Abschied nehmen
wird es nun wohl doch nichts, aye?“, sagte er und ein trauriges Lächeln huschte über sein Gesicht.
Marcus erwiderte es nicht, stattdessen schluckte er und sah mit einem sterbenselenden Blick auf ihn hinunter.
„Herr Gott, William, es tut mir so leid!“, stieß er aus und wandte sein Gesicht ab, nicht mehr in der Lage seine Tränen zurückzuhalten.
Auch William schluckte schwer, doch im Gegensatz zu Marcus hatte er sich in den letzten Tagen bereits auf diese Situation vorbereitet. Er hatte sich keine Illusionen gemacht, gerettet zu werden, hatte sein Schicksal angenommen und die ganze Zeit gehofft, er würde genau diese Gelegenheit bekommen, die sich ihm jetzt bot.
„Was tut dir denn leid, Marcus?“, fragte er nun und sah seinen Freund mit einer hastigen Bewegung über sein Gesicht wischen und sich ihm wieder zuwenden. „Tut es dir leid, dass du mir der beste Freund warst, den man haben kann? Dass du alles hast stehen und liegen lassen, um mir tagelang zu folgen und nach einer Chance Ausschau zu halten, mich zu befreien?“
Marcus ruhelose Augen hasteten durch den Raum, sein Herz verkrampfte sich mit jedem Wort aus Williams Mund stärker.
„Wir wissen beide, dass ich längst tot wäre, wenn ihr etwas unternommen hättet!“
„Aye, und vielleicht wäre das besser gewesen! Dann müsstest du nicht hier in diesem Loch darauf warten, dass dir die Haut vom Rücken gepeitscht wird, eh sie dich hängen!“, entgegnete Marcus mit ohnmächtiger Wut und starrte seinen Freund an.
Als er jedoch Williams traurigen Blick sah und seine Worte hörte, verfluchte er sich für seine hitzigen Worte.
„Genau das habe ich auch oft gedacht“, begann dieser und senkte den Blick. „Ich habe mich teilweise sogar danach gesehnt, Marcus.“ William schaute wieder auf und die tiefe Traurigkeit in den Augen seines Freundes, die der ursprünglichen Härte gewichen war, zeigte ihm deutlich, dass er ihn verstand. „Doch dann habe ich daran gedacht, dass mir damit die Möglichkeit genommen wird, noch einmal mit dir zu sprechen und ohne das wollte ich nicht gehen.“
Marcus nickte beipflichtend mit gequälter Miene, er wusste genau, wovon William sprach.
„Weißt du, ich habe in den letzten Tagen meinen Frieden mit Gott gemacht, der mit dir fehlt aber noch.“
Der Blick seines Freundes schnellte zu William, die Brauen über den dunklen Augen zusammengezogen.
„Ich kenne dich, Marcus, und ich will nicht, dass du dir deinen Lebtag Vorwürfe meinetwegen machst.“
Das Clansoberhaupt stieß vernehmlich die Luft aus und senkte die Lider. Doch William duldete es nicht, dass er ihren Blickkontakt unterbrach und so verstärkte er den Druck seiner Hand und zwang Marcus damit, ihn wieder anzusehen, eh er weiter sprach.
„Ich hatte ein sehr glückliches Leben als Teil deiner Familie, für meinen Geschmack zwar ein wenig kurz“, schnaubte er ironisch und die Worte schnitten gleichermaßen in sein wie in Marcus’ Herz, „aber sehr glücklich. Ich habe Freunde gefunden und eine Frau, die ich liebe und lieber habe ich dieses Leben so kurz gelebt, als ein anderes, bis ich alt und gebrechlich geworden wäre. Also gräm dich nicht, Marcus. Jeder von uns hat ein Schicksal, das sich erfüllen muss, und versuch mir jetzt nicht einzureden, du hättest es irgendwie verhindern können, in Ordnung?“, bat er sanft und nach einer Weile nickte Marcus zustimmend.
Er wusste nicht, ob er sein stummes Versprechen würde halten können, doch damit wollte er William nicht mehr belasten. Das war das Einzige, was er ihm nun noch geben konnte, seinen Frieden.
Doch das schien William noch nicht vollständig zufriedenzustellen. Eine plötzliche Unruhe machte sich in ihm breit, und als Marcus sie bemerkte, ermunterte er ihn zum Weitersprechen.
„Was Kate angeht“, begann er und machte eine kurze Pause, eh er fortfuhr. „Ich weiß, das hier ist kein Ort für eine Frau, erst recht nicht, wenn sie hochschwanger ist, aber ich hoffe ...“ Die restlichen Worte blieben ihm im Hals stecken, doch die brauchte Marcus nicht.
„Sie kommt! Das verspreche ich dir!“, entgegnete er, ohne zu zögern und sie verstärkten gleichermaßen ihren Griff.
Anschließend atmete William erleichtert durch und setzte ein kleines Lächeln auf.
„Und nun
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