Abschied von der Küchenpsychologie
eine eigene Richtung mit eigenem theoretischen Fundament, doch gibt es auch bei den zuvor genannten Richtungen systemische Varianten, etwa als psychoanalytische oder personzentrierte Familientherapie oder als verhaltenstherapeutisches Kommunikationstraining für Paare.
Gibt es auch Gemeinsamkeiten?
Während die großen therapeutischen Richtungen lange Zeit in einem Konkurrenzverhältnis standen, gibt es heute immer häufiger Verknüpfungen von Elementen aus verschiedenen Ansätzen. Auch sind die Übergänge zwischen den Therapieschulen insgesamt fließender geworden, und in der Praxis hängt es natürlich immer auch vom jeweiligen Therapeuten ab, welche therapeutischen Elemente besonders zum Zuge kommen.
Einige Forscher haben Tausende von empirischen Studien zu Therapiewirkungen durchforstet und nach jenen Faktoren gefahndet, die erfolgreiche Therapien gemeinsam haben, auch wenn sie ansonsten sehr unterschiedlich aussehen. Zu solchen allgemeinen Wirkfaktoren gehört es offenbar, dass die «Ressourcen» des Patienten genutzt werden (z.B. seine Fähigkeiten, Vorlieben, unterstützende Mitmenschen), dass Hilfen für die Bewältigung konkreter Probleme gegeben werden, und natürlich auch, dass geklärt wird, wie sich die Probleme entwickelt haben. Zu diesem letzten Punkt ist allerdings zu sagen, dass eine Therapie auch dann erfolgreich sein kann, wenn sich die Ursachen nicht mehr hinreichend aufklären lassen. Nichtsdestoweniger ist es natürlich ein verständlicher Wunsch von Patienten, Erklärungen für ihre Probleme zu finden.
Es gibt sicher keine Therapie, die generell für jedes Problem und für jede Person die beste wäre. Manche Experten fordern deshalb, dass Psychotherapeuten nicht nur eine bestimmte Richtung vertreten, sondern ein breites Spektrum therapeutischer Methoden beherrschen sollten. Dieses Ideal erfüllen bislang aber nur wenige. Die Patienten müssen daher selber eine Therapie wählen, und das ist gewiss nicht einfach. Hinzu kommt, dass natürlich auch die Person der Therapeutin bzw. des Therapeuten von großer Bedeutung ist. Nicht nur gibt es, wie in jeder Branche, besonders erfolgreiche und weniger erfolgreiche. Von Bedeutung ist auch, wie gut die Arbeitsweise und Persönlichkeit des Therapeuten mit den Erwartungen, Sympathien und Antipathien des Patienten «zusammenpassen». Manche Patienten werden mit Therapeutin A gut zurechtkommen, aber nicht mit Therapeut B, während es bei anderen umgekehrt ist.
In jedem Fall ist es wichtig, dass Patienten sich in der Therapie gut aufgehoben und verstanden fühlen; sonst ist es besser, woanders einen neuen Versuch zu wagen. Denn obwohl Psychotherapie in den meisten Fällen zu Verbesserungen führt, ist – wie in der Medizin – nicht jede Behandlung erfolgreich; und auch unerwünschte Nebenwirkungen sind möglich (z.B. übermäßige Abhängigkeit von der Person des Therapeuten bzw. der Therapeutin).
Qualifizierte Psychotherapie wird von psychologischen oder ärztlichen Psychotherapeuten angeboten, die nach ihrem Psychologie- bzw. Medizinstudium eine mehrjährige Zusatzbildung absolviert haben. Nützliche Informationen bei der Suche nach einem passenden Psychotherapeuten bzw. einer Psychotherapeutin findet man unter www.therapie.de . Drei Richtungen sind in Deutschland als «kassenfähig» anerkannt: Verhaltenstherapie, Psychoanalyse und ein Spektrum von «tiefenpsychologisch fundierten Therapien», die zum großen Teil ebenfalls psychoanalytisch orientiert sind, aber keine mehrjährige Langzeitanalyse betreiben. Das «ausprobierende» Suchen wird dadurch erleichtert, dass die Kassen fünf sog. probatorische Sitzungen bei verschiedenen Therapeuten bezahlen. Danach muss bei der Kasse ein Antrag für eine bestimmte Therapie gestellt werden.
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Schwerpunkt:
Zwischenmenschliches Verhalten
Dieser Schwerpunktbereich blickt nicht so sehr auf einzelne Menschen, sondern auf Menschen im Miteinander und Gegeneinander. Behandelt werden «
inter
personale» Themen, bei denen man sich beispielsweise ein Paar oder eine Gruppe vorstellen muss. In diesen Bereich fallen Themen wie Gesprächsführung, Hilfeleistung und aggressives Verhalten. In allen Fällen geht es um das Verhalten, Denken, Streben und Fühlen, das auf
andere
Menschen bezogen ist, sowie um wechselseitige Beeinflussungen zwischen den Beteiligten. Wie in dem vorangehenden Schwerpunkt nehmen die ersten fünf Themen (Kapitel 9 ) auch diesmal ihren Ausgang bei einer fragwürdigen
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