Abschied von der Küchenpsychologie
und je nach Therapieform kann dies recht unterschiedlich aussehen – darin zeigt sich deren Regie. (Hierzu s. Kapitel 8.6 .)
Beim
Training
liegt die Regie oftmals in hohem Maße beim Lernenden selbst. Er setzt sich Ziele, wählt Übungsmethoden, kontrolliert seine Fortschritte usw. Manchmal geschieht dies allerdings unter der Überwachung und Beratung durch einen Trainer. Völlig in Eigenregie liegt das
autodidaktische Lernen
. Hier ist man in jeder Hinsicht vollständig sein eigener Lehrer: Man entscheidet über die Lernziele, über die Themen, über den Lernort und die Lernzeit, über die Lernmethoden, die Lernkontrolle und die Selbstbewertung.
Auch Selbstveränderungen beim Verhalten, bei Emotionen und Motivationen kann man sozusagen autodidaktisch betreiben. Wenn z.B. ein Mensch innehält und sich fragt, warum er sich immer wieder «gestresst» fühlt, wo andere ganz gelassen bleiben, dann dient diese
Selbstreflexion
nicht nur der Diagnose, sondern führt möglicherweise auch zu einer Veränderung. Man kann im stillen Kämmerlein über eigene Wünsche und Belastungen nachdenken, und man kann die Gedanken auch zu Papier bringen. Das Schreiben ist jedenfalls eine gute Form der Selbstklärung und hat nicht selten heilsame Wirkungen, wie James Pennebaker nachgewiesen hat.
Selbstmanagement
geht über Selbstreflexion noch hinaus. Dazu gehört unter anderem: sich selbst beobachten, sich Ziele setzen, neues Verhalten erproben und einüben, sich selbst bewerten und sich für Fortschritte positiv bekräftigen. Auf diesem Wege könnte es beispielsweise gelingen, seine Essgewohnheiten oder sein Lernverhalten zu verändern. Da man beim Versuch der Selbstveränderung häufig auf Hindernisse stößt, die die guten Vorsätze und Planungen torpedieren, verbessert es das Selbstmanagement, wenn man sich auch darauf vorbereitet, wie man mit solchen Hindernissen umgeht.
Im Beispiel von
Konzentrationsschwierigkeiten
(s.S. 83 zur Diagnose) könnte das Selbstmanagement bedeuten: Durch Selbstbeobachtung findet man heraus, in welcher Umgebung, bei welchen Aufgaben usw. man sich schlecht konzentriert und wann es besser geht. Man schaut auch nach innen auf eigene Gedanken und Gefühle (z.B. Sorgen, Abneigung gegen bestimmte Aufgaben). Je nachdem, was die Selbstdiagnose ergibt, werden unterschiedliche Konsequenzen naheliegen, beispielsweise diese: Man wählt einen Platz mit wenig Ablenkungen. Man setzt sich ein konkretes Arbeitsziel («Ich versuche, in 30 Minuten diesen Text zusammenzufassen»). Man sagt innerlich zu sich selbst: «Ich schaue aufmerksam auf den Text; andere Gedanken schiebe ich beiseite», «Ich fasse jeden Absatz in ein, zwei Aussagen zusammen und notiere sie». Als zusätzliche Selbstmotivierung gewährt man sich eine Belohnung («Wenn ich die Sache pünktlich erledigt habe, gönne ich mir eine Tasse Kaffee»).
Selbstveränderung in eigener Regie ist also prinzipiell möglich, aber leicht ist sie meistens nicht. Tief eingravierte Vorlieben, Abneigungen und Gewohnheiten, gegenläufige Bedürfnisse oder die Einbettung in vorgegebene Arbeitsabläufe können einer Änderung entgegenwirken. Und natürlich gibt es unüberschreitbare Grenzen, etwa beim eigenen Temperament. Ein introvertierter Mensch kann sich nicht zu einem extravertierten machen und umgekehrt.
5.5 Veränderung im Miteinander = interpersonal
Eine Fußballmannschaft braucht nicht nur gute Spieler, sondern auch ein exzellentes Zusammenspiel. Eine Zweierbeziehung besteht nicht nur aus zwei Personen, sondern vor allem aus ihrem Umgang miteinander. Der Erfolg einer Firma hängt nicht nur von qualifizierten Mitarbeitern ab, sondern auch von gut organisierter Zusammenarbeit.
In all diesen Aussagen liegt der Fokus auf dem «Inter», und für die Lösung von Problemen heißt das: Man sucht das Heil nicht in individuellem Umlernen oder im Austauschen einzelner Personen, sondern in einer
gemeinsamen
Veränderung ihres Miteinanders. Natürlich muss dabei auch jede einzelne Person etwas lernen, z.B. neue Arten der Kommunikation oder der Verabredung, aber jeder weiß: Für die anderen gilt das ebenso, und insofern ist es ein direkt aufeinander bezogenes Umlernen.
Natürlich kommt es vor, dass einzelne Personen das gesamte Miteinander behindern, z.B. durch eine ausgeprägte Ärgerneigung, durch eine Tendenz zur Abkapselung oder andere Personfaktoren. Aber in vielen Fällen ist niemand «gestört», und dennoch funktioniert das System nicht. Das gibt es in
Weitere Kostenlose Bücher