Abschied nehmen
dem er untergebracht worden war. Es war nicht so luxuriös und prunkvoll eingerichtet wie sein Eigenes es gewesen war, doch dies fehlte ihm nicht. Es war alles da, was er brauchte und er war zufrieden.
Was ihn jedoch trotzdem erstaunte, war wie ungewöhnlich geborgen er sich fühlte. Es war weder sein eigenes Zimmer noch sein eigenes Bett und auch nicht sein eigenes Hemd, das er am Leib trug und trotzdem fühlte er sich wohl und zu Hause. Das hatte er nicht erwartet und er war froh, dass er sich hier so heimisch fühlte. Hier war nun schließlich sein zu Hause, daran war nichts zu ändern.
Die Tür ging auf und unterbrach genau im richtigen Augenblick seine Gedanken.
„Dann lass es dir schmecken“, sagte Marcus, nachdem er das Tablett neben William aufs Bett gestellt hatte, damit dieser bequem drankam.
Amüsiert sah er zu, wie William sich auf das Essen stürzte und hielt sich selbst ein wenig zurück. William konnte gar nicht so schnell kauen, wie er neues Essen in seinen Mund stopfte. Er hatte das Gefühl, als hätte er seit Jahren nichts mehr zu sich genommen.
„Du solltest nicht so schlingen. Dein Magen ist so viel Essen nicht gewohnt“, warnte Marcus ihn und erinnert an den Vorfall mit der Milch während seiner Flucht, zügelte William sein Tempo.
„Erzähl mir, was geschehen ist, seit ich hier angekommen bin“, bat er voller Neugier und lehnte sich zurück, während Marcus ihm von den letzten Tagen erzählte.
Er berichtete ihm von der Nacht, in der er zu ihm in den Hof gerufen worden war und von den folgenden Tagen und Nächten. Die großen Sorgen, die sie sich um ihn gemacht hatten, erwähnte er nur am Rande, denn er wollte William nicht noch mehr belasten als notwendig. Er sprach auch nicht darüber, dass er jede Nacht an seinem Bett verbracht hatte, um über ihn zu wachen und da zu sein, wenn er ihn brauchte oder aufwachen würde. Er wollte nicht, dass William dachte, er sei ihm etwas schuldig.
Doch es war nicht notwendig, die Sorgen, die sie sich gemacht hatten, breitzutreten, denn für William waren sie offensichtlich. Zu deutlich hatten sich Marcus’ Empfindungen in seinen Augen gezeigt, während er gesprochen hatte. Außerdem zeigte sein Gesicht noch immer deutliche Spuren von nicht durchgeschlafenen Nächten, sodass William sich die nicht ausgesprochene Geschichte selbst zusammenreimen konnte. Er wusste, was er seinem Freund zu verdanken hatte und das verband sie noch mehr als vorher und machte ihm Hoffnung für seine Zukunft.
Nachdem Marcus mit seiner Geschichte geendet hatte, saßen sie mehrere Augenblicke einfach nur da. Jeder von ihnen ging seinen Gedanken nach und sagte kein Wort. Dann jedoch sah William dem Hünen vor ihm eindringlich in die Augen.
„Danke“, sagte er lediglich und beide wussten, dass sie einander auch ohne Worte verstanden hatten.
Sie lächelten einander an, während sie sich die Hand drückten, als plötzlich die Tür aufschwang und ihre Blicke auf Lilidh fielen. Sie warf Marcus einen fragenden Blick zu, doch eh sie etwas sagen konnte, trat Robert neben sie. Er blieb zunächst auch wie erstarrt stehen, löste sich jedoch nach wenigen Augenblicken.
„Wie …? Wann …?“, brachte er lediglich heraus und ging zu William hinüber, um diesen in den Arm zu nehmen.
„Ich bin so froh, dass du aufgewacht bist!“, lachte er erfreut und drückte William an sich. Dann ließ er ihn los und wandte sich zu Marcus’ Frau um, die noch immer in der Tür stand und ohne etwas zu sagen die Situation betrachtete. „Und Lilidh ist es mit Sicherheit auch, auch wenn ihr Blick etwas anderes sagt“, piesackte er sie.
Sie hatte die Hände in die Seiten gestemmt und sah etwas verärgert drein.
„Wir hätten uns einfach nur beide gewünscht, dass Marcus uns eher darüber unterrichtet hätte“, wandte er sich an Marcus mit einer gespielt bösen Miene, doch in Wirklichkeit warf er seinem Freund nichts vor.
Marcus sah seine Frau mit einem reuigen Lächeln an und sie kam näher, wobei sich ihre Miene mit jedem Schritt aufhellte. Im Vorbeigehen boxte sie Marcus lediglich leicht auf die Schulter und scheuchte ihn und Robert zur Seite, damit sie an William herankam.
„Guten Morgen, William. Ich bin Lilidh, Marcus’ Frau.“
„Guten Morgen, Mylady. Ich bin froh Euch kennenzulernen. Ich habe gehört,
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