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Abschied von Chautauqua

Titel: Abschied von Chautauqua Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stewart O'Nan
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Ken einen neuen kaufen und es schäbig finden, wenn sie Einwände erhob (während Emily sagen konnte, was sie wollte, und dann Lise als letzte Instanz dafür verantwortlich machte). Sie hätte niemals einwilligen sollen. Fernsehen war schon schlimm genug.
      «Was in aller Welt tust du da drin?», witzelte Emily, Ken mit den beiden Taschen neben ihr.
      «Ich suche was von Sam.»
      «Wenn du sein Videospiel meinst, das hab ich auf den Kühlschrank gelegt. Es lag da drüben im Gras. Ich dachte, das bekommt ihm nicht besonders gut.»
      «Danke», sagte Lise.
      «Du hättest fragen können», sagte Ken später, als sie bei laufendem Radio in der Küche miteinander flüsterten. Emily hatte es eingeschaltet, vermutlich wegen der Wettervorhersage. «Wie sollte sie denn wissen, wonach du suchst?»
      «Keine Ahnung», erwiderte Lise, «aber ich kann es nicht ausstehen, wenn man sich über mich lustig macht. Ich weiß, du siehst das anders, aber so ist es bei mir angekommen.»
      «Tut mir Leid», sagte er, als könnte er sich für Emily entschuldigen. Und dennoch verstand er es nicht; er versuchte bloß sie zu beschwichtigen. Natürlich waren sie am Ende wütend aufeinander, während Emily unbehelligt davonkam.
      «Vergiss es», sagte sie, ohne ihm zu verzeihen, aber auch nicht so hart, dass es ihn verletzte, und ging mit ihrem Buch ins Wohnzimmer. Sam konnte bis morgen auf seinen Game Boy warten.
      «Irgendwas Neues über das Mädchen?», fragte sie Emily.
      Emily hielt die Hand hoch, als würde Lise sie in ihrer Konzentration stören, obwohl es in dem Beitrag bloß um den Straßenbau in Jamestown ging.
      «Sie haben noch nichts gesagt», antwortete Arlene.
      Emily versuchte, auch sie mit erhobener Hand zum Schweigen zu bringen, und als der Nachrichtensprecher zu den Neuigkeiten im Fall der vermissten Kassiererin Tracy Ann Caler kam, konnten es alle hören.
      Die Ermittlungsbeamten der Staatspolizei benutzten auf Hubschrauber montierte Infrarotkameras und hätten Hundestaffeln angefordert, doch bis jetzt hätten sie noch keine heiße Spur. Die Neunzehnjährige aus Mayville sei vor mehr als vier Tagen zum letzten Mal gesehen worden. Das heutige Spiel der Jammers, das wegen Regens ausgefallen sei, werde morgen als Teil einer Doppelveranstaltung mit gesondertem Eintritt nachgeholt. Das Wetter sei zur Abwechslung sonnig und warm.
      Alle schwiegen, bis Emily ausschaltete, und dann war es Ken, der sagte, sie müssten früh aufstehen, wenn sie anständig Golf spielen wollten, als würde es Unglück bringen, über das Mädchen zu sprechen. Lise fand es krankhaft, wie Emily sich des Mädchens annahm, auch wenn es sie nicht überraschte.
      «Also», verkündete Emily und erhob sich, «ich glaube, ich habe für heute genug Aufregung gehabt.» Sie dankte ihnen allen, weil sie mit ihr nach Niagara Falls gefahren waren, und machte mit Ken aus, wann sie aufbrechen sollten.
      «Seid leise, wenn ihr geht», witzelte Lise und dachte, dass sie den ganzen Morgen für sich hatte. Den Nachmittag würde sie mit Ken auf dem Boot verbringen - doch als sie sich bei diesem Gedanken ertappte, strich sie ihn wieder, da sie Angst hatte, es könnte Unglück bringen. Den Tag nicht vor dem Abend loben, wie Emily sagen würde.
      Alle beobachteten, wie Emily ging, und als sie beim Fernseher stehen blieb und fragte, ob jemand was dagegen habe, dass sie das Licht im Bad über Nacht anlasse, antworteten alle mit einem Kopfschütteln oder Murmeln.
      «Ich hab mich wohl der Alarmanlage der Lerners angepasst. Jede Nachtwache ich um drei Uhr oder zu irgendeiner unchristlichen Zeit auf.»
      Als würde das jemanden interessieren, dachte Lise, und der bittere Nachgeschmack blieb auch, als Emily sich die Zähne geputzt und ihre Tür geschlossen hatte.
      «Warum seufzt du so?», fragte Ken neben ihr.
      «Ich bin einfach müde», sagte sie, drückte sich vor einer richtigen Erklärung und wandte sich wieder ihrem Buch zu.
      Harry lernte gerade, wie man Zaubersprüche und Flüche benutzte. Die Regeln waren verwirrend, und bei all den tollen Namen konnte Lise kaum noch folgen. Sie konnte nicht recht glauben, dass Ella das lustig fand, und schon bald bekam sie vom Lesen wieder Kopfschmerzen und musste aufhören.
      Im Zimmer saß jeder still in seinem eigenen Lichtkegel, Ken über einen alten New Yorker gebeugt, Meg lesend, Arlene auf ihr Puzzle konzentriert. Im Bad rieselte die Toilette, füllte sich wieder

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