Abschied nehmen
entschuldigte er sich schnell, und noch bevor ihn eine andere auffordern konnte, war er bereits aus der Tür geschlüpft.
Als er in den Hof hinaustrat, atmete er die frische Luft ein. Der Himmel war voller Sterne und der beinahe volle Mond spendete neben den wenigen angezündeten Fackeln genügend Licht, um sich sicher im Hof bewegen zu können. William überquerte diesen und hatte gerade die steile Treppe, die auf die Burgmauer führte, erklommen, als er Schritte hinter sich vernahm.
Er blickte hinter sich, und auch wenn er nicht sehen konnte, um wen es sich handelte, konnte er erkennen, dass eine Frau ihm gefolgt war.
„Es tut mir leid, aber ich brauche eine Pause vom Tanzen. Vielleicht könnten wir dies auf später verschieben“, sagte er vorsichtig und im nächsten Augenblick trat Kate ins Licht.
Vom Mondschein beleuchtet stand sie nun vor ihm, die Arme vor der Brust verschränkt, die sich unter dem aus dunkelblauem Samt gefertigten Kleid hob und senkte. Aus ihrem mit zahlreichen Spangen hochgestecktem Haar hatten sich ein paar Strähnen gelöst und umrahmten nun ein äußerst abweisend dreinschauendes Gesicht.
„Es ist einfach nicht zu glauben, wie eingebildet Ihr seid“, stellte sie mit einem teils verärgerten und teils ungläubigen Kopfschütteln fest.
Sie hatte vorhin noch bereut, dass sie den Gast ihres Vaters in den letzten Tagen so unhöflich behandelt hatte. Sie hatte die Wut, die sie Marcus gegenüber gehegt hatte, auf ihn projiziert und war ihm in den letzten Tagen stets aus dem Weg gegangen. Dies hatte sich allerdings als gar nicht so einfach herausgestellt, wie angenommen, denn im Zuge der Vorbereitungen für das Fest hatte sie in der ganzen Burg zu tun gehabt und er war scheinbar überall dort gewesen, wo auch sie war.
Jedenfalls war sie mit der festen Absicht zu dem Fest gegangen, sich bei ihm zu entschuldigen und mit ihm Frieden zu schließen. Doch es schien einfach unmöglich auch nur einen Augenblick ungestört mit ihm zu sprechen. Stets hatte jemand bei ihm gestanden und sich mit ihm unterhalten, und als dies endlich ein Ende gefunden hatte, war er unentwegt zum Tanzen aufgefordert worden, sodass sie sich noch weiter hatte gedulden müssen.
Als er schließlich den Saal verlassen hatte, hatte sie endlich ihre Gelegenheit gewittert und war ihm gleich gefolgt und nun musste sie sich eine solche unverfrorene Unterstellung anhören!
Doch ein Gutes hatte diese, denn nun wurde ihr mit einem Mal klar, was sie bereits unbewusst den ganzen Abend an ihm geärgert hatte. Er hatte sich wie ein arroganter Gockel in einem Hühnerstall aufgeführt. Vollkommen von sich selbst überzeugt hatte er nur dagestanden und die Mädchen zu sich kommen lassen, damit sie ihn zum Tanzen aufforderten. Angewidert von seinem anmaßenden Verhalten verzog sie das Gesicht.
Doch auch William war alles andere als angetan von dem Benehmen seiner Gegenüber. Marcus hatte zwar gesagt, dass Kate sich bis zum Fest wahrscheinlich wieder beruhigt haben würde, doch da hatte er sich anscheinend getäuscht. Dieses zänkische Weib war seit ihrer ersten Begegnung nur wütend auf ihn gewesen, und da er sich keiner Schuld bewusst war, beschloss er dies nicht mehr hinzunehmen und auf ihren Stimmungswechsel zu warten.
„Oh, entschuldigt bitte, hätte ich gewusst, dass Ihr es seid, dann hätte ich dies bestimmt nicht gesagt. Ich kenne mittlerweile Euer übellauniges Wesen und hätte mir diese Aussage sicher verkniffen.“ William schoss mit einem kalten Lächeln gnadenlos zurück.
„Ich? Übellaunig?“, erwiderte Kate und riss ungläubig die Augen auf. „Das bin ich nur Männern gegenüber, die denken, dass jedes einzelne Mädchen sie unwiderstehlich finden muss und sich ihnen an den Hals werfen muss, so wie Ihr es tut! Nicht jede Frau in dieser Burg hat den Wunsch nach Eurer Gesellschaft.“
William verstand die Welt nicht mehr. Was war nur mit dieser Frau los? Was hatte er ihr getan, fragte er sich, doch er fand noch immer keine Antwort und so beschloss er ihre grundlose Feindseligkeit zu strafen, indem er sie noch weiter reizte. Nun war es ihm gleich, ob sie sich vertragen würden, diese Angriffe würde er auch nicht um der Freundschaft zu Marcus willen über sich ergehen lassen.
„Oh, seid Ihr etwa eifersüchtig, weil ich nicht mit Euch zuerst getanzt habe?“
Kate lachte
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