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Abschied von Chautauqua

Titel: Abschied von Chautauqua Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stewart O'Nan
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Klemmbrett um. «Am Mittwoch nach Labor Day. Die Wohlfahrt habe ich schon verständigt.»
      «Soll ich Ihnen nicht lieber einen Schlüssel dalassen? Ich weiß nicht, ob mir der Gedanke gefällt, das Haus so lange offen stehen zu lassen.»
      Noch während Emily das sagte, wusste sie, dass sie bloß Zeit zu gewinnen versuchte.
      «Natürlich, wenn Sie einen Zweitschlüssel haben.»
      «Hab ich», sagte Emily und ging ins Haus, um ihn zu holen.
      Noch konnte sie es rückgängig machen, nichts hielt sie davon ab. Sie konnte es sich bis zum Abendessen aufsparen und die gute Nachricht beim Nachtisch verkünden, eine Rettung in letzter Sekunde.
      Der Schlüssel lag in einer Schale auf dem Kaminsims, an einem schweren Ring mit dem Ersatzschlüssel fürs Boot und den Schlüsseln für die Garage, das Pumpenhaus, die Haustür, das Schloss an Henrys Werkzeugkasten und einem Dutzend anderen - alle mit Etiketten in Henrys sauberer Handschrift beklebt. Sie musste sich anstrengen, um ihn abzubekommen, doch sie schaffte es.
     
     
* 16
     
    «Na los», brüllte Sam Arlene zu, «mach ihn aus! Wirf den guten, alten Radioball!»
      «In Ordnung», sagte Arlene, «keine Gnade. Wie steht's?»
      «Zwei zu zwei.» Justin wiegte sich in der Batter's Box. Er sollte Nomar Garciaparra sein.
      «Maxwell holt nur kurz aus», verkündete sie. «Blickt zum Runner rüber - nichts von ihm zu sehen. Jetzt holt er richtig aus und wirft.»
      Der Ball war zu niedrig, damit war der Füll Count erreicht, und sie beugte sich vor, blies die Wange auf, tat so, als würde sie ausspucken, und starrte Justin mit stechendem Blick an. Er starrte todernst zurück.
      Zwischendurch warf sie für beide Mannschaften, deshalb kannte sie sich gut aus, doch dabei war sie absolut kühl und sachlich und versuchte, die Bälle so zu werfen, dass die Jungs trafen, weil jede Minute kostbar war. Henry hatte immer rumgealbert, den Ball hinter den Rücken oder zwischen den Beinen durch geworfen und die ganze Zeit eine lächerliche Live-Reportage gemacht - «Jetzt kommt Sammy Maxwell, der hat bei zehn Versuchen noch kein einziges Mal getroffen.» Das hatte er schon getan, seit Kenneth und Margaret einen Wiffle-ballschläger schwingen konnten, und Arlene stellte überrascht fest, wie viel sie davon in sich aufgesaugt hatte.
      «Zwei Mann aus, einer auf der First Base und ein Füll Count für den Pimpf aus Detroit. Maxwell wirkt langsam müde. Das könnte ihr letzter Batter sein, hängt davon ab, wie lange die Mädchen brauchen, um sich fertig zu machen.»
      «Der bringt's nicht», rief Sam. Er stand näher als gewöhnlich, auf halber Strecke zum See. Justin war schon zweimal ausgemacht worden, und der Single, den sie ihm hatten durchgehen lassen, war ganz lasch geschlagen. In ihrem Kleid konnte sie sich nur mit Mühe bücken, um ihn zu fangen.
      «Hält inne und blickt zum Runner, und jetzt kommt der entscheidende Wurf.»
      Sie wollte mitten auf die Home Plate werfen, um ihm eine Chance zu geben, doch der Ball flog auf ihn zu. Er schwang den Schläger wie zur Selbstverteidigung, aber der Ball traf ihn mitten auf die Brust.
      «Das war's!», sagte Sam und lief hin, um seinen Platz einzunehmen.
      «Nein», sagte sie, «der Ball hat ihn getroffen.»
      «Er hat danach geschlagen.»
      «Ich hab geschlagen», bestätigte Justin kapitulierend.
      «Nee. Nehmt eure Bases ein. Erste und zweite. Maxwell erhält eine Verwarnung. Vorsicht, es könnte zu hässlichen Szenen kommen.»
      Sie wollte gerade einen leichten Ball werfen, als Emily mit ihrer weißen Handtasche und einer Kamera von der Veranda kam. «Was in aller Welt macht ihr da?»
      «Wir spielen Wiffleball.»
      «Nicht in diesen Kleidern. Ich glaub's ja nicht. Kommt, ich will vor dem Haus von euch allen ein Foto machen.»
      «Grandma versteht keinen Spaß», sagte Arlene.
      «Jaa», bekräftigte Sam.
      «Grandma versteht jede Menge Spaß», entgegnete Emily. «Jetzt stellt euch da auf und schaut her. Sagt alle: «Tante Arlene ist nicht bei Sinnen.>»
      «Bin ich doch», sagte Arlene nach dem Blitz.
      «Bist du nicht.»
     
     
* 17
     
    Auf der Fahrt kamen sie am Putt-Putt vorbei, und mit Bedauern stellte Ken fest, dass er die Gelegenheit verpasst hatte, es zu fotografieren. Nächstes Jahr war es wahrscheinlich verschwunden, durch eine Tankstelle ersetzt oder in einen Parkplatz für das Institut verwandelt. Er hatte die ganze Woche Zeit

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