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Abschied nehmen

Abschied nehmen

Titel: Abschied nehmen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sam Miskull
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ein paar schöne letzte Tage zusammen verbringen wollen, muss ich dies hier erst einmal verdauen.“ Jamie wusste jetzt schon, er würde diese Nacht nicht viel Schlaf bekommen. „Und wenn du nichts dagegen hast, würde ich morgen doch gerne kommen.“
         „Ich würde mich sehr darüber freuen“, lächelte William. „Und was hältst du davon, wenn du Claudia zum Abendessen zu uns einladen würdest. Ich brenne darauf die zukünftige Lady Connell kennenzulernen.“ William bemühte sich darum die Stimmung etwas aufzuheitern, es gelang ihm jedoch nicht.
         „Ich werde sie fragen, mein Freund. Bis morgen.“ Ein gequältes Lächeln huschte über Jamies Gesicht, bevor er auf dem Absatz kehrt machte und den Raum verließ.
         William sah ihm noch nach, und als er außer Sichtweite war, atmete er tief durch und nahm seinem Vater gegenüber im Sessel Platz. George schien sich nicht gerührt zu haben, seit William seine Geschichte beendet hatte. Er hatte lediglich die Augen wieder geöffnet und sah nun seinen Sohn wortlos an.
         „Ich weiß Vater, ich habe dich schwer enttäuscht. Ich bin ein Verräter aber ich habe nur versucht, das Richtige zu tun.“ William hatte sich vorgebeugt. Er stützte seine Ellbogen auf die Knie und hielt die Hände gefaltet.
         „Ich weiß, dass du das hast und ich weiß, dass kaum ein anderer so viel riskiert hätte, wie du es getan hast.“ Er sah zu dem Familiengemälde über dem Kamin hinauf. „Deine Mutter wäre sicher genauso stolz gewesen, wie ich es bin.“
         William fiel ein Stein vom Herzen, da ihm weder Jamie noch sein Vater die Tat vorwarfen.
         „Aber weißt du, mein Junge, so einfach es auch ist, dies zu akzeptieren“, er machte eine kurze Pause, um seine zitternde Stimme in den Griff zu bekommen, „umso schwieriger ist es, es einfach so hinzunehmen, dass du uns nun auch noch verlässt.“ Ein müdes und trauriges Lächeln lag in Georges Augen. „Ich liebe dich, mein Sohn“, sagte er noch leise, ohne ihn anzusehen. Dann erhob er sich mühsam aus seinem Sessel, wobei er in den letzten Stunden um einige Jahre gealtert zu sein schien und ging hinauf in sein Schlafgemach, wo er für sich sein konnte.
         William blieb nun allein zurück. Allein mit seinen Gedanken und dem Bewusstsein, an dem Elend seiner Lieben Schuld zu sein. Er versuchte seine Sorgen in Georges Whisky zu ertränken, doch das wollte ihm nicht so recht gelingen. Vielmehr verstärkte der Alkohol sein Leid nur noch um ein Vielfaches. Er bedauerte nicht nur seinen Vater und Jamie, sondern auch Amy, die noch nichts von all dem wusste und es erst nach seiner Abreise erfahren würde.
         Als die verzweifelten Gedanken schließlich seinen Kopf zu sprengen drohten, nahm er eines der Gläser warf es gegen den Kamin. Als die Scherben zu Boden fielen, stieß er einen langen inbrünstigen Schrei aus, der ihm ein wenig Erleichterung bringen sollte.
        

3. Kapitel
     
     
     
     
     
         Der Stall war erfüllt von dem Duft nach frischem Heu, der sich mit der milden Luft des schönen, sonnigen Vormittags vermischte. Steven und sein älterer Sohn Joe waren gerade dabei den Stall zu säubern und der kleine Tommy half ihnen eifrig, wo er nur konnte. Er wollte seinem Vater auf die gleiche Weise helfen, wie sein großer Bruder es tat und Steven hatte ihm deshalb ein paar kleinere Arbeiten übertragen.
         Der Junge sollte unter anderem das Heu vom Boden aufklauben, doch Tommy gab sich mit solchen Kleinigkeiten nicht zufrieden. Er fand das Transportieren der Strohsäcke weitaus interessanter, und auch wenn diese viel zu schwer für ihn waren und der kleine Junge all seine Kraft aufwenden musste, um sie von der Stelle zu bewegen, so ließ er es sich nicht nehmen, sich daran zu versuchen. Er lief rot an vor Anstrengung und keuchte lautstark, doch er ließ es nicht zu, dass ihm geholfen wurde. Er wollte dies allein schaffen, und als er sein Ziel erreicht hatte, erstrahlte sein Gesicht vor Stolz.
         William und Joe wechselten einen amüsierten Blick, bevor sie sich wieder ihrer Arbeit zuwandten.
         Der Stallbursche war gerade dabei, Jimmys Box auszumisten und William und Amy hatten sich mit ihren Pferden in angemessenem Abstand, um Joe nicht bei der Arbeit zu behindern, vor dieser platziert. Bewaffnet mit ihren Bürsten striegelten sie die Tiere. Neben dem kleinen Pony wirkte der Hengst noch um einiges größer, als er es ohnehin schon war

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