Abschied von der Küchenpsychologie
für Kinder, aber hier natürlich mit einem andersartigen Charakter als bei Erwachsenen.
Unterschiede zwischen Therapieformen
Unterschiedlich ist zunächst einmal das äußere Arrangement. Es gibt Einzeltherapie, Paartherapie, Familientherapie, Gruppentherapie. Bei der Paar- und Familientherapie gehen zusammengehörige Personen gemeinsam in die Therapie; in Gruppentherapien kommen Menschen zusammen, die ähnliche Probleme haben. Meistens werden Therapien ambulant durchgeführt, zuweilen auch stationär.
Die therapeutischen Verfahren sind sehr unterschiedlich; ihre Vielfalt ist mittlerweile kaum noch zu überschauen. So werden in einem Handbuch 70 Therapieformen beschrieben, nach anderen Zählweisen kommt man auf mehrere Hundert. Einige sind etwas exotisch und haben auch nur geringe Verbreitung gefunden, andere Verfahren wie etwa Entspannungstrainings haben einen unbestrittenen Platz, und sei es nur als Komponente einer umfassenderen Behandlung. Die meisten Therapieformen lassen sich einer von mehreren «großen» Richtungen zuordnen. Zu nennen sind vor allem tiefenpsychologische Therapien, verhaltenstherapeutische, humanistisch-psychologische und systemische (zum theoretischen Hintergrund, aus denen sie entstanden sind, siehe Kapitel 6 ).
Die
Psychoanalyse
, die bekannteste tiefenpsychologische Therapie, richtet sich vor allem auf die Bewusstmachung bislang unbewusster Bedürfnisse, Gefühle und innerer Konflikte sowie auf deren Ursprung in vergangenen Erfahrungen, häufig in der frühen Kindheit. In der klassischen Psychoanalyse spielte die Aufklärung unbewusster Triebimpulse und Triebkonflikte eine zentrale Rolle, unter anderem durch das Deuten von Erlebnisberichten, Träumen, Assoziationen oder auch der Körpersprache. Die heutige Psychoanalyse ist dagegen deutlich «interpersonaler»; sie blickt weit mehr auf die Beziehungen zu anderen Menschen und ihren Hintergrund in (gestörten) frühkindlichen Beziehungen. Auch die Erwartungen und Gefühle in der aktuellen Beziehung zwischen Patient und Analytiker werden zum Thema, wiederum mit Blick auf die Lebensgeschichte des Patienten. Im Übrigen verlaufen heute die therapeutischen Sitzungen deutlich dialogischer als früher. – Neben der Psychoanalyse gibt es weitere Therapieformen mit anderer tiefenpsychologischer Orientierung, so etwa nach der analytischen Psychologie von C. G. Jung oder der Individualpsychologie Alfred Adlers (s. Kapitel 6 ).
In der
Verhaltenstherapie
spielt das Gespräch zwar ebenfalls eine wichtige Rolle, doch darüber hinaus packt sie sehr direkt die emotionalen Probleme und Verhaltensweisen an, die der Anlass für die Therapie sind, beispielsweise Panikattacken oder selbstunsicheres Verhalten gegenüber anderen Menschen. Die Verhaltenstherapie ist insofern handlungsorientiert und hat häufig den Charakter eines Trainings, praktische Übungen und Hausaufgaben eingeschlossen. Ganz besonders in der Behandlung von Ängsten hat sie große Erfolge vorzuweisen. Seit den 1980 er Jahren ist die Verhaltenstherapie deutlich «kognitiver» als früher. Das heißt, sie zielt darauf ab, problematische Denkmuster zu verändern, die zu belastenden Gefühlen führen und effektives Handeln behindern (z.B. dramatisierendes Denken). Die Patienten lernen unter anderem, ihr «inneres Selbstgespräch» so zu lenken, dass sie Anforderungen realistischer bewerten und ihre Selbstkontrolle verbessern. Die Verhaltenstherapie umfasst ein breites Arsenal von Behandlungsmethoden für unterschiedliche Störungen.
Zu den
humanistischen Ansätzen
gehören unter anderem die klientzentrierte (oder personzentrierte) Gesprächspsychotherapie sowie die Gestalttherapie. Ein Klima zu schaffen für die Beschäftigung mit dem eigenen Selbstbild und den (vielleicht noch verborgenen) Tendenzen zur Selbstentfaltung, ist ein wichtiges Ziel dieser Therapieformen. Während die Gesprächstherapie in einem sehr einfühlsamen Dialog die «Selbstexploration» des Patienten zu fördern sucht, richtet die Gestalttherapie ihr Augenmerk mehr auf das nonverbale Ausdrucksverhalten.
Systemische
Therapieformen beschäftigen sich vorwiegend mit mehreren Menschen, die zusammen ein soziales Beziehungsgefüge (ein «System») bilden, also vor allem mit Familien oder Paaren. Nicht die einzelne Person, sondern dieses System ist dann der «Patient» – selbst wenn zunächst die Auffälligkeiten bei einer der Personen der Anlass für die Therapie sind. Die systemischen Therapien bilden zum Teil
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