Abschied nehmen
verächtlich. Das war nun wirklich die Höhe, was bildete er sich eigentlich ein.
„Ich würde nicht mal mit Euch tanzen, wenn man mir stattdessen eine Horde wild gewordener Hunde auf den Hals hetzen würde.“
„Oh, ich denke in diesem Punkt sind wir uns ausnahmsweise Mal einig“, erwiderte William.
„Wunderbar, dann denke ich, haben wir alles geklärt“, sagte sie, raffte die weiten Röcke und ohne ein weiteres Wort drehte sie sich um und ließ William allein.
Das war doch wirklich nicht zu glauben, dieser Kerl war das unausstehlichste und frechste Wesen, das ihr je begegnet war. Er hatte weder Manieren noch Anstand, sonst hätte er nicht auf diese Art und Weise mit ihr gesprochen, dachte sie, während sie über den Hof stampfte.
Und auch William, der noch ein paar Augenblicke auf der Burgmauer verweilte, bevor er hineinging, ärgerte sich über sie. Wie konnte dieses kratzbürstige Weib nur die Tochter seines Freundes sein, den er so schätzte. Scheinbar hatte sie so gar nichts mit ihrem Vater gemein, dachte er und nahm sich vor nun so lange mit den Damen zu tanzen, bis Kate vor Wut im Dreieck springen würde.
Als er den Saal jedoch betrat, war sie nicht zu sehen und William war beinahe ein wenig enttäuscht darüber, sie nicht noch weiter ärgern zu können. Doch gleich danach verdrängte er den unangenehmen Gedanken an sie und wandte sich wieder den Feierlichkeiten zu, die bis tief in die Nacht andauerten und die er und seine engsten Freunde allesamt schwer angetrunken als Letzte verließen.
8. Kapitel
Mit der neuen Woche begann auch die angekündigte Aussaat. Bereits bei Sonnenaufgang herrschte ein geschäftiges Treiben in der ganzen Burg, das jeden dazu veranlasste, sich aus seinem Bett zu erheben und sich an den Vorbereitungen zu beteiligen.
William war einer der Ersten, die sich im Hof einfanden, um zu helfen. Ein Albtraum hatte ihn bereits in den frühen Morgenstunden erwachen lassen, und als er die ersten Geräusche von draußen vernommen hatte, war es eine Wohltat für ihn gewesen, sein Gemach mit den sich darin befindenden Geistern verlassen zu können.
Da er bereits seit Stunden vollständig angekleidet war – nach dem Erwachen hatte er in allen möglichen Dingen Ablenkung gesucht - schlüpfte er aus der Tür hinaus, durchquerte lautlos die Flure, um schließlich in den Hof hinauszutreten.
Die Dämmerung hatte noch nicht eingesetzt, und auch wenn in der Küche bereits gewerkelt wurde, schien er der Erste im Hof zu sein. Er wollte gerade auf dem Absatz kehrt machen, um Martha einen Besuch abzustatten, als er ein Geräusch vernahm. Sein Blick wanderte in dessen Richtung und er erblickte Kate, die sich gerade damit herummühte, einen der großen Saatgutsäcke aus der Scheune hinauszubefördern.
Der wiegt mit Sicherheit eineinhalbmal so viel wie sie, dachte William und betrachtete sie amüsiert dabei, wie sie nun beide Füße in die Erde stemmte und mit aller Kraft an dem Sack zog, der sich jedoch immer nur ein kleines Stück vorwärts bewegte. Ihre Stirn glänzte bereits vor Schweiß und die Strähnen, die sich bei der Arbeit aus ihrem Zopf gelöst hatten, klebten in ihrem Gesicht.
William verschränkte die Arme vor der Brust und beobachtete sie eine Weile. Er war wirklich versucht sein Vorhaben, sich in die Küche zurückzuziehen, umzusetzen, doch schließlich fasste er sich ein Herz und beschloss ihr zumindest seine Hilfe anzubieten, auch wenn er vermutete, dass sie sie ohnehin ablehnen würde.
„Soll ich das vielleicht machen?“, fragte er, nachdem er von hinten an sie herangetreten war und als Kate das Angebot hörte, erhob sie sich erleichtert.
Mit einem breiten Lächeln drehte sie sich zu ihm um, froh darüber, dass endlich jemand kam und ihr half, doch sein Anblick ließ ihr Lächeln gleich wieder verschwinden.
Ihre Miene verdüsterte sich und sie wandte sich wieder ihrer Arbeit zu.
„Ich schaffe das schon allein“, erwiderte sie mit dem Rücken zu ihm und machte sich wieder daran an dem Leinen herumzuzerren.
Nun da sie wusste, dass er sie beobachtete, wollte sie ihm erst recht zeigen, dass sie seine Hilfe tatsächlich nicht nötig hatte. Sicher sie hatte sich überschätzt, als sie sich diese Arbeit aufgebürdet hatte, doch ihm würde sie die Genugtuung, das zuzugeben, sicher nicht gönnen. So nahm
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