Abschied von Eden
weiß ich erst, wenn ich bei den Fluggesellschaften angerufen hab’ … Ich tu’, was ich kann … Okay … okay. Ich hab’ dich auch lieb … Mendel? Klar, gib ihn mir. Ich warte.«
»Du fliegst zurück?« fragte Decker.
»Pessy wurde bei einer Razzia in einem Massagesalon verhaftet«, sagte Rina, während sie mit einer Hand die Sprechmuschel zudeckte. »Esther hat einen Nervenzusammenbruch erlitten. Meine Schwiegermutter hat die fünf Kinder von Esther und meine noch dazu. Ich muß ihnen helfen. Sie haben noch nicht mal einen vernünftigen Anwalt engagiert, weil ihnen das alles so peinlich ist … Hi, Mendel.«
»Wieso spricht Mendel mit dir?« fragte Decker.
»Moment mal.« Rina drehte sich zu Decker um. »Ich kann nicht mit zwei Leuten gleichzeitig reden!«
»Ich dachte, Mendel spricht nicht mit Frauen.«
»Jetzt redet er aber gerade mit mir, okay! … Ja, ich bin noch da«, sagte sie zu Mendel. »Mhm, mhm … Du machst wohl Witze … Mendy, Peter kennt in New York niemanden …« Sie begann wieder auf und ab zu gehen. »Mendy … Mendy, jede Polizeidienststelle ist anders. Polizisten sind nicht verpflichtet, Kollegen Auskunft zu geben.«
Sie hörte Mendel eine Weile zu, dann sagte sie: »Weißt du, das ist wirklich unglaublich. Das ganze Jahr warst du und Pessy unfreundlich zu ihm, wenn er angerufen hat. Und jetzt wollt ihr ihn um einen Gefallen bitten? … Na schön … Aber erwarte nicht … Okay. Einen Moment.«
Sie hielt Decker den Hörer hin. »Ich hab’ keine Beziehungen zur New Yorker Polizei«, sagte er.
»Kannst du denn nicht irgendwas tun? Nur ein Anruf, um zu erfahren, wie schwerwiegend die Beschuldigungen sind? Da müssen doch irgendwelche Möglichkeiten existieren.«
»Rina, vor einer Woche wolltest du den Mann noch umbringen. Und jetzt willst du, daß ich ihn frei kriege?«
»Was soll ich denn machen, Peter?« Sie wirkte völlig verzweifelt. »Er gehört schließlich zur Familie.«
Decker fuhr sich mit der Hand übers Gesicht. »Sag Mendel, ich kann da nichts machen. Gar nichts! Aber – ganz unter uns – ich werd’ ein paar Leute anrufen, okay?«
Rina nickte, gab die Nachricht weiter und hängte ein.
»Zumindest ist dieser geile Pessy endlich bloßgestellt«, sagte Decker. »Nun läßt er dich wohl in Ruhe.«
»Ein Problem gelöst, und schon haben wir ein neues.« Sie seufzte. »Lieber Gott, mir graut vor der Rückkehr.«
»Soll ich mitkommen?«
»Kannst du das denn?«
»Ich hab’ noch ein paar Fälle am Hals. Wenn ich damit gut vorankomme, komm’ ich für ein paar Tage zu dir.«
Rina sank Decker in die Arme. »Ich liebe dich.«
»Ich liebe dich auch.«
»Kannst du denn was für ihn tun?« fragte Rina.
»Vermutlich nicht. Aber ich werd’ mich wie versprochen umhören. Es hängt von den Beschuldigungen ab, wenn beispielsweise dort Drogen gefunden wurden …«
Rina stöhnte auf. »Daran hab’ ich ja überhaupt nicht gedacht.«
»Zieh es in Erwägung, Honey.«
»Dann sieht’s also böse für ihn aus?«
»Das soll wohl ein Witz sein.« Decker lachte. »Wenn er nicht vorbestraft ist und keine Drogen im Spiel sind, dann bleibt’s bei einer Zurechtweisung. Er wird schon wieder draußen und hinter Frauenröcken her sein, noch bevor du nach Hause fliegst.«
»Ich muß zurück.«
»Ich sag’ ja nicht, daß du’s nicht tun sollst. Du sollst dir nur keine Sorgen um ihn machen.«
Rina ließ sich auf einen Stuhl fallen. »Nur mal der Neugier halber. Hättest du was tun können, wenn das hier in L. A. passiert wäre?«
»Ob ich könnte oder ob ich hätte?«
Rina antwortete nicht.
»Kommt drauf an«, sagte Decker. Dann lächelte er. »Hast du einen Strafzettel, den ich für dich regeln soll?«
»Ach, Peter!«
»Was soll ich mit dem kleingeschnittenen Salat tun?«
»Tu ihn in die Schüssel. Ich hab’ keinen Hunger«, sagte Rina. »Und ich muß mal langsam anfangen, bei den Fluggesellschaften anzurufen. Ich hoffe, ich bekomm’ noch einen Nonstop-Flug vor dem Schabbes. Shayna hat gesagt, ich soll sofort kommen. Beam mich rüber, Scotty. Wir leben zwar im Jetzeitalter, aber Reisen braucht immer noch seine Zeit.«
Reisen braucht immer noch seine Zeit.
Wie im Fall Darcy ging es nur darum, so schnell wie möglich irgendwo hinzukommen. War Granny Darcy zurückgekommen, um Earl zu holen, oder war sie die ganze Zeit dagewesen? So betrachtet war der Fall Myra Steele die gleiche verdammte Geschichte.
Man hatte sie zunächst ins Hollywood Pres gebracht, aber ihre Mutter
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