Abschied nehmen
wurden, eilte George ihnen entgegen, um sie herzlich zu begrüßen.
Claudia war nicht zum ersten Mal bei den Winstons zum Abendessen geladen und eh es dazu gekommen war, hatte George sie bereits auf unzähligen Festen angetroffen. Mittlerweile kannten sie einander recht gut, sodass sie auf sämtliche Förmlichkeiten verzichteten.
„Und dies hier ist mein bester Freund William“, wandte Jamie sich an Claudia, als, nachdem sie sich aus Amys Umarmung gelöst hatte, letztendlich William vor ihr stand. „William, das ist Claudia Farling.“
Mit einem interessierten und freundlichen Lächeln trat William einen Schritt vor, doch sein Lächeln gefror, als er der vor ihm stehenden Dame ins Gesicht blickte.
Sie stand da mit gestrecktem Hals, hochgezogenen Brauen und zusammengekniffenen Lippen und blickte ihn streng, ja beinahe abweisend an.
„Ihr seid also derjenige, wegen dem Jamie mich in den letzten Tagen so vernachlässigt hat“, sprach sie und William musste ob der Kälte in ihrer Stimme schlucken.
Er hatte sich in Gedanken an diesen Tag auf vieles eingestellt, doch mit einer solchen Begrüßung hatte er weiß Gott nicht gerechnet. Er hatte sicher keine überaus herzliche Begegnung erwartet, immerhin kannten sie einander lediglich aus Jamies Erzählungen, doch mit der Feindseligkeit, die ihm nun entgegenschlug, hatte er ebenso wenig gerechnet.
Etwas verunsichert blickte er zwischen Claudia und Jamie hin und her, doch sein Freund schien auch nicht zu begreifen, was dort nun vor sich ging und zuckte lediglich hilflos die Schultern. Claudia machte währenddessen keine Anstalten, ihren pikierten Gesichtsausdruck von einem Lächeln ablösen zulassen und so, dachte William, sei die einzige Möglichkeit den Abend zu retten eine Entschuldigung seinerseits.
Er öffnete gerade seinen Mund, um diese vorzubringen, als zunächst Claudia und dann auch Jamie und sein Vater in schallendes Gelächter ausbrachen.
Williams Gesichtsausdruck wechselte von verunsichert zu verdutzt.
„Entschuldige, William, ich habe wohl vergessen dir von Claudias Sinn für Humor zu berichten!“, lachte Jamie und klopfte seinem Freund auf die Schulter. Sie hatten diesen Scherz bereits auf der Fahrt geplant und er war ihnen wunderbar gelungen.
„Ja, das hast du wohl versäumt“, erwiderte William mit einem amüsierten und erleichterten Lächeln, das jedoch auch aussagte, dass dies auf jeden Fall Rache geben würde. „Aber es freut mich trotzdem Euch kennenzulernen.“ William nahm ihre Hand und beugte sich zu einem Handkuss vor.
„Es freut mich auch außerordentlich endlich den Mann kennenzulernen, von dem Jamie mir bereits alles erzählt hat“, erwiderte sie, machte einen Knicks und senkte ganz wie eine wohlerzogene Dame den Blick.
„Nun lasst aber mal diese Förmlichkeiten. Ich denke wir sind hier unter Freunden, oder?“
William und Claudia nickten lächelnd und alle nahmen um die Feuerstelle herum Platz.
George und Jamie hatten keineswegs übertrieben, als sie sagten, Claudia sei bildhübsch. Sie war für eine Frau ziemlich hoch gewachsen, denn sie war lediglich einen halben Kopf kleiner als die Männer, die sich in diesem Raum befanden, doch trotzdem verlor sie dadurch keinesfalls an Anmut.
Sie hatte große, dunkelgrüne Augen und ihr rötlich schimmerndes Haar hatte sie zu Locken geformt und diese am Hinterkopf festgesteckt, wobei jeweils eine Strähne an ihren Schläfen herunterhing. Ihre Nase war klein und gerade und ihre Lippen schmal und dunkelrot geschminkt. Sie hatte schöne Hände mit langen und schlanken Fingern, mit denen sie beim Sprechen häufig gestikulierte.
Das Kleid, das sie trug, unterstrich noch ihre Schönheit. Es bestand zum größten Teil aus cremefarbenem Taft. Die Ärmel, die ein Stück unterhalb des Ellbogens endeten, waren mit feiner dunkelgrüner Spitze vollendet worden. Die weiten Röcke, die sich von ihrer Taille, über die darunter liegenden Reifröcke bis zum Boden ergossen, waren mit kleinen Röschen aus der gleichen Spitze geschmückt. In dem ovalen Dekolleté sah man ihre sich unter dem Druck des Korsetts wölbenden Brüste und die tief sitzenden Träger des Kleides ließen den Blick auf ihre Schultern frei. William verstand durchaus, weshalb sie seinem Freund auf dem Fest der Farlings ins Auge gefallen
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