Abschied von Chautauqua
gestellt werden.»
«Neben den Briefkasten. Glas und Plastik müssen getrennt und Zeitschriften und Zeitungen in verschiedene Tüten gesteckt werden. Ich mach das schon. Du machst ja das Frühstück.»
«Kein Problem», beharrte Lise, denn sie hatte den Verdacht, dass Emily sie hinhalten wollte.
«Was ist mit den Limonadendosen und den Bierflaschen - sollen wir die rausstellen, oder bringt sie jemand zurück?»
«Ich bring sie zurück.»
«Vielleicht sollten wir sie in die Garage stellen. Ist das nicht eine gute Idee?»
«Klar», erwiderte sie und kümmerte sich wieder um ihre Pfannkuchen. Als die Fliegentür hinter Emily zufiel, atmete sie auf.
«Wo ist das Frühstück?», fragte Sam und schlitterte in Socken über das schmutzige Linoleum.
«Hast du das Hemd nicht schon gestern angehabt?»
«Wir haben nicht draußen gespielt.»
«Zieh bitte ein sauberes an.»
Wieder allein, starrte sie in die Pfanne, von deren schwarzem Metall Rauch aufstieg. In der weichen Oberfläche des Teigs bildeten sich Blasen, die Dampf abgaben. Sie prüfte mit ihrem Pfannenwender die Ränder, drehte die Pfannkuchen um und schaltete den Backofen ein, um sie warm zu halten.
Draußen zog Emily die Recyclingtonne die Einfahrt entlang.
Lise stieß mit dem Handrücken die Fliegentür auf. «Ich mach das.»
«Schon erledigt», rief Emily zurück.
«Einfach unglaublich», sagte Lise kopfschüttelnd in die Pfanne hinein, fing sich dann wieder, hielt inne, holte tief Luft und stellte sich kerzengerade hin.
Sie würde sich nicht an diesem Spielchen beteiligen, nicht heute. Sie hätte Emily wirklich gern ihr Mitgefühl gezeigt, aber Emily machte es ihr ungeheuer schwer. Den ganzen Herbst hindurch hatte Lise daran gedacht, dass sie nett zu ihr sein wollte, doch dann schien Emily es auszunutzen und machte im Beisein der ganzen Familie Lises Weihnachtsessen runter. Lise musste stärker sein, aber sie war nicht wie Ken, sie konnte nicht einfach alles abschütteln und so tun, als würde es sie nicht kränken.
Die zweite Ladung war angebrannt. Sie goss den Teig für zwei weitere Pfannkuchen in die Pfanne und beobachtete, wie er sich ausbreitete, ärgerte sich über die Macht, die Emily über ihre Gefühle hatte.
«Sind die Pfannkuchen schon fertig?», fragte Sam, der das graue Nomar-Sweatshirt trug, das ihm zu klein war.
«In zwei Minuten. Geh und sag deinem Vater Bescheid.»
«Es macht dir doch nichts aus, die Flaschen und Dosen zurückzubringen?», fragte Emily, als sie reinkam.
«Wir müssen sowieso zu Wegmans, um uns mit Proviant für die Heimfahrt zu versorgen.»
«Vielleicht musst du schon vorher hinfahren. Sie sammeln sich ziemlich schnell.»
«Kein Problem.»
«Als ich noch klein war, haben sie bloß einen Penny gekostet. Wenn man die Preise von allem anderen bedenkt, ist das ein sprunghafter Anstieg.»
Lise nickte, konzentrierte sich auf ihre Pfannkuchen, und Emily ging hinaus. Sie ist wie ein kleines Kind, dachte Lise, muss immer das letzte Wort haben.
In der Kühlschranktür stand Sirup, doch der würde nicht mehr lange reichen - auf die Liste damit. Sie sagte Justin, er solle erst mal drei Gläser Milch eingießen und die Flasche draußen stehen lassen. Ja, er könne sich Saft nehmen, aber erst wenn er seine Milch ausgetrunken habe. Seine Frage klang so, als könnte sie ihn anbrüllen. Er war ein zaghafter, ängstlicher junge. Trotz all der Probleme, die Sam hatte, war sie froh, ihn zum Sohn zu haben.
Als Ken runterkam, hatten die Jungs schon fast aufgegessen, und als die Mädchen endlich auftauchten, war Lise schon mit dem Geschirr beschäftigt. Sie machte ihnen Vorwürfe, bevor sie Ella sagte, sie solle die Pfannkuchen aus dem Backofen holen und mit dem Teller vorsichtig sein. Arlene kehrte von ihrem Spaziergang mit dem Hund zurück und sagte, sie wolle keine, es sei denn, es seien noch welche übrig.
«Ich hab genug für alle gemacht», sagte Lise.
Sie würden früh loskommen, selbst wenn Meg nicht in die Gänge kam. Ella machte sich Sorgen, weil Rufus den ganzen Tag allein sein würde, aber Emily sagte, das sei er gewohnt, er werde schlafen. Der Gedanke gefiel Lise. Sie konnte ihren Sitz zurückstellen und während der ganzen Fahrt schlafen. Ken wollte sowieso fahren, und die Mädchen würden auf dem Rücksitz miteinander schnattern. Bei den Wasserfällen würde sie mit den Kindern beschäftigt sein.
Weitere Kostenlose Bücher