Abschied von Chautauqua
diese Liste. Damit plagt sie uns schon seit unserer Ankunft. Wahrscheinlich glaubt sie wirklich, dass wir uns um die Sachen streiten. Von mir aus kann sie alles in den See schmeißen.»
Daraufhin prostete ihr Lise mit ihrem Becher zu und deutete dann mit dem Kinn zum Fenster. « Sieht nach einem Tag in der Book Barn aus.»
«Die Jungs wollen unbedingt ins Kasino. Ich hab noch nichts dazu gesagt.»
«Ich kann sie hinbringen», bot Ken an. «Aber ich glaube, es macht erst später auf.»
«Und was ist mit den Mädchen?», fragte Lise.
«Kein Problem. Mom und Arlene gehen im Lenhart Mittag essen, aber es ist genug Aufschnitt und alles da. Sarah kann sich selbst versorgen.»
«Ella kommt auch allein zurecht», pflichtete Lise ihr bei. «Und, wie lange können wir uns Bücher anschauen?»
«Sie haben neu angebaut», sagte Meg.
«Wenn ihr schon in der Gegend seid, könnt ihr ein paar Videos besorgen», schlug Ken vor.
«Du bist doch viel näher an dem Laden», widersprach Lise.
«Mit den Jungs geh ich da auf keinen Fall rein.»
Keiner wollte entscheiden, was sie holen sollten, und Meg ging wieder nach unten. Ken sagte, er wolle als Erster duschen, er habe noch einiges zu erledigen. Lise überlegte, ob sie ihn packen sollte, bevor er sich aus dem Bett schwingen konnte, verzichtete aber darauf. Der Tag hatte schon angefangen.
Er schloss die Badezimmertür, und sie streckte sich unter den kühlen Laken aus, vom Gewicht der Decke festgeheftet wie ein Schmetterling. Sie wünschte, er hätte sich nicht so rasch bereit erklärt, die Jungs zu fahren. Jetzt würde sie ihn den ganzen Tag lang nicht sehen. Um mit Meg zusammen zu sein, würde er die ganze Nacht aufbleiben. Sie sah, dass ihm der Gedanke, sie könnte eifersüchtig sein, unangenehm war. Das war es nicht. Sie wollte keine Geheimnisse wissen, wollte bloß einbezogen werden, nicht vergessen sein. Er und Meg bildeten ihre eigene kleine Welt, sie konnten sich stundenlang ihre Lieblingsgeschichten erzählen, ohne je müde zu werden, ohne sich je zu langweilen. Zehn Minuten mit Lise, und er hatte nichts mehr zu sagen, zog sich in seinen Panzer zurück. Für Lise war das bloß ein weiteres Problem, dem sie sich stellen mussten, bevor sie zum Kern ihrer Ehekrise vordringen konnten. Wie immer hatte sie das Gefühl, dass ihr Gespräch noch nicht zu Ende war.
* 4
«Glumanda entwickelt sich weiter!», las Justin von seinem Bildschirm ab.
«Na toll», sagte Sam, zu beschäftigt mit seinem eigenen, um aufblicken zu können.
«Dann hast du wohl schon einen Glutexo, was?»
«Dann schläfst du wohl noch mit Stofftieren, was?»
«Und?», sagte Justin.
«Das machen bloß Babys.» Vornübergebeugt spielte Sam sein Spiel weiter, neigte sich mitten in einem Kampf zur Seite, und Justin wandte sich wieder seinem eigenen zu, beleidigt und wütend auf Sam, aber zugleich besorgt, dass er Recht haben könnte.
* 5
Sie und Ella fragten gemeinsam und taten so, als wollten sie hilfsbereit sein.
Grandma sagte, Tante Arlene hätte ihn schon ausgeführt. Es gösse in Strömen, ob sie das denn nicht wüssten?
«Es regnet nicht mehr so stark», sagte Ella.
Sarah hatte sich entschieden, Ella reden zu lassen, denn alle wussten, dass sie klug und verantwortungsbewusst war (im Gegensatz zu Sarah, obwohl sie überall Einsen hatte, jeden Morgen das Frühstück machte und Justin dabei half, saubere Sachen zu finden). Es schien zu klappen. Ella hatte auf alles eine Antwort. Das Gewitter war vorbei, und es wurde wieder wärmer. Zur Sicherheit hatte Sarah die Leine vom Türknauf genommen, und Rufus tänzelte und jaulte neben ihr herum, sein Atem heiß an ihrer Hand.
«Lass sie ruhig mit ihm rausgehen », sagte Onkel Ken. «Dann kommen sie wenigstens mal aus dem Haus.»
«Überanstrengt ihn aber nicht», bat Grandma (eigentlich war es eher ein Befehl), und sie schüttelten die Köpfe, nein, natürlich nicht.
«Nehmt wenigstens einen Schirm mit», sagte ihre Mutter. «Und zieht eure Badeschuhe an - oder geht barfuß. Ich will nicht, dass ihr eure Turnschuhe versaut.»
Barfuß! Daran hatten sie nicht mal gedacht. Sie rollten die Aufschläge ihrer Jeans hoch und zogen nach Mottenkugeln stinkende Ponchos über. Onkel Ken suchte für sie zwei Regenschirme, dann waren sie startklar, nur dass jetzt die Jungs auch mitgehen wollten.
Ihre Mutter lehnte das ab und sagte, bevor
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