Abschied von Chautauqua
Justin weiter zuschauen konnte. Er tauchte die Pitt-Plastiktasse in die Tüte Hundefutter. Rufus stand schwanzwedelnd neben ihm.
«Und denk dran, die Tüte wieder richtig zuzumachen. Wir wollen hier keine Ameisen haben.»
Er seufzte, aber sie hatte es satt, ständig zu meckern, und ließ es durchgehen. Unter ihrer Aufsicht arbeitete er wie ein Sklave, jede Bewegung trotzig und gezwungen zugleich, das absolute Minimum dessen, was er tun konnte. Sie musste ihn daran erinnern, die Tüte oben zusammenzurollen, was ihr einen weiteren Seufzer eintrug. Als er hinausstürzte und die Schulter einzog, um dem Kühlschrank auszuweichen, konnte sie sich nicht mehr beherrschen und rief ihm ein sarkastisches «Danke!» nach.
Rufus blickte verwirrt auf und wandte sich dann wieder seinem Futter zu.
Sie warf einen Blick auf die Arbeitsplatten, drehte eine wacklige Pirouette und suchte irgendetwas, das sie tun konnte - irgendeinen Vorwand, um dableiben zu können. Sie dachte an den Brokkoli im Gemüsefach, aber es war noch zu früh, um ihn aufzuschneiden. Alles hing von den Steaks ab, von Ken. Sie wünschte, sie bräuchten was aus dem Laden - ein Knoblauchbrot, eine weitere Vierliterflasche Milch.
Das Quietschen der Fliegentür erschreckte sie, setzte sie in Bewegung, als hätte ihr jemand einen Stoß versetzt.
Es war bloß Arlene, die ihr Glas ausgetrunken hatte, doch ihre Anwesenheit genügte, um Lise aus der Küche zu vertreiben, zwei Spielsteine, die auf demselben Feld standen.
«Ich glaube, die Kinder kriegen langsam Hunger», sagte Lise im Vorbeigehen.
«Das musst du mir nicht sagen, sag's dem Chefkoch.»
Lise streckte den Kopf zur Tür hinaus und wiederholte ihre Bemerkung auf der Veranda. Ken wirkte erleichtert und stemmte sich, ein Bier in der Hand, von der Hollywoodschaukel hoch. Emily und Meg waren mit einem anderen Thema beschäftigt und bemerkten sie kaum.
«Brauchst du Hilfe?», fragte sie Ken.
«Nein, ich hab schon alles vorbereitet.»
Er floh durch die Hintertür zur Garage. Arlene hatte ihren Drink fertig, und Lise war wieder allein in der Küche, selbst Rufus verschwunden, um die Kinder um Chips anzubetteln. Draußen auf dem See hoben und senkten sich die schaumgekrönten Wellen, funkelten auf dem dunklen Wasser, deutlich sichtbar, ohne persönliche Botschaft, bloß Wellen, die Auswirkung des Wetters. Höchstwahrscheinlich war das der Grund gewesen, ihre Isolation in Verbindung mit diesem Tag. Sie goss sich aus der Flasche im Kühlschrank Wein nach und stellte sich lauernd ans Spülbecken, bereit, beim leisesten Geräusch zu flüchten.
* 19
«Nicht schon wieder», stöhnte ihre Mutter beim Essen, als wäre es eine Überraschung - als wäre alles eine Verschwörung gegen sie.
«Das haben sie gesagt», versicherte ihr Tante Arlene. «Eine Wahrscheinlichkeit von hundert Prozent.»
Toll, dachte Sarah. Sie würden wieder im Haus festsitzen. Rufus konnten sie nur ein paar Mal am Tag ausführen. Falls es wirklich sein Haus war. Ella glaubte es nicht, das hieß, dass Sarah völlig umsonst träumte und unglücklich war. Wenigstens hatte sie sich nach dem Kummer der Weihnachtsferien in Mark verknallt. Sie hatte sich eingeredet, dass sie ihn nicht vermisste, dass er ein Trottel war. Aber wenn sie sich nachts hinlegte, dachte sie an das Sofa im Keller und an die Lavalampe, die blaue Blasen wie Fische über die Wände gleiten ließ.
«Tut mir Leid», entschuldigte sich Grandma. «Ich habe nicht damit gerechnet, dass es so sein würde. Ich habe gehofft, wir könnten morgen unsere Partie Golf einschieben.»
Onkel Ken sagte, es wäre nicht ihre Schuld. Er versprach, dass sie am Donnerstag oder Freitag spielen könnten.
«Falls es nochmal aufhört», sagte Tante Lisa.
Sarah aß, war nicht an dem Gespräch beteiligt. Sie hatte ihr Abendessen auf dem Schoß stehen, die Knie zusammengedrückt, die Fußspitzen nach innen gerichtet. Als sie in ihr Steak schnitt, lief das Blut rings um den Teller und besudelte ihren Kartoffelsalat. Neben ihr schlug Ella nach etwas Unsichtbarem. Eine Fliege war reingekommen und flog im Slalom zwischen den schmiedeeisernen Tischen hindurch, suchte auf der ganzen Veranda nach einem Landeplatz und schwirrte auf Justin zu, sodass er fast seine Milch verschüttet hätte.
«Beachtet sie einfach nicht», sagte ihre Mutter, aber Justin duckte sich weiter, obwohl Sarah ihm bedeutete, dass er still sitzen und
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