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Abschied von Eden

Titel: Abschied von Eden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Faye Kellerman
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sollen, Dotty. Er war bewaffnet.«
    »Ich weiß. Aber Doug war immer ein saumäßiger Schütze. Der hat’s nie gebracht.«
    Aus den Augenwinkeln sah Benko, wie eine Tragbahre in den Krankenwagen geladen wurde. »Warte einen Augenblick hier, Dotty. Ich muß noch was erledigen.«
    Aber sie kam trotzdem mit ihm zum Krankenwagen. Benko sah Marge auf der Bahre liegen. Ein Krankenpfleger wickelte ihr gerade einen Verband um die Stirn.
    »Alles okay?« fragte Benko Marge.
    »Ging mir schon mal besser«, flüsterte Marge.
    »Hat das dieser Scheißkerl gemacht?« fragte Dotty. »Ich hätte ihn umbringen sollen, Charlie. Ich hätt’ seine Pistole nehmen und ihn umbringen sollen.«
    Benko drückte Dotty die Hand. Zu Marge sagte er: »Sie sind eine ganz schön harte Frau, wissen Sie das?«
    Im Augenblick komm’ ich mir gar nicht so hart vor, dachte Marge. Ihr tat alles weh, sie fühlte sich schwindlig und zittrig, ihr war übel, und sie hatte einen ziemlichen Schock erlitten. »Können Sie mir einen Gefallen tun, Charlie?«
    »Klar.«
    »Rufen Sie auf dem Revier an. Lassen Sie sich Sergeant Decker geben. Sagen Sie ihm … ich kann Pappy D nicht vernehmen. Er weiß … was ich meine.«
    »Selbstverständlich«, sagte Benko. »Ich tu’ alles, was Sie wollen.«
    »Sagen Sie ihm nicht, warum.« Marge spürte, wie sich ihr Magen hob. »Ich möchte nicht, daß … sich jemand Sorgen macht.«
    »Okay.«
    Aber Marge wußte, daß er Decker sagen würde, was passiert war. Und wie sie Pete kannte, würde er vermutlich gleichzeitig mit ihr im Krankenhaus ankommen. Bei dem Gedanken fühlte sie sich ein bißchen besser.
     
    Marge öffnete die Augen. Sie spürte, daß Schläuche durch ihre Nase liefen und man ihr irgendwas auf den Kopf geklebt hatte. Sie hing an Maschinen, von denen eine piepste. Alles war unscharf.
    Doch eine wunderbar vertraute Stimme sagte: »Was manche Leute nicht alles machen, um einen Tag frei zu kriegen.«
    Marge antwortete nicht. Ihr Kopf dröhnte, und grelle Blitze flammten vor ihren Augen auf. Pete hörte sich an wie ein Echo. Sie stützte sich in ihr Kissen und murmelte: »Wie seh’ … ich aus?«
    »Wunderschön«, sagte Decker.
    »Lügner.«
    »Du siehst lebendig aus. Mehr kann man im Augenblick nicht von dir verlangen.«
    »Ich fühl’ mich beschissen.«
    »Das kann ich mir vorstellen. Brauchst du irgendwas? Was gegen die Schmerzen?«
    Marge murmelte nein. Plötzlich merkte sie, daß Decker ihre Hand hielt, und zwar mit beiden Händen. O Gott, wenn er das tat, dann mußte sie wie der leibhaftige Tod aussehen. Sie versuchte, sich auf sein Gesicht zu konzentrieren. Zwei Deckers. Beide wirkten furchtbar besorgt. Muß ihn beruhigen, dachte sie. »Hat Benko dir … Bescheid gesagt … wegen Pappy D?« fragte sie krächzend.
    Decker seufzte. »Ja, hat er. Es ist alles geregelt. Denk nicht an die Arbeit.«
    Ein Hammer schlug dröhnend in ihrem Kopf. »Pete … bei Sue Beth gab’s … verdächtige Untertöne.«
    »Schsch.«
    »Weißt du … was ich meine?«
    Decker empfand eine bisher ungeahnte Bewunderung für sie. Die Frau gibt nicht auf. Genau wie er. »Du willst, daß ich Sue Beth frage, ob sie sicher ist, daß sie ihre Mutter und ihren Bruder gesehen hat, als sie bei der Versammlung eintraf?«
    Marge nickte. »Mach ihr Druck … Pappy D … bei dem Gespräch.«
    Decker sagte, das würde er tun, dann drückte er diskret den Knopf, um die Schwester zu rufen. Doch Marge bekam es mit.
    »Seh’ ich so schlimm aus?«
    »Ein bißchen blaß, sonst nichts.«
    Kurz darauf kam eine junge philippinische Krankenschwester und sah den EEG-Ausdruck durch. »Es ist alles in Ordnung«, erklärte sie Decker.
    »Klar, es geht mir … gut«, sagte Marge. Wenn das Gefühl, als ob einem tausend heiße Feuerhaken die Augen durchbohrten, bedeutete, daß es einem gut ging, dann ging es ihr gut.
    »Brauchst du ein Schmerzmittel, Margie?«
    »Die nächste Dosis ist erst in …«, sagte die Schwester.
    »Ist mir scheißegal, wann die nächste Dosis fällig ist!« Decker platzte fast vor Wut. »Sie hat Schmerzen! Geben Sie ihr um Gottes willen was gegen die Schmerzen!«
    Marge schenkte ihm ein schiefes Grinsen. Dann flüsterte sie: »Geh … red mit … Pappy D. Verschwinde!«
    Die Schwester lächelte. »Sie haben gehört, was sie gesagt hat. Raus!«
    »Geh.« Marge versetzte Decker einen leichten Schlag. »Sofort.«
    Decker rührte sich nicht.
    »Geh … bitte.«
    Decker stand auf. »In einer Stunde bin ich wieder da, Marjorie. Ob’s

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