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Abschied nehmen

Abschied nehmen

Titel: Abschied nehmen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sam Miskull
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dass William endlich aufgewacht sei, doch als er sich zu ihm umwandte, verflog die Freude sofort wieder. Er sah auf die rosigen Wangen und die feuchte Stirn und wusste, dass die schlechte Nachricht von eben nicht die Einzige an diesem Tag gewesen war.
        
         Er riss die Tür auf und befahl dem Küchenmädchen, das gerade den Gang hinunter lief, Lilidh und Robert zu holen. Als diese wenige Minuten später auftauchten, begriffen sie angesichts Marcus’ besorgter Miene sogleich, was geschehen war. Sie sprachen kaum, denn mittlerweile wusste jeder, was zu tun war. Während Lilidh Williams Wunde untersuchte, ging Robert los, um frisches Wasser für Umschläge zu holen und Marcus suchte nach einem frischen Hemd für William. Lilidh atmete erleichtert auf, als sie feststellte, dass die Wunde nicht schwärte. Doch um sicherzugehen, säuberte sie sie erneut gründlich und desinfizierte sie mit Whisky, um sie gleich darauf mit einer frischen Salbe und einem Verband zu bedecken.
         Sie warf einen besorgten Blick auf ihren Mann und dann einen verärgerten zum Himmel hinauf. Weshalb ließ Gott dies nur zu. Was hatten die beiden denn angestellt, dass er sie dermaßen quälte?
         „Wenn ihr mich braucht, dann ruft mich“, flüsterte sie Marcus ins Haar, hauchte einen Kuss auf sein Haupt und verließ das Zimmer.
         Ihre Salbenvorräte gingen langsam zur Neige und sie würde bis spät in die Nacht brauchen, um genügend neue herzustellen. Vor der Tür begegnete sie Robert.
         „Bitte gib Acht auf ihn. Sonst wird er noch von seinen Schuldgefühlen zerfressen“, sagte sie mit einer sorgevollen Miene und ging dann weiter. Marcus hatte ihr zwar nichts erzählt, doch sie kannte ihn und wusste, wie er dachte. Sie ahnte, welche Gedanken ihn quälten und wusste, dass sie durch Williams Rückfall mit der doppelten Kraft wieder auf ihn einstürzen würden.
         Robert gab sich alle Mühe, um Marcus abzulenken, was ihm mal besser und mal schlechter gelang. Doch auch Marcus selbst versuchte, sich so gut es ging zu beherrschen. Nach ihrem Gespräch vom Morgen hatte er beschlossen, sich zusammenzureißen. Er wollte nicht, dass Robert und Lilidh sich auch noch um ihn sorgten.
         Es war bereits seit mehreren Stunden dunkel, als die beiden Männer sich über ihr Abendessen beugten, das Robert aus der Küche für sie geholt hatte.
         „Um noch einmal auf das Thema von heute Nachmittag zu kommen“, sprach Robert und biss in die knusprig gebratene Hühnerkeule.
         „Meinst du die Mackendricks?“, fragte Marcus ebenfalls kauend.
         „Nein, ich meine unseren Freund Maccrowd.“ Er deutete mit einer Kopfbewegung auf William.
         „Was ist mit ihm?“
         „Langsam sollten wir unsere Geschichte unters Volk bringen, denn du glaubst gar nicht wie viele verschiedene Gerüchte ich bereits gehört habe.“
         Marcus behielt seine pessimistischen Gedanken, die durch seinen Kopf schwirrten, für sich. Er fragte sich nämlich, ob es überhaupt notwendig wäre die Burgbewohner aufzuklären, wenn doch nicht einmal klar war, ob sie William überhaupt mal kennenlernen würden. Doch gleich darauf schüttelte er in Gedanken den Kopf über sich selbst und die Überlegungen, die er hegte.
         „Du hast Recht, langsam wird es Zeit. Aber sag mal, was erzählt man sich denn so?“
         Robert musste schon lachen, bevor er überhaupt zu sprechen begann. „Also William ist bereits ein Spion gewesen, der den englischen König für dich auskundschaftet.“
         „Hm, interessant.“ Marcus knabberte amüsiert an einem Stück Brot.
         „Ich habe auch gehört, dass er einer von Mackendricks Männern ist, den wir zu fassen bekommen haben und den wir nun hier in diesem Zimmer festhalten und Informationen aus ihm herausfoltern.“
         „Das ist zwar nicht so aber es ist gar keine schlechte Idee“, grinste Marcus.
         „Aber ein Gerücht hab ich noch. Es ist das Beste, wie ich finde.“
         Marcus lehnte sich interessiert nach vorne und Robert sprach in einem verschwörerischen Ton.         
         „William ist dein unehelicher Sohn. Seine Mutter, eine Dorfhure, hat ihm vor kurzem von dir als seinem Vater erzählt, und da er Reichtum witterte, hat er sich sofort auf den Weg hierher gemacht, um sich zu holen, was ihm zusteht.“
         Das schallende Gelächter, in das beide ausbrachen, war sehr befreiend. Auch wenn die

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