Abschied von der Küchenpsychologie
treten»).
Ich-Botschaften:
Man trägt die eigenen Gefühle, Wünsche, Gedanken deutlich vor: «Es ärgert mich, dass du nicht pünktlich fertig bist und wir nicht losfahren können», «Ich mache mir Sorgen, weil …», «Ich wünsche mir wirklich sehr, dass …». Solche Aussagen sind eine Alternative zu direkten Befehlen und zu negativen Du-Botschaften («Was bist du heute wieder ungezogen!»). Ich-Botschaften machen zugleich deutlich, dass auch Eltern Gefühle, Bedürfnisse und Rechte haben.
Aktives Zuhören und Ich-Botschaften sind nicht nur im Erziehungsbereich von Interesse, sie sind überhaupt wichtige Bestandteile der Kommunikation in persönlichen Beziehungen und tragen wesentlich zu konstruktiven Konfliktregelungen bei (s. auch Kapitel 12.5 ).
Für das
Fördern von erwünschtem Verhalten
(statt des Bekämpfens von unerwünschtem) sind die folgenden Handlungsweisen hilfreich:
Verhalten vorleben:
Man versucht, selber Vorbild zu sein für das Verhalten, das man sich wünscht. Das gilt für Vorsicht im Straßenverkehr ebenso wie für gutes Zuhören oder das Einhalten von Absprachen. Ein Prüfstein für das eigene Verhalten ist die Frage nach der Umkehrbarkeit: Würde ich es akzeptieren, wenn das Kind sich mir gegenüber so verhielte? Natürlich «dürfen» Eltern manches, was für das Kind zu gefährlich oder zu schwierig ist, aber grundsätzlich ist dieser Prüfstein durchaus nützlich.
Regeln erläutern:
In altersgemäßer Weise erläutert man dem Kind Regeln des menschlichen Zusammenlebens, begründet man Gebote und Vorschläge für «richtiges» Verhalten (und auch Verbote, die unerwünschtes Verhalten eindämmen sollen). Je älter das Kind wird, umso öfter diskutiert man mit ihm über solche Fragen. Das Ziel ist es, soziales Wissen und Verständnis zu vermitteln.
Verantwortung übertragen:
Gutes Sozialverhalten wird gefördert, wenn das Kind selbständig kleine Verantwortungsbereiche ausfüllt, z.B. die Pflege eines Tieres oder das Zubereiten einer Mahlzeit. Förderlich sind Aufgaben, die eine gewisse Anstrengung und Sorgfalt verlangen und auch das Selbstwertgefühl stärken, wenn sie gelingen. Einfache Handlangerdienste gehören nicht dazu.
Das Kind selbst nach Lösungsideen fragen:
Man fragt das Kind: Was könntest du tun? Auf diese Weise wird es angeregt, selber positive Verhaltensweisen zu entwickeln. Um das Kind auch zu einer Bewertung seiner Ideen anzuregen, kann man zusätzlich fragen: Was wird passieren, wenn du das so machst? (s. auch S. 93 ).
Positives Verhalten bekräftigen:
Es ist wichtig, ein Kind bei gutem Verhalten zu «erwischen» und anfangs auch kleine Ansätze durch positive Resonanz zu «belohnen», z.B. durch ein erfreutes Gesicht, durch Streicheln, durch Lob, durch gemeinsames Spielen usw. Auch äußere Anreize (mehr Taschengeld, Bonuspunkte für ein Geschenk etc.) können manchmal von Nutzen sein, in der Regel jedoch nur als Start- oder Übergangshilfe, um das gewünschte Verhalten in Gang zu setzen. Danach werden die Belohnungen schrittweise «ausgeblendet» oder sie werden zu einer großen Belohnung gebündelt, die das Kind erst später bekommt, z.B. am Geburtstag oder auf einer Reise.
Wenngleich das Hauptgewicht auf dem Fördern von positivem Verhalten liegen sollte, kommt man doch zuweilen nicht umhin, unerwünschtes Verhalten einzudämmen. Das muss aber nicht durch Bestrafungen geschehen. Andere Möglichkeiten sind etwa das gezielte Ignorieren, das Auferlegen natürlicher Konsequenzen oder die gemeinsame Konfliktregelung im Gespräch. Das nachfolgende Unterkapitel über Erziehungskonflikte geht ausführlicher darauf ein.
Die zuvor beschriebenen Erziehungspraktiken zeigen, wie die Verbindung aus Anforderung und Anteilnahme umgesetzt werden kann. Doch natürlich bleibt den Erziehenden Spielraum für eigene Akzente, bei manchen Details des konkreten Handelns ebenso wie bei der Gewichtung einzelner Erziehungsziele (z.B. Hilfsbereitschaft, Umweltbewusstsein, Musikalität). Überdies sind gewisse Variationen in der praktischen Umsetzung unvermeidlich, weil Kinder sich in Alter und Persönlichkeit unterscheiden.
Das ändert jedoch nichts daran, dass die Grundlinien und die vorgeschlagenen Erziehungshandlungen prinzipiell für alle Kinder in allen Altersstufen gelten. Man könnte sogar sagen, dass gute Erziehung in beachtlichem Maße aus Verhaltensweisen besteht, die man sich generell für den Umgang unter Menschen wünscht. Gute Erziehung ist gute Kommunikation, gute
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