Augen sah, als sie wieder aufblickte, ließ ihn seine Gedanken wieder verwerfen. Denn da war sie wieder, die gleiche Mischung aus Sehnsucht und Angst, die auch er empfand und zu der sich nun ein dankbares Lächeln gesellte.
Trotz der Tatsache, dass sie wie er den ganzen Tag bereits darauf gewartet hatte, hatte er sie eben mit seiner Offenheit ein wenig geschockt. Ihre Angst hatte sie für einen Augenblick gelähmt, doch die Erkenntnis, dass er ihr das, was sie ohnehin vorgehabt hatte und nicht gewusst hatte, wie sie es anstellen sollte, lediglich viel einfacher machte, zauberte dieses dankbare Lächeln auf ihre Lippen. Nun brauchte sie ihm nämlich nicht klar zu machen, dass ihre gestrige unausgesprochene Bitte, noch zu warten, längst hinfällig war. Nun musste sie lediglich ihre Lippen wieder auf die seinen legen und alles würde seinen natürlichen Lauf nehmen. So erhob sie sich, nur um gleich gegenüber von
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