Abschied von Chautauqua
von geheimnisvollen Luftströmen, unter der Decke bauschten und an den Wänden einen glänzenden Film hinterließen. Auf der einen Seite wurde sie vom Wasser gewärmt, und auf der anderen hatte sie eine Gänsehaut. Unter dem spritzenden Wasser schrubbte sie sich ab, achtete darauf, wo sie sich berührte.
* 3
«Um wie viel Uhr bist du ins Bett gekommen?», fragte Lise und wusste genau, wie das klang.
Meg war schon zum Frühstücken nach unten gegangen. Die Mädchen waren geduscht und angezogen, ihre nassen Handtücher lagen auf dem Boden. Zum ersten Mal seit einer Ewigkeit waren sie allein.
«Nicht so spät. Eins, halb zwei.»
«Eher halb drei. Worüber habt ihr beide euch so lange unterhalten?»
«Das Übliche. Du weißt schon.»
«Nein, weiß ich nicht. Ich war allein hier oben.»
«Sie hat gesagt, dass die Scheidung durch ist.»
«Das hab ich schon gewusst.»
«Ich nicht», sagte er, als würde ihn das wirklich überraschen. Manchmal stellte er sich dumm, zog sich wie eine Schildkröte in den Panzer zurück und hoffte, sie würde ihn in Ruhe lassen. Es war der Trick eines Kindes, er klappte nur, wenn der andere nicht nachhakte.
«Worüber noch?»
«Wir haben viel über Dad und das Sommerhaus gesprochen. Über die guten alten Zeiten.»
«Ich dachte, für sie hätte es keine guten alten Zeiten gegeben.»
«Doch. Sie ist jedenfalls nicht besonders froh darüber, dass Mom das Haus verkauft.»
«Das ist bestimmt keiner», sagte Lise und fragte sich, ob sie froh war. Möglicherweise erleichtert. Aber sie konnte sich vorstellen, dass sie es vermissen würden. Sie mochte den See, den Steg, die im Wald verborgenen Tennisplätze. Es wäre schön, wenn sie allein herkämen. «Arlene freut sich nicht, das weiß ich.»
«Es ist zu spät», sagte Ken. «Einwände hätten wir im Februar machen müssen.»
«Niemand wollte, dass sie sich aufregt. Und Arlene kann ich das Haus nicht leisten, das kann keiner von uns. Die Einzige die es sich leisten kann, ist deine Mutter. Es ist ihre Entscheidung.»
«Ich weiß.»
Er zog sich wieder in seinen Panzer zurück, doch sie würde sich wegen ihrer offenen Worte keine Gewissensbisse machen. Wenn er wollte, konnte er Emily verteidigen, aber er musste sich die Wahrheit eingestehen.
«Darüber habt ihr euch also vier Stunden lang unterhalten.»
«Und über ihre Reha, darüber, wie's ihr geht.»
«Ihr habt gar nicht über uns gesprochen.»
«Gibt es da irgendwas, worüber ich mit ihr hätte sprechen sollen?»
«Gab es was?», fragte sie.
«Nein», sagte er wie aus der Pistole geschossen. «Ich hab ihr von meinem Job erzählt und dass meine Arbeit mich in letzter Zeit ein bisschen frustriert.»
Darüber hatte er auch mit ihr gesprochen, aber nur widerwillig, nur weil sie beharrlich geblieben war, nachdem er sich wochenlang unglücklich gefühlt hatte, und trotzdem hatte sie ihm alles aus der Nase ziehen müssen, sodass es ihr eher wie ein Verhör vorgekommen war, er ein Häftling, der seine Geheimnisse enthüllte.
Seufzend legte er sich die Hand auf die Stirn und grübelte schweigend über etwas Bedeutenderes nach, als wollte er ein Geständnis machen. Das hätte sie geradezu begrüßt, um ihrer beider Verhalten der letzten Monate ändern oder erklären zu können - alles war besser als diese gutmütige Passivität. Was sie am meisten beunruhigte, war die Möglichkeit, dass all das für ihn keine Rolle spielte, dass er unbegrenzt so weitermachen konnte und nur kurz über ihre gemeinsamen Probleme nachdachte, wenn sie sie zur Sprache brachte.
«Sie macht gerade eine schlimme Zeit durch», sagte er, aber so teilnahmslos, dass es banal, wie auswendig gelernt klang. «Ich wünschte, wir könnten ihr irgendwie helfen.»
«Finanziell.»
«Egal, wie.»
«Finanziell dürften wir dazu kaum in der Lage sein. Du erinnerst mich doch immer daran ...»
«Das hab ich ihr auch gesagt.»
«Sie weiß, dass wir's tun würden, wenn wir könnten.»
Die Tür zur Treppe sprang auf, und ihr Gespräch verstummte. Es waren die Schritte eines Erwachsenen, und kurz darauf tauchte Megs Kopf hinter dem Geländer auf. Lise fiel auf, wie schlampig sie aussah, ihr Nachthemd war unter der Achsel ganz löchrig.
Meg steuerte direkt auf die beiden zu. Sie kam mit zwei Bechern Kaffee und der Anweisung von Emily, sie aus dem Bett zu werfen.
«Es geht um
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