Abschied nehmen
missgestimmter.
„Morgen Vormittag wird das Urteil gefällt“, entgegnete er widerwillig und ohne sie eines weiteren Blickes zu würdigen, eilte er davon.
Robert wandte sich zu Marcus um und legte ihm die Hand auf die Schulter.
„Lass uns gehen, heute können wir nichts mehr tun, aye?“, sagte er und der Hüne nickte.
„Wo ist Marcus?“, fragte Hugh, als Robert und Angus allein das Zimmer, das sie die nächsten Tage bewohnen würden, betraten.
„Er wollte in die Kirche“, entgegnete Robert, nahm den ihm angebotenen Becher Wein entgegen und ging zum Fenster hinüber.
„Nun erzähl schon, Robert. Lass dir nicht alles aus der Nase ziehen. Was habt ihr erfahren?“, fragte Alec ungeduldig.
„Nicht viel. Morgen wird das Urteil gefällt.“
„Und wie sieht das Gefängnis aus? Wie stehen unsere Chancen?“
Sie hegten alle noch einen allerletzten Funken Hoffnung, nachdem sich auf dem Weg hierher keine Möglichkeit geboten hatte, William vielleicht noch aus dem Gefängnis befreien zu können.
„Das ist schwer zu sagen, Ian. Wenn jede Wache in diesem Gefängnis so ist wie der Offizier, der uns empfangen hat, dann hätten wir leichtes Spiel, ganz gleich, in welches hinterste Loch sie William gesperrt haben mögen. Er war schon von Marcus’ Größe so eingeschüchtert, er würde nicht viel Widerstand leisten.“ Robert nippte an seinem Wein. „Doch wir kennen Wentworth und ich kann mir nicht vorstellen, dass er es uns so leicht machen wird“, fügte er mit einem trüben, in sich gekehrten Blick hinzu. Und wie Recht er damit behalten würde, sollten sie am folgenden Tag feststellen.
Nach einiger Überredungskunst seitens seiner Männer ließ Marcus sich davon überzeugen, dass es besser sei, wenn sie erst um die Mittagszeit zum Gefängnis gingen. Das Urteil würde ohnehin nicht eher gefällt werden, hatte Robert eingewandt und es wäre nur nervenaufreibend vor dem Gefängnis zu warten und ständig die Rotröcke vor Augen zu haben.
So warteten sie also, bis die Sonne ihren höchsten Stand überschritten hatte, und brachen erst dann auf. Zügigen Schrittes legten sie den Weg zum Gefängnis zurück und dort angekommen, bezogen die Männer davor Posten, während Marcus und Robert hineingingen, um Erkundigungen einzuholen.
Wie schon am vorhergehenden Tag ließ man sie wieder einige Zeit warten, bis schließlich der gleiche Rotrock wie am Vortag zu ihnen hinaustrat, um ihnen Williams Todesurteil zu verkünden. Schon in sechs Tagen sollte ihr Freund zunächst zweihundert Peitschenhiebe erhalten und anschließend seinen Tod am Galgen finden, hatte der Soldat ihnen nicht ohne Genugtuung in der Stimme mitgeteilt, und auch wenn sie gewusst hatten, dass das Urteil so oder so ähnlich ausfallen würde, traf es jeden von ihnen unerwartet heftig.
Marcus erholte sich als Erster.
„Ich will zu ihm“, sagte er beinahe tonlos.
Der Rotrock maß ihn von oben bis unten.
„Ich weiß nicht, ob das heute noch ...“, begann er, doch als Marcus beinahe drohend einen Schritt auf ihn zutrat, unterbrach er sich ein wenig verunsichert.
„ Ich sagte , ich will zu ihm !“, zischte der zwischen zusammengebissenen Zähnen, jedes einzelne Wort betonend und der Rotrock schluckte. Er war sich nur zu deutlich bewusst, dass Marcus ihn auf der Stelle wie eine Fliege zerquetschen könnte und dies, lange bevor ihm irgendjemand zur Hilfe eilen würde.
Sichtlich darum bemüht, nicht zu zeigen, wie eingeschüchtert er sich in Wahrheit fühlte, blieb er zunächst stehen. Doch als er merkte, dass seine Bemühungen vergebens waren, wandte er sich wortlos und abrupt ab und verschwand wieder im Inneren des Gebäudes.
Über eine weitere Stunde ließ man sie erneut warten und hätte es sicher auch noch länger getan, doch damit war der Bogen überspannt und Marcus ließ sich das nicht länger bieten. Bisher hatte er sich stark zurückgehalten, und wenn er dazu nicht mehr in der Lage gewesen war, hatten seine Männer es für ihn übernommen, doch nun beschloss er, sich Gehör zu verschaffen.
Er war es leid, sich hinhalten und ständig vertrösten zu lassen, sich von den Rotröcken für dumm verkaufen zu lassen. Er teilte die Hoffnung seiner Männer, William doch noch befreien zu können, ohnehin nicht und damit fand er es auch
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