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Abschied von Chautauqua

Titel: Abschied von Chautauqua Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stewart O'Nan
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machen.»
      «Sag doch so was nicht.»
      «Stimmt aber.»
      «Verflucht», sagte Margaret, «ich weiß nicht mal, wo ich in zwei Jahren bin, geschweige denn in zehn.»
      Überrumpelt konnte Arlene zu diesem Geständnis nur nicken. Vor Monaten hatte sie in der stickigen Feuchtigkeit des phipps Conservatory vor ein paar knalligen Orchideen gestanden, und Emily hatte sich negativ über die Möglichkeit geäußert, dass Margaret und Jeff sich wieder versöhnen könnten. Arlene war anderer Meinung gewesen. Jetzt stellte sich heraus, dass sie Unrecht gehabt hatte, und sie war erleichtert und seltsam erfreut, weil Margaret es ihr persönlich gesagt hatte.
      «Tut mir Leid», sagte Arlene.
      «So ist es am besten.» Margaret trat ihre Zigarette aus. «Mir bleibt sowieso nichts anderes übrig.»
      Arlene hätte am liebsten noch eine Zigarette geraucht, hätte sich am liebsten weiter unterhalten, doch das Gespräch war zu Ende. Der Regen trommelte auf die Garage. Durchs nasse Gras hasteten sie zur Küchentür. Drinnen formte Lisa Hamburger und legte sie auf eine Platte. Margaret fragte, ob sie Hilfe brauche, und Lisa übertrug ihr die Verantwortung für die Pommes frites der Kinder. Arlene sah, dass für sie kein Platz war, und ging ins Wohnzimmer, wo sich die Jungs Zeichentrickfilme anschauten. Durchs Fenster sah sie Emily und Kenneth auf der Veranda, wo sich Emily über irgendetwas ausließ.
      Als sie am Fernseher vorbeikam, drehte sie den Ton leiser, doch sie hörte ihn auch bei geschlossener Zimmertür. Das Zimmer war so voll gestopft, dass kein Stuhl mehr hineinpasste, deshalb setzte sie sich aufs Bett und sah ihre Hände an, die schlaff auf ihrem Schoß lagen. Sie drehte sie um und betrachtete die Handrücken, die Adern zwischen den zarten Knochen, als wären sie ihr fremd und gehörten nicht ihr.
      Die Leute in diesem Haus waren die einzigen Menschen auf der ganzen Welt, die ihr noch geblieben waren. In einer Woche würde sie, umgeben von Erinnerungen, wieder in ihrer Wohnung sein, und während der Tag sich dem Ende zuneigte, würde die Sonne die Wand über dem Sofa hinabklettern und sie rosa anmalen, bevor das Grau die Ecken erfüllte. Nächstes Jahr würden sie nicht mehr herkommen. Es ergab einen Sinn, dass sie sich ein Erinnerungsstück aussuchen sollte. Zehn Jahre konnten eine lange Zeit sein. Während nebenan die Zeichentrickfilme liefen, saß sie da und überlegte, was sie gern haben wollte.
     
     
* 14
     
    Sarah musste raus aus dem Haus, einfach abhauen, gehen, von allen anderen wegkommen - hauptsächlich von ihrer Mutter, die ihr sagt, sie soll helfen, und sie anschreit, als sie antwortet, dass es nichts mehr zu tun gibt (sie hatte nachgesehen, Onkel Ken hatte es bestätigt).
      «Es gibtjede Menge zu tun. Du kannst allen Milch eingießen. Wir brauchen Servietten und Besteck, und ich seh weder Ketchup noch Senf auf dem Tisch. Du kannst alle auf der Veranda fragen, ob sie Zwiebeln auf ihre Hot Dogs haben wollen.»
      «Ich will welche», warf Tante Lisa, die Komplizin ihrer Mutter, vom Spülbecken aus ein.
      «Da hörst du's», sagte ihre Mutter, «du kannst eine Zwiebel klein schneiden und in ein Schälchen füllen. Wenn du damit fertig bist, sag Bescheid, dann geb ich dir eine andere Aufgabe. Glaub bloß nicht, es gibt nichts zu tun.»
      «Wo finde ich ein Messer?»
      «Wo wohl, Sarah? In der Schublade bei all den anderen Messern, da, wo sie immer liegen. Hör mal, wenn du dich so aufführen willst, dann geh einfach. Das ist keine Hilfe.»
      «Ich will ja helfen, Mom.»
      «Hört sich aber nicht so an.» Sie zog die Schublade klirrend heraus und schloss sie wieder, als Sarah ein Messer gefunden hatte.
      «Nimm das Hackbrett auf der Geschirrspülmaschine, das blaue ist sauber. Du weißt doch noch, wie man eine Zwiebel schneidet?»
      «Ja.»
      In zwei Hälften, damit man eine flache Seite hat, die nicht herumrollt, und wenn das noch zu groß ist, dann nochmal die Hälfte davon. Erst schneidet man sie der Länge nach auf, in Ringe und wenn man dann andersrum schneidet, ist innen schon alles klein geschnitten.
      «Willst du ans Spülbecken?», fragte Tante Lisa.
      «Ist schon okay.»
      Sie würde sowieso weinen; die violetten waren am schlimmsten. Beim Schälen war sie vorsichtig, um die Haut nicht zu beschädigen. Als sie das erste Mal richtig schnitt, beugte sie sich zurück - stand ganz krumm da, aber ihre Mutter guckte nicht. Es war eine große

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