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Abschied von der Küchenpsychologie

Abschied von der Küchenpsychologie

Titel: Abschied von der Küchenpsychologie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans-Peter Nolting
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geholt» werden, wenn sie sich sportliche Ziele setzen, für die sie sich anstrengen, und wenn sie von Personen betreut werden, die soziale Vorbilder sind – aber nicht, weil sie dort «Aggressionen kanalisieren».

10. Weitere «zwischenmenschliche» Themen
    Für das private Miteinander ist kaum etwas so wichtig wie gute Gespräche. Das gilt besonders, wenn wir einen Konflikt zu lösen haben oder einem Mitmenschen helfen wollen, der mit einem Problem zu uns kommt. Zwei weitere Themen befassen sich mit dem machtvollen Einfluss, den andere Menschen zuweilen auf uns ausüben. Es geht zum einen um Gruppenprozesse, zum anderen um den Gehorsam gegenüber Autoritäten. Der Themenbereich «Aggression», auf den bereits das vorangehende Kapitel eingeht (siehe 9.4 und 9.5 ), wird fortgeführt mit differenzierenden Antworten auf die Frage, warum sich Menschen aggressiv verhalten, sowie mit den psychologischen Besonderheiten von Krieg und anderen schweren Formen politischer Gewalt.
    10.1 Gesprächsführung und Konfliktregelung
    «Das war ja ein ziemlich missratenes Gespräch», denken wir manchmal. «Das war ein gutes Gespräch», denken wir ein anderes Mal und bedanken uns vielleicht bei unserem Gesprächspartner. Was macht typischerweise den Unterschied? Drei Merkmale spielen dabei wohl immer eine Rolle. Ein Gespräch ist «gut»,
    wenn die Kommunikation inhaltlich gelingt, wenn also B versteht, was A gemeint hat, und umgekehrt – anders gesagt: wenn nur wenige Missverständnisse auftreten,
wenn man sich menschlich akzeptiert fühlt,
wenn der Zweck des Gespräches erfüllt wird.
    Beim Zweck kann man beispielsweise unterscheiden: Fachgespräch, Prüfungsgespräch, Verkaufsgespräch, Beratungsgespräch, Konfliktgespräch. Daneben plaudern wir manchmal gerne; hier ist die Pflege menschlicher Beziehungen weitgehend der eigentliche Zweck.
    Die Art der Gesprächsführung hängt natürlich vom Gesprächszweck und von der Beziehung zwischen den Beteiligten ab. Im Folgenden soll es um das Konfliktgespräch und das helfende, beratende Gespräch gehen, und zwar in einer Paarbeziehung oder einer anderen privaten Beziehung. Vorweg jedoch einige allgemeine Anmerkungen zu gelingender Kommunikation.
    Missverständnisse minimieren
    Dass Kommunikation so häufig misslingt, hat viele Gründe. Vielleicht drückt sich der Sender unpräzise und missverständlich aus, vielleicht hört der Empfänger nicht aufmerksam zu, vielleicht fehlt beiden eine gemeinsame Sprache. Es kann aber auch an der komplexen Natur der übermittelten Botschaften liegen. Gewöhnlich schwingt mehr mit, als der Wortlaut besagt.
    Nach einem bekannten Modell von Friedemann Schulz von Thun lassen sich
vier Seiten einer Nachricht
unterscheiden und als Quadrat darstellen:

    Der Sachaspekt informiert beispielsweise über ein Ereignis, einen Gegenstand, eine Idee etc. Der Aspekt der Selbstkundgabe enthält: Wie ich mich fühle, was ich denke, was ich wünsche etc. Mit Appell ist gemeint: Wozu ich dich veranlassen möchte, was du tun oder unterlassen solltest. Und im Beziehungsaspekt steckt: Was ich von dir halte und wie wir zueinander stehen; typische Beziehungsbotschaften sind z.B. Überlegenheit, Wertschätzung oder Misstrauen. Ein einziger Satz enthält potenziell Botschaften zu allen vier Seiten des Quadrates.
    Ein Beispiel: Ein Mann sagt zu seiner Frau: «Willst du heute Abend schon wieder weggehen?» Mögliche Aspekte dieses Satzes sind: ( 1 ) Eine Frage zur Sache: Gehst du weg oder nicht? ( 2 ) Eine kritische Bewertung der Frau: Du lässt mich zu viel allein; du bist lieblos (= Beziehungsaspekt). ( 3 ) Ich bin unzufrieden, ich ärgere mich, ich bin traurig (= Selbstkundgabe). ( 4 ) Informiere mich rechtzeitig und/oder: Geh nicht so oft weg (= Appell). Die Frau als Empfänger könnte vorrangig auf die eine oder andere Nachrichtenseite reagieren: auf den Sachaspekt (z.B. «Ich war doch gerade drei Abende zu Hause»), auf die Beziehungsseite (z.B. «Willst du schon wieder an mir rummeckern»?), auf die Selbstkundgabe (z.B. «Ich weiß, du bist nicht gerne allein») oder auf die Appellseite (z.B. «Na gut, dann bleib ich heute hier»).
    Aus dem bloßen Wortlaut der Äußerung ist nicht eindeutig zu erkennen, welche Botschaften der Mann wirklich meint. Die Wörter «schon wieder» legen aber nahe, dass es keine reine Informationsfrage ist. Ansonsten spielt auch der Ton eine Rolle und der Kontext, in dem diese Äußerung fällt. Weiterhin hängt es von der Art der Beziehung

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