Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Abschied von Eden

Titel: Abschied von Eden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Faye Kellerman
Vom Netzwerk:
atmete tief durch und versuchte, sein Hirn von allen schmutzigen Gedanken zu befreien.
    Diesmal hatte er Glück. Es gelang ihm, sich völlig in seine Arbeit zu vertiefen, und das so lange, bis er Schritte hörte, die sich der Scheune näherten. Er spürte, wie ihm die Hitze ins Gesicht stieg.
    »Ich hab’ Ihnen etwas Orangensaft gebracht«, sagte Rina. Ginger war an ihrer Seite. Sie trug ein Tablett mit einer Tüte Orangensaft und einem Glas voller Eiswürfel. Am Eingang der Scheune blieb sie stehen und stellte das Tablett auf den Boden. Sie hatte keine Waffe mehr in der Hand.
    »Danke, Ma’am«, sagte Abel ganz ruhig.
    »Sind Sie bald fertig?« fragte Rina.
    »Vielleicht noch fünf Minuten.«
    »Okay.«
    »Wenn Sie wollen, kann ich aber auch gleich gehn«, sagte Abel. »Ich möchte Sie nicht beunruhigen.«
    »Nein«, sagte Rina und trat langsam zurück. »Ist schon in Ordnung.«
    »Nun, dann verabschiede ich mich jetzt«, sagte Abel. »Es war nett, Sie kennenzulernen. Pete hat mir erzählt, daß ihr beide große Pläne habt. Ich wünsche euch alles Gute. Er kann sich glücklich schätzen.«
    »Danke.«
    »Und danke für den Saft.«
    »Danke für das Foto«, sagte Rina. »Es bedeutet mir sehr viel. Ich schick’ es Ihnen so schnell wie möglich zurück.«
    »Lassen Sie sich ruhig Zeit«, sagte Abel. Er sah hinter ihr her, wie sie wegging, der Hund die ganze Zeit mit der Schnauze an ihrer Hüfte. Wie er diese vierbeinige Hündin beneidete. Seufzend strich er sich über den Bart. »Lassen Sie sich ruhig Zeit«, wiederholte Abel flüsternd.

13
    Decker saß zusammengesunken auf dem Rücksitz und rauchte eine Zigarette. Er hatte Jacke und Krawatte ausgezogen und die Hemdsärmel bis zu den Ellbogen hochgerollt. Seine Füße baumelten über die Lehne des Fahrersitzes. Alle Fenster des Plymouth waren heruntergekurbelt und die Türen sperrangelweit aufgestoßen. Heißer Tabakqualm mischte sich mit Staub, und sein Mund fühlte sich völlig ausgetrocknet an. Er starrte nach draußen zu Marge, sah, wie ihr der Schweiß von der Stirn triefte, und fragte sich, ob er sie mal ablösen sollte oder ob sie über ein solches Angebot beleidigt wäre. Dann beschloß er achselzuckend, daß sie schon um Hilfe bitten würde, falls sie welche brauchte. Sie redete beruhigend auf Byron Howard ein und versuchte, ihn ins Auto zu bekommen, damit er am Boden nichts durcheinanderbrachte, falls dieser Zentimeter für Zentimeter nach Spuren abgesucht werden müßte. Doch der kahlköpfige Mann hörte nicht auf sie, sondern lief hin und her, als ob er etwas zu verbergen hätte.
    Zehn Minuten später hörte Decker Reifen auf dem Schotter knirschen. Durch das Heckfenster sah er ein schwarz-weißes Auto des County Sheriff und einen weißen Kastenwagen des Kriminallabors hinter dem Plymouth halten. Der Fahrer des Streifenwagens öffnete die Tür, stieg aus und streckte sich. Er schien Mitte Sechzig zu sein – ein korpulenter Mann mit einem bleistiftdünnen Schnurrbart, Hängebacken und bleicher Gesichtsfarbe. Sein dünnes weißes Haar war zur Seite gekämmt, um ein kahles Stück rosa Kopfhaut zu verdecken. Er trug die typischen Detective-Klamotten – kurzärmeliges, weißes Hemd, Krawatte mit Klammer, marineblaue Hose und schwarze geschnürte Halbschuhe. Er schlenderte zu dem Van, klopfte ans Fenster und forderte die Männer aus dem Labor mit einer Handbewegung auf auszusteigen.
    Die beiden Techniker waren jung – ein Asiat mit Bürstenschnitt und ein lockenköpfiger Rothaariger mit Akne und Sommersprossen. Beide trugen lange weiße Kittel und schwitzten in der Hitze. Langsam schwang Decker die Beine aus dem Auto, stieg aus und schloß sich der Gruppe an.
    Der Sheriff Detective schüttelte Decker die Hand und stellte sich als Ozzie Crandal vor. »Ich war gerade unterwegs, als die Funkzentrale die Meldung durchgab. Genauer gesagt, ich war in der Mittagspause. Hört sich an, als hätten wir da drinnen ein ganz schönes Chaos.«
    Decker stellte sich ebenfalls vor und sagte, »Chaos« sei stark untertrieben, man hätte es nämlich mit einem vierfachen Mord zu tun.
    Crandal biß sich auf die Lippen. »Wieso hat LAPD die Meldung überhaupt gehört?«
    »Der Fall begann in meinem Revier gleich auf der anderen Seite des Bergs. Bei Nachforschungen sind meine Partnerin und ich dann über das hier gestolpert.«
    »Wer ist Ihre Partnerin?«
    »Detective Dunn, die Frau, die sich gerade mit dem kahlköpfigen Mann unterhält.«
    Crandal berührte seinen Scheitel und

Weitere Kostenlose Bücher