Abschied nehmen
sprach er weiter, doch er kam nicht dazu seinen Satz zu vollenden, denn Jamie unterbrach ihn mit einer trostlosen Miene.
„Das habe ich nicht so gemeint, William. Es ist nur so, die Nachrichten, die du gestern zu verkünden hattest, haben mich sehr getroffen. Ich war sehr wütend auf alles und jeden wegen dieser ausweglosen Situation“, sprach er, seinen getrübten Blick auf den Boden vor sich gerichtet. Erst als er geendet hatte, wandte er sich wieder William zu.
„Das kann ich verstehen, mein Freund, aber wir wissen beide, dass in deinen Worten auch ein wenig Wahrheit steckte“, wandte William ein und sah Jamie zweifelnd die Schultern zucken. „Aber wie auch immer, ich möchte dir nur sagen, dass mir unsere Freundschaft so viel bedeutet wie kaum etwas. Diese Leute, die dir sicher genauso wie mir ans Herz wachsen würden, wenn du sie kennen würdest, ziehe ich dir nicht vor. Hätte ich die Wahl würde ich bleiben aber die habe ich nicht und ich bin froh, dass ich bei Menschen Unterschlupf finde, die meine Freunde sind“, sprach William und seine Augen flehten um Jamies Unterstützung.
Und sein Freund verweigerte sie ihm nicht.
„Ja, das weiß ich und das bin ich auch. Es ist nur nicht gerade einfach zu akzeptieren, dass ich mich für immer von dir verabschieden soll.“ Jamie lächelte bitter und wandte seinen Blick ab.
Es brach William schier das Herz, den sonst so fröhlichen Jamie so zu sehen. Er schluckte, eh er fort fuhr.
„Mir fällt es auch alles andere als leicht, ich hoffe, das weißt du aber vielleicht finden wir eines Tages eine Möglichkeit uns wieder zu sehen.“
Sie wussten beide, dass dies mehr Wunschdenken war als alles andere und auch wenn es irgendwann zu einem Treffen käme, es wäre mit einem gemeinsam verbrachten Leben nicht zu vergleichen. Doch sie ließen sich beide auf diesen so schwachen Trost ein, denn das war alles, was ihnen blieb.
„Ja, vielleicht. Aber auch wenn mein Verhalten vorhin etwas übertrieben war, möchte ich mein Vorhaben nicht aufgeben. Ich möchte die letzten Tage mit dir noch genießen und feiern. Zum Trauern bleibt noch genug Zeit, wenn du erst fort bist.“ Jamie strich sich eine blonde Strähne aus der Stirn und sah William auf dessen Zustimmung wartend an.
„Das finde ich auch. Gib mir deine Hand drauf.“
Etwas betrübt lächelnd schüttelten sie einander die Hände, sahen danach wortlos Amy zu, wobei jeder von ihnen seinen Gedanken nachging und versuchte die traurige Stimmung abzuschütteln.
Nach einer Weile unterbrach Jamie die Stille.
„Ich denke, es ist an der Zeit auszuprobieren, ob dein Hengst tatsächlich so schnell ist, wie du behauptest.“ In alter Manier grinste er William schelmisch an, gab seinem Pferd mit einem Mal die Sporen und ließ ihn erstaunt stehen. Eine solche Herausforderung nahm dieser natürlich sofort an und eilte hinterher.
Es dauerte nicht lange, bis er Jamie einholte und ihn hinter sich ließ. Schließlich bremste er Jimmy jedoch und wartete darauf, dass sein Freund ihn einholte.
„Ich würde sagen die Probe hat er bestanden“, sagte Jamie mit einem Grinsen.
„Hast du vielleicht Lust auf noch eine Niederlage? Beispielsweise beim Schach?“
Jamie schloss die Augen und lächelte den Kopf schüttelnd.
„Jetzt wirst du aber langsam übermütig, mein Freund. Lass uns zurückreiten, damit ich dich wieder auf den Boden der Tatsachen zurückbefördern kann.“
Diese freundschaftlichen Sticheleien würden sie beide sehr vermissen.
„Dann mal los“, gab William zurück und ließ seinen Freund wieder hinter sich.
Den ganzen Nachmittag verbrachten sie damit, sich gegenseitig Schachlektionen zu erteilen, bis es für Jamie irgendwann Zeit wurde aufzubrechen. Er wollte sich noch frisch machen und umziehen, bevor er in seine Kutsche steigen und Claudia abholen würde, um mit ihr zu den Winstons zum Abendessen zu fahren.
William und Amy lauschten noch eine Weile ihrem Vater, der wieder aus seinem Buch vorlas, und zogen sich dann auch, bis die Gäste eintrafen, in ihre Gemächer zurück.
„Hallo, Claudia, schön dich wieder zu sehen!“
George und seine Kinder erwarteten ihre Gäste im Empfangssalon, und als die Neuankömmlinge von Edward angekündigt und in den Raum geführt
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