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Abschied von Eden

Titel: Abschied von Eden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Faye Kellerman
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sagte Hollander. »Er hat erzählt, daß er sich mit ’nem alten Armeekumpel trifft, der in der Klemme sitzt.«
    Darauf MacPherson: »Rabbi Pete ist oben und betreibt gerade Unzucht mit einer Minderjährigen.«
    Marge lächelte und nippte an ihrem Kaffee.
    »Ich verarsch’ euch nicht«, fuhr MacPherson fort. »Er ist im Schlafraum und liegt mit einem knapp zweijährigen Mädchen im Bett. Du solltest ihn lieber mal wecken, Margie. Wenn irgendein dämlicher Sozialarbeiter ihn mit der Kleinen sieht, hat der arme Pete ’ne Anzeige wegen sexuellem Mißbrauch am Hals.«
    »Was ist denn passiert?« fragte Marge.
    »Der Rabbi hat das Kind gegen ein Uhr heut’ morgen in dieser neuen Siedlung auf der Straße herumspazieren sehen. Da hat er es mit hergebracht.«
    »Welche Siedlung?« fragte Hollander. »Da sind in letzter Zeit einige aus dem Boden geschossen. Die Arschlöcher manipulieren an den Wahlbezirksgrenzen herum, und plötzlich kommen all diese reichen Bubis hierher und bauen alles zu.«
    »Manfred und Co«, sagte MacPherson. »Du weißt schon. Da, wo alle Straßen nach Bäumen oder Staaten heißen.«
    »Oberhalb von der alten Kalkgrube«, sagte Marge.
    »Genau«, antwortete MacPherson.
    »Hat Decker schon bei der Meldestelle angerufen?« fragte Hollander.
    »Nope«, sagte MacPherson. »War noch zu früh. Er hat bloß die nötigen Formulare ausgefüllt und die Kleine in Schutzhaft genommen. Ist vermutlich aus dem Bettchen geklettert und durch die Hundetür abgehauen. Pete hofft, daß jeden Moment ein Anruf von den verzweifelten Eltern reinkommt.«
    »Ich geh’ ihn wecken«, sagte Marge und stellte ihre Tasse auf den Schreibtisch. »Laß dir deinen Kaffee gut schmecken, Michael.«
    »Danke. Näher komm’ ich heut’ morgen wohl an keine Titten mehr ran«, entgegnete Hollander.
    Marge verließ das Büro und ging in den Aufnahmebereich. Ein Hispanic mittleren Alters stand gestikulierend vor dem diensthabenden Polizisten. Er war spindeldürr, sein Gesicht von der Sonne zerfurcht. Der Sergeant wirkte gelangweilt. Er hatte sein Kinn in die Hand gestützt und sah über den Kopf des Hispanic zu Marge.
    »Yo, Detective Dunn.«
    Marge winkte ihm zu. »Sergeant Collins.«
    »Ist Sergeant Decker da? Ich brauch’ jemand, der Spanisch kann.«
    »Ich such’ Ihnen jemand Zweisprachiges, Sarge«, sagte Marge.
    »Danke.« Collins wandte sich dem Hispanic zu. »Setzen, Junge. Da drüben.« Er zeigte auf eine Bank an der Wand. Dort saß bereits ein Motorradfahrer mit kräftigen Armen, die von den vielen Tätowierungen ganz blau waren, sowie daneben ein zierliches Mädchen mit strähnigen Haaren. »Da, da!«
    Marge sagte: » Sientese aquí, por favor .«
    Der Mann ließ einen spanischen Wortschwall auf Marge los.
    » No hablo Español «, sagte Marge. »Warten Sie. Un momento. Sientese . Auf die Bank .«
    Der Hispanic nickte verstehend und setzte sich zwischen die Frau und den Motorradfahrer.
    »Diese Schwachköpfe da drüben sprechen mehr Spanisch als Englisch«, sagte Collins.
    »Wo waren Sie denn vorher, Sarge?«
    »Southeast. Fünf Jahre war ich in dem Saustall. Da sprechen sie allerdings auch kein Englisch. Nur fließend Niggerslang.«
    »Die meisten Leute hier in der Gegend arbeiten ziemlich hart«, sagte Marge.
    »Yeah. Bis sie ihre Papiere kriegen und Sozialhilfe beantragen. Amerika ist offenbar das Land der unbegrenzten Möglichkeiten, sofern man nicht Amerikaner ist.«
    Marge lächelte und machte sich rasch aus dem Staub. Collins war erst seit einer Woche bei ihnen im Revier, und schon meckerte und stöhnte der Kerl die ganze Zeit. Vermutlich haßte er auch Frauen. Marge tat ihn mit einem Schulterzucken ab. Fünf Jahre in Southeast konnten einen sicher ganz schön fertigmachen.
    Sie stieg die Metalltreppe hinauf und öffnete die Tür zum Schlafraum.
    Decker schlief nicht. Er rang mit dem Kind auf dem Boden und versuchte, ihm die Windel zu wechseln. So wie es aussah, war das Kind im Vorteil. Der große rothaarige Mann war derart in sein Martyrium vertieft, daß er noch nicht mal hörte, wie die Tür aufging.
    »Na komm schon, Kiddo«, sagte Decker. »Nur noch eine Sekunde – nein. Nein, laß das. Halt doch still. Scheiße. Verzeihung. Halt doch einmal …«
    Das Kind trat mit aller Kraft mit den Beinen.
    »Zufrieden? Jetzt hast du dir schon wieder die Windel heruntergerissen.«
    Decker kitzelte die Kleine an den Rippen. Sie quietschte vor Vergnügen.
    »Kitzlig, was?« Decker kitzelte sie noch einmal. Sie lachte schallend.

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