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Abschied von der Küchenpsychologie

Abschied von der Küchenpsychologie

Titel: Abschied von der Küchenpsychologie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans-Peter Nolting
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Empfindungen und Sichtweisen, ohne den anderen zu bewerten; B hört dabei ausschließlich zu, ohne irgendwas «zurechtzurücken». Anschließend werden die Rollen getauscht.
    Sich gegenseitig
Wünsche
mitzuteilen, bildet die Vorstufe zur Lösungsphase. Das Äußern von Wünschen ist aber manchmal gar nicht so leicht. Vielleicht kennt jemand seine Wünsche gar nicht so genau, vielleicht sind sie recht unbestimmt und widersprüchlich. Vielleicht drückt jemand seine Wünsche nur so zaghaft aus («durch die Blume»), dass sie beim Empfänger gar nicht ankommen. Vielleicht werden Wünsche nicht als Wünsche vorgebracht, sondern als Jammern, Vorwürfe, Befehle usw. Wünsche sollten also wie Wünsche klingen und nicht wie Angriffe.
    Ganz wichtig: Den anderen über die eigenen Wünsche zu informieren, soll zunächst nur Klarheit schaffen, es darf
nicht
zugleich bedeuten: Nun kennst du meinen Wunsch, nun musst du ihn auch erfüllen. Jede Seite muss die Erfüllung eines Wunsches auch ablehnen können, ohne dass dies als Kränkung aufgenommen wird! Sonst würde ja jede Wunschäußerung quasi zu einem Befehl. Und sollte der Partner den Wunsch dann nur widerwillig erfüllen, würde man sich scheuen, erneut einen Wunsch zu äußern.
    Aus einer guten Klärung ergeben sich die
Lösungen
häufig fast von selbst. Ansonsten können einige Regeln dafür sorgen, dass die Lösungssuche nicht in neue Streitereien abgleitet. Das kann nämlich leicht passieren, wenn einer der Kontrahenten einen Vorschlag macht, der dem anderen nicht gefällt und umgekehrt, und sie sich gegenseitig von ihren Vorschlägen zu überzeugen versuchen. Wer zuerst eine Lösung vorschlägt und wie die Diskussion abläuft, darin spiegelt sich nicht selten das Dominanzverhältnis dieser Beziehung wider.
    Daher kann es sinnvoll sein, zunächst mehrere Lösungsideen nur zu
sammeln
(vielleicht auf einem Blatt Papier) und sie erst später zu bewerten. Damit erreicht man, dass sich die Diskussion nicht an einem Vorschlag festbeißt, ehe man andere gehört hat, dass auch eine zurückhaltende Person ihre Ideen einbringt und dass keine Idee vorschnell abgewürgt wird. Beim anschließenden
Bewerten
der Vorschläge wird jeder einige bevorzugen, einige unannehmbar finden und andere auf die Reserveliste setzen. Dies kann man durch Plus-, Minus- und Nullzeichen angeben. Vorschläge mit einem Minus werden ausgeschlossen. Aus den verbleibenden Ideen lässt sich dann meist eine Lösung oder ein Lösungspaket aushandeln. Die Vereinbarungen sollten so konkret sein, dass bei der praktischen Umsetzung nicht neuer Streit entsteht. Und für den Fall, dass die vereinbarte Lösung doch nicht so gut funktioniert, wäre zu verabreden, dass sie nach einer Probephase gegebenenfalls revidiert wird.
    Konflikte müssen nicht in einem Zuge gelöst werden. Es kann sinnvoll sein, sich an kritischen Stellen Bedenkzeit zu nehmen und manche Gedanken erst «reifen» zu lassen. Zuweilen ist es auch hilfreich, eine dritte Person als Kommunikationshelfer hinzuzuziehen: eine Vertrauensperson aus dem gemeinsamen Freundeskreis oder einen professionellen Berater.
    Vielleicht erscheinen Ihnen manche Empfehlungen geradezu selbstverständlich, und eigentlich sollten sie das auch sein. Doch sind sie das in der Praxis tatsächlich? Wird nicht viel zu oft heftig aufeinander eingeredet statt zugehört? Wird nicht viel zu oft die andere Person bewertet statt von eigenen Empfindungen gesprochen? Zugegeben: Eine leichte Übung ist das nicht. Und es kommt etwas hinzu, was sich in einem Buch leider nicht darstellen lässt: der nonverbale Ausdruck. Der
Ton
, die
Mimik
, die
Körperhaltung
bestimmen entscheidend mit, wie konstruktiv das Gesprächsklima wird.
    Das helfende und beratende Gespräch
    Ein Freund, eine Freundin oder auch ein Kind kommt in gedrückter Stimmung zu uns und möchte über ein Problem sprechen. Wie führt man so ein Gespräch? Einfach, indem man sagt, wie man darüber denkt – indem man also das Problem zu erklären versucht, Ratschläge erteilt oder die Gefühle und Handlungen des Ratsuchenden bewertet («Da brauchst du dich doch nicht zu ärgern»)?
    Ungewöhnlich wäre das sicher nicht. Wer hat es nicht schon so oder ähnlich erlebt?! Geschulte Berater werden jedoch gewöhnlich in erster Linie
aktiv zuhören
, um so die Selbstklärung des Ratsuchenden zu fördern. Denn hier hat man es mit emotionalen, also mit höchst subjektiv erlebten Problemen zu tun. Und anders als bei einem Konflikt, von dem

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