Abschied nehmen
Nacken zum Erliegen gekommen, und während sie ihn nun streichelte, blieb der Hengst vollkommen ruhig. Er bockte nicht und trat auch nicht nach ihr, er stand einfach nur da und ließ sich streicheln.
Das war doch wirklich nicht zu glauben! Die Person, die ihn am wenigsten mochte und die der Hengst als seine „Feindin“ hätte erkennen müssen, die ließ er an sich ran, dafür verschreckte er alle anderen. Gebannt von dem Bild, das sich ihm bot, reagierte er erst, als Marcus ihn zum dritten Mal ansprach.
„Wovon bist du denn so gefesselt? Ich dachte Kate und du seid nicht die besten Freunde?“, fragte Marcus, als er endlich Williams Aufmerksamkeit hatte.
„Ach, hat sie dir davon erzählt?“ Williams Wangen färbten sich rot. Er hatte gewusst, dass er dieses unangenehme Gespräch mit Marcus irgendwann würde führen müssen und doch hatte er nicht geahnt, dass es schon so bald sein würde.
„Nein, mein Freund, aber euer Verhalten heute Morgen sprach Bände.“ Marcus klang ein wenig traurig angesichts der Situation.
„Es tut mir leid. Ich weiß, sie ist deine Tochter und ich hätte auch gerne mit ihr Freundschaft geschlossen, glaube mir das bitte aber es war einfach nicht möglich.“
William sah das neben ihm sitzende Clansoberhaupt mit einem bedrückten Blick an. Er hatte Angst, dass ihre Freundschaft unter den Unstimmigkeiten mit seiner Tochter leiden würde.
Ein freundschaftlicher Schubs seines Freundes riss ihn aus seinen Gedanken.
„Mach dir keine Sorgen, das wird zwischen uns nichts ändern“, hörte er Marcus sagen, als hätte der seine Gedanken gelesen und musste unwillkürlich grinsen. „Ich hätte es mir nur anders gewünscht. Nun ja vielleicht pendelt sich das irgendwann ein.“
„Aye, vielleicht“, erwiderte William, auch wenn er nicht so recht daran glaubte.
Damit beendeten sie das Thema und William war erleichtert, dass sein Freund nicht nach den Gründen für die Auseinandersetzungen zwischen ihm und Kate gefragt hatte. Er hätte sie ungern ihrem Vater gegenüber offen beschuldigt, der Auslöser ihrer Streitigkeiten zu sein, doch wenn er nicht hätte lügen wollen, dann hätte er das wohl oder übel tun müssen, denn sie war diejenige, die stets den Streit vom Zaun brach. Er hoffte, dies würde zwischen ihm und Marcus auch in Zukunft nicht zur Sprache kommen, dann wandte er sich dem Essen zu und Allasan verstrickte ihn wieder in ein Gespräch.
„Hey, William, Robert erzählte uns eben du seiest ein äußerst geschickter Kämpfer!“
Sie hatten ihr Mahl bereits beendet und saßen gut gesättigt beisammen, als Joe ihn ansprach. Plötzlich verstummten sämtliche Gespräche und alle erwarteten gespannt Williams Antwort. Sie hofften gleich einem Kampf zu Gesicht zu bekommen, auf den sie ein paar Wetten würden abschließen können.
William blickte zu Robert herüber, der lediglich, die Unschuld selbst, die Schultern zuckte.
„Ach, so etwas erzählt Robert?“, erwiderte William seinen Freund angrinsend.
„Aye, er behauptet, dass du es schon einmal verletzt mit zwei Männern aufgenommen hast“, erklärte Joe weiter und William sah seinen Freund brav nicken, um die Richtigkeit der Worte zu untermauern.
William hoffte nur, dass wenn Robert diese Wahrheit schon preisgab, er sie in eine hübsche erlogene Geschichte verpackt hatte und ein Blick in dessen blaue Augen beseitigte seine Zweifel sofort.
„Nun, das stimmt wohl. Aber trotzdem würde ich mich deshalb nicht als äußerst geschickt bezeichnen, wie es der liebe Robert getan hat“, erwiderte er mit einem ironischen Grinsen in dessen Richtung und erntete eine untertänige Verbeugung. Daraufhin schüttelte er amüsiert den Kopf und wandte sich wieder Joe zu. „Ich würde eher sagen, es sei Glück gewesen“, stellte er klar, doch der Alte blieb hartnäckig.
„Ach ja? Und wie wäre es, wenn du dein Glück mal gegen meinen Sohn Andrew versuchen würdest?“, sagte er und deutete mit einer stolzen Miene auf den rothaarigen Koloss neben ihm.
Andrew war ein Baum von einem Mann und hatte annährend die Größe und Statur von Marcus, nur dass er etwa halb so alt war wie dieser. William musterte den Gleichaltrigen, der fest davon überzeugt schien, den Sieg bereits in der Tasche zu haben und nur so vor Herausforderung strotzte und so
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