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Abschied von Eden

Titel: Abschied von Eden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Faye Kellerman
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sagte: »Zeugen?«
    »Soweit ich weiß, keine. Er ist ein Nachbar – Byron Howard ist sein Name.« Dann wandte sich Decker an die Techniker. »Detective Dunn wird Sie beide nach drinnen bringen. Es stinkt bestialisch. Nehmen Sie reichlich VapoRub.«
    Der Asiat lächelte und zeigte große, viereckige Zähne. Auf seinem Namensschild stand Tommy Chin. »Ich lieben Herausforderung.« Er sprach mit abgehackter Stimme. »Nahrung für Gehirn.«
    Der Rothaarige verdrehte die Augen und zog seinen Partner am Kittelärmel zu Marge. Decker beobachtete, wie die drei ins Haus gingen. Dann fragte er Crandal, ob er sich die Mordopfer ansehen wolle.
    Crandal ignorierte die Frage und sagte: »Sie und Ihre Partnerin gehören also eigentlich gar nicht zur Mordkommission?«
    »Nope«, sagte Decker. »Jugendkriminalität und Sexualdelikte.«
    »Aber Sie haben das Kind im Zuständigkeitsbereich von Foothill gefunden.«
    »Ja«, antwortete Decker. »In der neuesten Manfred-Siedlung gleich auf der anderen Seite vom Hügel.«
    »Wer ist Manfred?« fragte Crandal.
    »Ein Bauunternehmen. Die haben in unserem Bezirk sehr viel gebaut.«
    Crandal zeichnete mit der Spitze seines Schuhs eine Linie auf den Boden. »Wenn Sie wollen, können wir gemeinsam ermitteln – uns den Schreibkram teilen.«
    Blödsinn, dachte Decker. Eine gemeinsame Ermittlung bedeutete normalerweise doppelte Schreibarbeit und daß die Leute sich dauernd gegenseitig auf die Hühneraugen traten. Doch nach nur kurzem Zögern nickte er zustimmend. Ihm ging Katies Gesicht nicht aus dem Kopf, ihr perlendes Lachen, und wie sie mit krausgezogener Nase lächelte. Und Howard Byron, der Linda, Linda, Linda … schluchzte.
    Verdammt, eine dieser Frauen war die Mutter der Kleinen.
    Tommy, der Asiat, kam aus dem Haus gerannt, auf Decker und Crandal zu. Er hielt sich ein Taschentuch vor Nase und Mund und wischte sich den Schweiß von der Stirn.
    »Wir haben ein echtes Problem da drinnen.«
    »Was?« fragte Decker.
    »Das sehn Sie sich besser selbst an«, sagte Tommy. »Arnie ist noch drin. Weiß nicht, was er machen soll. Ist wirklich schlimm. Besonders wenn man allergisch ist.« Er stieß ein Lachen aus, das sich wie eine Maschinengewehrsalve anhörte.
    Decker zog die Schuhe aus und erklärte Crandal, daß es drinnen zwei verschiedene Sorten Fußabdrücke gäbe, und je weniger Durcheinander die Spurensicherung hätte, desto besser. Er führte Crandal zum Haus und reichte ihm am Eingang das VapoRub. Dann gingen sie hinein.
    Die Zeit hatte nichts dazu beigetragen, den schrecklichen Anblick zu mildern. Decker spürte, wie sich ihm angesichts des Haufens von aufgedunsenem Fleisch in der Mitte und des beinlosen Mannes am Kühlschrank erneut der Magen hob. Jede Menge Blut, durchsetzt mit Milch und Honig. Die Insekten, besonders die Maden, schienen sich in nur einer halben Stunde vervielfacht zu haben. Durch die Hitze wurde alles beschleunigt. Marge skizzierte gerade die Anordnung der Küche auf ihrem Notizblock. Sie versuchte gleichzeitig zu zeichnen, den Block nicht fallen zu lassen und sich die Nase zuzuhalten. Arnie, der zweite Labormann, kratzte gerade etwas Blut von einem Schrank und tat es auf einen Objektträger aus Glas.
    »Ich halt’ das nicht mehr lange aus«, sagte er. »Von Bienenstichen war in der Jobbeschreibung nicht die Rede.«
    »Ich hab’ ja schon Leichen voller Käfer, Ameisen und sogar Würmer gesehen«, sagte Tommy. »Die legen Eier in die Öffnungen – Nase, Augen, Ohren. Aber noch nie so viele Bienen. Ich nehm’ ein paar zur Untersuchung mit, auch ein paar lebendige. Aber der Rest ist nur Hintergrund. Die werden nämlich wütend, wenn wir versuchen, unsere Arbeit zu machen.«
    »Und sie fressen die Spuren auf«, fügte Arnie hinzu.
    »Geben Sie uns eine Minute Zeit, um zu entscheiden, was wir machen wollen«, sagte Decker. »Könnten Sie inzwischen Blutproben von den Leichen nehmen? Ich muß feststellen, ob sie mit dem Blut übereinstimmen, das wir am Schlafanzug des kleinen Mädchens gefunden haben.«
    »Klar kann ich Ihnen Blut besorgen«, antwortete Tommy. »Wieviel brauchen Sie? Ein Reagenzglas voll? ’nen Liter? ’ne Gallone? Die hier brauchen keins mehr.« Wieder dieses Lachen.
    »So viel, wie das Labor für die Tests braucht, Tommy«, sagte Decker.
    »Kein Problem.« Tommy machte sich wieder an die Arbeit.
    Arnie schlug sich auf den Arm. »So kann ich nicht arbeiten.«
    Decker bat sie, sich noch einen Augenblick zu gedulden, und winkte Marge und Crandal nach

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