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Abschied von Chautauqua

Titel: Abschied von Chautauqua Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stewart O'Nan
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Nickerchen auf der Rückfahrt, Abendessen, ihr Buch lesen.
      Sie fragte sich laut, wie das Wetter am nächsten Tag wohl sein würde.
      «Es soll aufklaren», sagte Arlene. «Siebenundzwanzig Grad und sonnig.»
      «Da müssen wir rüberfahren und eine Runde Golf spielen» sagte Ken.
      «Der Platz wird ein einziges Tollhaus sein», sagte Emily.
      «Am Freitag ist es noch schlimmer», gab Lise zu bedenken, «da kommt ganz Buffalo her.»
      Schließlich war Meg so weit, und Lise forderte die Jungs auf, wenigstens zu versuchen, nochmal auf die Toilette zu gehen. Sie mussten durch die Küchentür rausgehen, was an dem Schließriegel lag, und dann hatte Emily vergessen, den Anrufbeantworter einzuschalten. «Für den Notfall», sagte sie, obwohl die ganze Familie auf die beiden Wagen verteilt war.
      Als Emily wieder rauskam, steuerte sie direkt auf den Geländewagen zu, stieg hinten ein, und Sarah rückte, damit sie noch reinpasste. «Tut mir Leid», sagte sie zu Kens Hinterkopf (als würde Lise sie nicht direkt anschauen), « aber mit deiner Schwester kann ich nicht fahren, dafür bin ich einfach nicht stark genug. Hoffentlich macht das euch beiden nichts aus.»
      «Nein», antworteten Sarah und Ella.
      «Gut. Jetzt könnt ihr mir ja die neuesten Klatschgeschichten erzählen.»
      Lise setzte sich wieder so, dass sie nach vorn blickte, und warf Ken einen Blick von der Seite zu, den er erwiderte, als wollte er sagen, es sei nicht so schlimm, er wisse schon, aber er werde es irgendwie wieder gutmachen. Sie standen vorn und fuhren als Erste los. Sie bedauerte Arlene, die mit den Jungs und dem ganzen Müll in Megs Wagen saß.
      «Wie willst du fahren?», fragte Emily, als würde sie eine schnellere Strecke kennen.
      «Frag die Lotsin», sagte Ken.
      «Keine Ahnung», kam Lise ihr zuvor.
      «Du müsstest auf der 90 fahren können.»
      Sie durchwühlte die Karten auf dem Armaturenbrett - alles Neuengland -, und kurz bevor sie in Panik geriet, fiel ihr ein, dass die New York-Karte in der Tür steckte, so gefaltet, dass sie während der Fahrt verfolgen konnten, wo sie sich gerade befanden.
      «Wie weit ist es?», fragte Ella, und Lise musste knisternd die Karte umdrehen und die Entfernungstabelle überfliegen.
      «Ungefähr anderthalb Stunden, aber nur bei Tempo neunzig.»
      «Wie schnell willst du denn fahren?», fragte Emily, als wären sie in Gefahr. «Ich hab gehört, diese Dinger können umkippen.»
      Ken blickte Lise an, um sicherzugehen, dass sie nicht darauf ansprang, dann sagte er: «Bis jetzt haben wir uns noch nicht überschlagen.»
      «Dann fahr vorsichtig.»
      «Mach ich doch immer.»
      «Das meine ich ernst», sagte Emily.
      «Ich auch», erwiderte Ken gereizt.
      Er bremste am Highway, wartete, bis ein Lastwagen vorbeigefahren war, und bog dann ab. Der Regen kräuselte die Teiche auf dem Golfplatz. Lise rechnete damit, dass entweder Emily oder Ken etwas über das geplante Spiel am nächsten Tag sagen würde, ob der Platz in gutem Zustand sei - als Friedensangebot, bloß um das Schweigen zu brechen. Als sich keiner von beiden entschuldigte, freute sich Lise im Stillen, so wie bei den seltenen Gelegenheiten, wenn er mal die Kinder bestrafte. Ausnahmsweise musste nicht sie das Miststück sein.
     
     
* 2
     
    Seit sein Vater davon gesprochen hatte, wollte Sam in dieses Ding rauf, das aussah wie eine Raumstation, aber Tante Margaret wusste nichts darüber, und Justin war keine große Hilfe. Sam wünschte sich, Ella wäre bei ihnen. Sie wüsste Bescheid.
      «Dieses Riesending», sagte Sam. «Innen drin ist ein Restaurant, das sich dreht. Der Sky-Dingsbums.»
      «Tut mir Leid», sagte Tante Margaret.
      «Ich glaube, ich weiß, wovon er spricht.» Tante Arlene drehte sich zu ihm um. «Ein hoher silberner Turm? Auf der kanadischen Seite?»
      «Können wir da Mittag essen?»
      «Keine Ahnung.» Tante Margaret versuchte, ihn wie seine Mutter beim Fahren nicht zu beachten. «Ich weiß nicht, was Grandma oder dein Vater geplant hat. Wenn wir da sind, kannst du deinen Vater fragen.»
      «Ich würde das auch gern machen», sagte Justin.
      «Ich hab's gehört, aber ich kann nichts versprechen.»
      «Ich würde gern die Aussicht von da oben genießen», warf Tante Arlene ein. «Ich glaube, das ist sensationell.»
      «Sensationell voll», sagte Tante Margaret.
      «Das lässt sich wohl nicht vermeiden.»
      «Wahrscheinlich

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