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Abschied von Chautauqua

Titel: Abschied von Chautauqua Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stewart O'Nan
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ausmachen, sofort zu fahren?», fragte Emily, und Ken gab nach.
      «Das dauert zwanzig Minuten», erklärte er Lise auf dem Weg zum Auto. «So lange brauchen die Kinder, um ihre Badesachen zu finden.»
      «Es ist schon kurz vor zwei.»
      Aus Trotz kümmerte sie sich um die Kinder, scheuchte sie nach oben und suchte ihre Badehosen, Badeanzüge, Handtücher und Badeschuhe zusammen, schickte die Jungs auf die Toilette und schmierte dann die sommersprossigen Schultern und die schmale Brust der beiden dick mit Sonnencreme ein, während die Mädchen sich gegenseitig eincremten. Sie überredete Sam, eine Mütze aufzusetzen, und klärte, dass Meg, Emily und Arlene an Land bleiben würden.
      «Ich glaube, ich brauch mal eine Pause», sagte Meg.
      Lise ging mit den Kindern zum Steg, Rufus trottete mit seinem Ball hinterher. Sie nahm ihm den triefend nassen Ball ab und steckte ihn mit einem freundlichen «Nein» in ihre Strandtasche; nach einer Weile wandte er sich von der Tasche ab und legte sich unter die Bank, den einzigen Ort, wo es Schatten gab. Die Kinder brauchten keine Ermunterung, um schwimmen zu gehen. Lise hatte ihr Buch dabei, sah aber lieber den vieren zu, Jungs gegen Mädchen in einer gewaltigen Wasserschlacht. Justin konnte nicht gut schwimmen, und Lise hatte Meg versprochen, ihn im Auge zu behalten, obwohl ihm das Wasser nur bis zur Hüfte reichte.
      Die Hitze schmolz ihren letzten Widerstand weg, und der Tag kam ihr vollkommen vor. Auf dem See dröhnten die Motorboote, es wimmelte von Segeln, das Wochenende begann früh. Nach dem Scheißwetter waren alle draußen. Es erinnerte sie an den Strand, an das plötzliche Gedränge der Kurzurlauber, die etwas für ihr Geld bekommen wollten. Dieser Teil des Sommers war vorbei, der andere auch schon fast, und sie dachte an das nächste Wochenende, wo sie Sam durchs Einkaufszentrum schleifen würde (er hatte inzwischen Größe 164, und sie war sicher, dass er aus seinem Wintermantel herausgewachsen war). Die Middle School hatte ihm eine Liste von Utensilien mitgegeben, die er brauchte. Ungläubig hatte Ken alles laut vorgelesen, als wollte man sie schröpfen, aber in den letzten drei Jahren hatten sie für Ella genau dieselbe Liste erhalten. Sie würde mit Sam an irgendeinem Tag nach dem Abendessen zu Staples fahren und einen Plastikkorb voll Sachen besorgen. Alles, was Ken zu sehen bekam, war das Flugblatt. Ella hatte einen Termin beim Kieferorthopäden zum Nachstellen ihrer Zahnspange; Lise würde sich freinehmen, einen Teil ihres hart erarbeiteten Überstundenausgleichs opfern müssen. Sie sah schon, wie sich die Felder auf dem Kalender mit Tinte füllten - September, Oktober. Sie waren an der Reihe, Emily und Arlene zu Thanksgiving einzuladen - früher, aber auch einfacher als Weihnachten.
      Sie schüttelte den Gedanken ab, versuchte, wieder einen klaren Kopf zu bekommen. Der Himmel war wolkenlos, am Horizont ein schwaches, weiß gebleichtes Blau. Die Kinder machten Handstände.
      «Nein», sagte sie zu Sam, «es wird nicht mit Matsch geworfen.»
      «Doch.»
      «Willst du Boot fahren?»
      «Ja», sagte er strahlend, als hätte beides nichts miteinander zu tun.
      «Dann reiß dich am Riemen.»
      Sie wollten, dass sie mit ihnen ins Wasser kam, wollten sie vom Rand des Stegs nass spritzen und necken. Sie versteckte sich hinter ihrem Buch und blickte zum Ufer zurück, in der Erwartung, dass Ken jeden Augenblick auftauchen würde. Ihre Armbanduhr lag auf dem Kaminsims, doch Ken hätte schon längst wieder da sein müssen. Sie glaubte nicht, dass er eine Kamera mitgenommen hatte. Ihre Sorge war, dass er an der Tankstelle halten oder eine Zeitung kaufen würde, um über das vermisste Mädchen auf dem Laufenden zu bleiben. Sie schwor sich, nicht zu fragen. Unter ihr brummelte Rufus im Schlaf.
      Schließlich hörten die Kinder auf, da sie es langweilig fanden, sich gegenseitig zu ärgern. Sie breiteten ihre Handtücher auf den grauen Planken des Stegs aus und lagen zitternd im Wind, das Wasser auf ihrer Haut trocknete zu Tropfen und verschwand. Lise musste sie nochmal eincremen.
      Wenn sie direkt nebeneinander lagen, schienen Ella und Sarahjahre auseinander zu sein, Ella noch knochig und mädchenhaft, ihre Proportionen nicht im Einklang, während Sarah fülliger und runder geworden war, ihr Körper ausgeprägt, nur noch im Gesicht ein Rest Babyspeck. Lise hoffte, dass Ella sich nicht mit Sarah verglich. Lise war selbst eine

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