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Abschied von Chautauqua

Titel: Abschied von Chautauqua Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stewart O'Nan
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Netzen und sprenkelte die verwitterte Parkbank. Rufus lief voran und schnupperte schwanzwedelnd am Boden. Die weißen Blüten an den Büschen dufteten wie Parfüm. Sarah wünschte, sie könnten hier bleiben, statt nach Hause zu gehen.
      «Mein Dad hat gesagt, wir sollten uns für morgen eintragen», sagte Ella an dem überdachten Anschlagbrett, aber dann schrieb ihr Kugelschreiber nicht. Schließlich brachte sie ihn auf ihrer Hand zum Schreiben.
      Sarah beobachtete, wie Rufus in der Hoffnung, einen Ball zu entdecken, schnuppernd durchs Unterholz lief. Sie hatte einen Monat auf den Brief gewartet, den Mark ihr versprochen hatte. Nicht mal eine Ansichtskarte. Hier ist es schön, du fehlst mir.
      Sie fragte sich, wie der Junge wohl hieß.
      Sie stellte sich vor, wie sie jedes Wochenende mit ihm ausging, mit ihm im Kino saß, sich mit den anderen bei Denny's traf und ihm zum Abschied einen Kuss gab. Sie malte sich seine Freunde und ihre neuen Freunde an seiner Schule aus. Sie sah das Gesicht ihrer Mutter vor sich, während sie ihr erzählte, dass sie herziehen würde.
      «Hallo?», sagte Ella und holte sie in die Realität zurück.
      «Was denn?»
      «Du hast mich nicht mal gehört. Ich hab gesagt, wir sollten zurückgehen.»
      «Hab ich wohl gehört», widersprach Sarah, aber Ella äffte sie nach, und sie musste über sich selbst lachen.
      Rufus wollte nicht von seiner Suche ablassen, und Sarah musste nach ihm pfeifen. Die Bäume schlossen sich über ihnen. Sie folgten dem Weg durch den Schatten und kamen bei dem Basketballring heraus, auf den niemand mehr warf, der Asphalt rissig, überall Bruchstücke, als wäre es Schiefer. Mark würde davon ausgehen, dass alles beim Alten war, wenn die Schule wieder anfing. Sie musste es ihm vorher sagen.
      Sie gingen den Manor Drive entlang, und Rufus kundschaftete das Gelände vor ihnen aus.
      «Wetten, dass er nichts als Sport im Kopf hat», sagte Ella, «und ein echter Volltrottel ist?»
      «Ich will ja nicht seine Hausaufgaben abschreiben.»
      «Was willst du mit ihm anfangen?»
      Sarah verzog das Gesicht.
      «Iiih! Er war auch total verschwitzt.»
      «Ja», pflichtete Sarah ihr bei, als müsste sie daran noch arbeiten.
      Rufus blieb stehen und drehte sich zu ihnen um, als sollten sie aufholen, dann watschelte er weiter.
      «Sieht das nicht aus, als würde er hinken?», fragte Sarah.
      «Er ist alt.»
      «Ich meine, wirklich hinken.»
      «Er ist wirklich alt.»
      Eine Kinderschar rannte um den Holzapfelbaum der Nevilles herum. Auf dem See lagen noch Sonnenstrahlen, aber durch den Wind war es kalt.
      «Was für Jungs findest du gut?», fragte Sarah.
      «Keine Ahnung», erwiderte Ella. «Alle möglichen. Warum?»
      «Vielleicht hat er ja einen Freund.»
      «Nein danke.»
      «Komm, sei doch nicht so.»
      «Nicht wie?»
      «Ich weiß nicht, bloß ... Kannst du dich nicht einfach für mich freuen?»
      «Ich freu mich ja für dich», sagte Ella, aber so, wie das rauskam, war klar, dass es nicht stimmte.
      «Hör mal», beruhigte Sarah sie, «ich verspreche dir, dass ich dich nicht vergesse. Ich weiß, wie das ist, okay? Was meinst du, wie es mit meinem Dad ist? Wir beide werden trotzdem die meiste Zeit miteinander verbringen. Hier ist sonst niemand, mit dem ich zusammen sein will.»
      «Schätze, das ist ein Kompliment.»
      «Du weißt, wie ich das meine.»
      Ella sagte, das wüsste sie, aber Sarah sah, dass sie gekränkt war, genau wie Liz, als sie zusammen tanzen waren und die Jungs es nur auf Sarah abgesehen hatten. Es war nicht ihre Schuld, dass sie hübsch war, aber Sarah hätte sich trotzdem am liebsten entschuldigt. «Du musst dir im Klaren sein, wie du auf die Leute wirkst», hatte ihre Mutter ihr erklärt. Und obwohl sie Recht hatte, wünschte sich Sarah, es wäre anders. Es ärgerte Sarah, wenn andere Mädchen sie wegen ihres Aussehens nicht leiden konnten. Manchmal wünschte sie sich, sie wäre hässlich oder zumindest unscheinbar.
      Justin und Sara fuhren vor dem Haus Fahrrad, deshalb gingen sie durch den Garten der Wisemans zur Veranda. Rufus blieb stehen, um sein Territorium zu markieren, und sie gingen schweigend, jede auf einer Seite, an ihm vorbei. Ihre Mutter und Grandma saßen mit ihren Getränken auf der Veranda.
      «Bedient euch bei dem Gemüse und dem Dip», sagte Grandma. «Es sieht so aus, als würden wir erst spät essen.»
      «Wascht euch erst die

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