Abschied nehmen
Becher auf den kleinen Tisch, der neben dem Bett stand, dabei schwappte ein wenig Flüssigkeit auf seine Hand, die er an seinem Kilt abwischte.
„Herr Gott noch mal, William!“, polterte er mit einem Mal los und Zorn funkelte aus seinen Augen. „Ich hatte gedacht wir seien Freunde!“
„Aber das sind wir doch auch“, erwiderte William etwas verdutzt.
„Ach ja? Ich muss ja ein ganz toller Freund sein, wenn du mir noch nicht mal deine Sorgen anvertrauen kannst.“ Marcus lief, während er sprach, im Zimmer umher und gestikulierte heftig, wie immer wenn er wütend war. „Ach ja, ich hätte ja beinahe vergessen, dass du mich ja lediglich nicht damit belasten willst. Denkst du denn, mich belastet es weniger, wenn ich sehe, wie du hier herumvegetierst und es dir von Tag zu Tag elender geht? Meinst du, es ist leichter, dir dabei zuzusehen, wie du dich immer weiter zurückziehst und dich sogar schlafend stellst, wenn ich in dein Zimmer komme?“
William schluckte, den Kopf noch immer leicht gesenkt und sah seinen Freund aus traurigen Augen an. Er kam sich vor, als sei er wieder zehn Jahre alt und als würde sein Vater ihm eine Standpauke halten, weil er mal wieder etwas ausgefressen hatte. Der Unterschied war nur, dass Jamie an seiner Seite fehlte und es nicht sein Vater, sondern einer seiner Freunde war, von dem er hier angeschrien wurde.
Augenblick Mal, dachte er jedoch plötzlich, als ihm noch ein weiterer großer Unterschied auffiel. Er war nicht mehr zehn, sondern ein erwachsener Mann und er konnte mindestens genauso gut zurückschreien.
„Ach, sei doch still, Marcus! Du weißt doch überhaupt nicht, wie das ist!“, donnerte er zurück und kaum waren sie ausgesprochen, bereute er auch schon wieder seine Worte. Er biss sich auf die Lippe, legte seine Stirn in Falten und funkelte Marcus an.
Dessen Blick wurde hingegen viel weicher. Er hatte erreicht, was er wollte und so ging er wieder zu William hinüber und nahm auf dem Stuhl Platz. Dann goss er ihnen mehr Whisky in ihre Becher und reichte den einen an William weiter.
„Dann erzähl es mir!“, sagte er ruhig aber bestimmt mit einem durchdringenden Blick.
Fluchtartig verließ William das Bett und nun war es an ihm, wütend durch den Raum zu tigern.
„Ich will nicht schon wieder in meinem Selbstmitleid schwelgen, Marcus! Seit Wochen passiert mir dies immer wieder! Ich versinke darin und es zieht mich immer weiter hinab und alle Mühe, die ich mir gebe, um es abzustellen, ist vergebens! Ich kenne mich nicht so und kann mich selbst nicht ausstehen, wenn ich so bin!“, sprach er und jedes Wort und jede Geste schrie seine Verzweiflung heraus.
Marcus brach es das Herz.
„William, nur weil du unglücklich bist über deine Lage, bedeutet es nicht, dass du dich selbst bemitleidest“, sprach er sanft und beobachtete seinen Freund, der mit vor der Brust verschränkten Armen und aufeinander gepressten Kiefern da stand und vor Zorn schwer atmete. „Derjenige, den diese Situation nicht belasten würde, hätte für mich kein Herz, und dass du eines hast, beweist du nicht erst jetzt.
Aber du musst dir endlich Erleichterung verschaffen und mit jemandem darüber sprechen, sonst frisst es dich auf, eh du es merkst. Ich bestehe auch keinesfalls darauf, dass du mit mir sprichst. Du musst es nur sagen und ich hole jeden her, dem du dich anvertrauen willst, doch tue mir den Gefallen und rede mit irgendjemandem“, bat Marcus inständig und senkte den Blick in den Becher in seiner Hand.
William blieb zunächst wie angewurzelt stehen. Die Worte seines Freundes hatten seinen Zorn fortgewischt und nun blickte er ihn betrübt an. Natürlich wäre Marcus der Erste auf der Liste derer, denen er sich anvertrauen würde, doch er musste sich eingestehen, dass er seinem Freund in den letzten Tagen genügend Gründe dafür geliefert hatte, daran zu zweifeln. Er hatte sich zurückgezogen, Distanz geschaffen und wie offensichtlich er das getan hatte, war ihm erst klar geworden, als Marcus ihm vorhin mitgeteilt hatte, wobei er ihn ertappt hatte. Es war wahrlich kein Wunder, dass Marcus dachte, er würde ihm nicht mehr vertrauen und er wollte und würde ihn keinesfalls in dem Glauben lassen.
So ging er wieder zum Bett zurück, nahm Platz und nach einem großen Schluck Whisky begann er, zu sprechen.
Zunächst war jeder Satz eine
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