Abschied nehmen
Geschichte gar nicht so überaus komisch war, lachten sie, bis ihnen Tränen über die Wangen liefen und ihnen die Bäuche wehtaten.
„Unsere Version der Geschichte ist ja im Gegensatz dazu richtiggehend langweilig.“ Marcus wischte sich über die feuchten Augen, als sie sich schließlich beruhigt hatten.
William sollte als der Sohn von Marcus’ gutem Freund, Lloyd Maccrowd, ausgegeben werden. Dieser hieß auch William, und als er etwa vier Jahre alt war, hatte er mit seinem Vater die Burg Craigh besucht. Wie ein glücklicher Zufall es wollte, hatte er nicht nur Williams Namen, sondern auch seine Haar- und Augenfarbe, sodass diejenigen, die sich an den kleinen Jungen von damals erinnern würden, keinesfalls skeptisch werden würden.
Marcus und Robert hatten sich auch den Grund für den langen Besuch des jungen Maccrowd überlegt.
Es war keinesfalls ungewöhnlich, dass Väter ihre Söhne zu ihren Brüdern oder Freunden schickten, damit diese dort, trotz ihrer wohlhabenden Herkunft, an dem gewöhnlichen Burgleben teilnahmen. Sie sollten einen Beruf erlernen und damit erfahren, was harte Arbeit bedeutete und sich nicht lediglich aufs Jagen und Kämpfen verlegen. Dies sollte sie später zu besseren Oberhäuptern machen, indem sie an eigenem Leibe erfuhren, was ihre Untergebenen zu leisten hatten.
Und so sollte es auch bei William sein.
„Ich werde es gleich mal Mrs. Jenkins erzählen. Sie hat mich ohnehin schon mindestens hundert Mal danach gefragt“, erklärte Robert.
Hatte Martha Jenkins erst einmal davon erfahren, würde es keinen Tag mehr dauern, bis auch der letzte Burgbewohner davon wusste, denn sie konnte zwar sehr verschwiegen sein, wenn man es ausdrücklich von ihr verlangte aber genauso gut war sie auf der anderen Seite dazu geeignet, Nachrichten zu verbreiten.
Eine Weile blieb Robert noch bei Marcus und sie unterhielten sich, nachdem sie das Essen beendet hatten. Doch es war bereits spät geworden und der anstrengende Tag und der Wein ließen ihm die Augen schwer werden. Wenn er Mrs. Jenkins jedoch wie angekündigt heute noch antreffen wollte, musste er sich langsam auf den Weg in die Küche machen und so begann er, das Geschirr zusammenzusammeln.
Er würde danach nicht wiederkommen und wie jeden Abend hatte er ein schlechtes Gewissen, Marcus dort allein zu lassen, auch wenn dieser ihm stets versicherte, dass keine zwei Männer für die Nachtwache von Nöten waren.
„Wenn du meine Hilfe benötigst, kannst du mich jederzeit rufen, das weißt du“, wiederholte er wie bereits an den vorangegangenen Abenden und Marcus winkte wieder ab.
„Geh du zu deiner Frau. Es reicht, wenn Lilidh allein schlafen muss.“ Dann legte er Robert die Hand auf die Schulter und drängte ihn sanft in Richtung Tür.
Als dieser endlich das Zimmer verlassen hatte, ging Marcus zu William hinüber und legte seine große Hand auf dessen Stirn und ohne eine Miene zu verziehen, machte er sich daran kalte Umschläge und ein neues Hemd bereitzulegen.
Es vergingen weitere drei Tage voller Sorgen und drei nicht durchgeschlafene Nächte, bis das Fieber endgültig Williams Körper verließ. Dieses Mal war Marcus noch skeptischer und nichts und niemand konnte ihm seine Zweifel nehmen.
Es war William selbst, der ihn zwei weitere Tage später persönlich von der Besserung seines Zustands überzeugte.
Es war bereits seit einigen Stunden dunkel und Marcus wachte an Williams Bett. Robert hatte ihn vor wenigen Minuten allein gelassen, und weil es Marcus etwas fröstelte, schob er seinen Stuhl näher an das Feuer heran. Er hatte sich eben der Feuerstelle zugewandt, als er plötzlich seinen Namen vernahm.
Es war ein heiseres Flüstern und zunächst hatte er Angst sich umzudrehen, denn er dachte, er sei langsam verrückt geworden und sein Verstand würde ihm einen Streich spielen, doch schließlich rang er sich dazu durch. Langsam erhob er sich von seinem Stuhl, drehte sich zum Bett und erstarrte.
„Hallo, mein Freund.“ William sprach so leise, dass er ihn kaum verstehen konnte. Seine Augen waren halb geöffnet und ein mattes Lächeln umspielte seine trockenen, rissigen Lippen.
Marcus konnte es kaum glauben und blinzelte mehrmals, um sich zu vergewissern, dass seine Augen ihn nicht täuschten.
Aber es war wahr!
Ganz gleich wie oft er
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