Abschied nehmen
sie all ihre Kraft zusammen und riss und zerrte an dem schweren Sack, bis sie es übertrieb und plötzlich ein Schmerz ihren Rücken durchfuhr. Mit einer gequälten Miene stöhnte sie vernehmlich auf und instinktiv trat William einen Schritt auf sie zu.
„Habt ihr Euch wehgetan?“, fragte er ein wenig besorgt.
Kate würdigte ihn keines Blickes.
„Nein!“, zischte sie lediglich zwischen zusammengebissenen Zähnen hindurch und wollte sich gerade wieder bücken, um ihre Arbeit fortzusetzen, da reichte es William.
Er hatte zwar schon viel von der Sturheit der Schotten gehört aber Kate übertraf alles. Sie würde sich eher den Rücken verrenken, als sich von ihm helfen zu lassen. So fragte er nicht länger, sondern marschierte geradewegs an ihr vorbei, hievte den Sack auf seine Schulter und trug ihn zu dem Wagen, der in der Nähe der Scheune stand.
„Erwartet nun nicht, dass ich aus Dankbarkeit vor Euch auf den Knien herumrutsche“, sagte sie bissig, als William wieder auf dem Weg in die Scheune an ihr vorüberkam.
Sie war sehr wohl dankbar dafür, diesen Sack nicht über den ganzen Hof schleppen zu müssen, doch ihre Dankbarkeit richtete sich nicht an diesen aufgeblasenen Kerl, der ihr sicher nicht aus Nächstenliebe geholfen hatte. Das war nichts weiter gewesen als eine selbstverliebte Demonstration seiner Kraft und dafür würde er sicher keinen Dank von ihr erhalten.
Als William hörte, was sie sagte, blieb er abrupt stehen. Er dachte zunächst, sich verhört zu haben, aber dem war nicht so. Er ballte vor Wut die Fäuste.
„Dies tue ich nicht! Ein einfaches Danke hätte auch ausgereicht“, zischte er ihr entgegen und ohne eine Antwort abzuwarten, ging er davon.
Als Kate seine Wut bemerkte, kam ihr der Gedanke, dass sie sich doch möglicherweise in ihm täuschte, doch dieser ging unter, als Hugh und Alec zu ihr traten und sie in ein Gespräch verwickelten.
Sie plauderten noch immer miteinander, als William mit einem weiteren Sack Saatgut aus der Scheune trat.
„William, mein Freund. Du bist bereits so früh auf? Komm gesell dich zu uns und mach eine kurze Pause!“, rief Hugh ihm zu.
William sah mit einem wütenden Blick zu Kate hinüber, die diesen auf gleiche Weise erwiderte, und winkte ab.
„Ach, es gibt noch viel zu tun. Ich mache mich lieber nützlich“, erwiderte er freundlich, jedoch kurz angebunden und ging an ihnen vorüber.
Den beiden Männern war die Anspannung zwischen den beiden jungen Leuten nicht entgangen und sie wechselten einen erstaunten Blick. Doch um dem Grund dafür nun nachzugehen, war im Augenblick keine Zeit und so machten sie sich ohne weitere Worte daran, William zu helfen.
Es dauerte nicht lange, bis die übrigen Burgbewohner sich auch zu ihnen gesellten und als die Wagen beladen und die Pferde gesattelt waren, brach die Gruppe, angeführt von Marcus, zu den Feldern auf.
Die Übrigen, unter Ihnen auch Kate, blieben in der Burg zurück, um die dort anstehenden Arbeiten zu erledigen. Sie selbst blieb noch einen Augenblick lang stehen und sah den vom Hof reitenden nach. William ritt neben Marcus und dieser lachte gerade über irgendetwas, das William gesagt hatte. Angesichts der offensichtlichen Freundschaft zwischen den beiden Männern schüttelte Kate unverständlich den Kopf, und als sie kurz danach aus ihrer Sicht verschwunden waren, schüttelte sie den Gedanken ab und eilte davon, um ihre Arbeiten zu erledigen.
An ihrem Ziel angekommen teilte Marcus seine Leute in Gruppen von zwei Männern und einer Frau ein. William sollte mit Angus und einer jungen Frau namens Allasan zusammenarbeiten, und nachdem Angus seinen Freund kurz eingewiesen hatte, machte William sich daran das Feld umzupflügen.
Während er pflügte, folgte Allasan ihm, um das Saatgut, das sie aus einem Beutel, der um ihren Hals hing, schöpfte, in den Furchen zu verteilen. Angus, der zuletzt kam, schloss die Furchen wieder, indem er eine Egge hinter sich herzog.
Es war ein angenehmer Frühlingstag, an dem die Sonne sich nicht zeigte und der somit auch nicht allzu heiß war und doch war William bereits nach der ersten umgepflügten Reihe vollkommen nass geschwitzt. Die Arbeit war ziemlich anstrengend, doch dank Angus und Allasan, die ihm dicht auf den Fersen folgten, verging die Zeit sehr
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