Abschied von Eden
draußen. Dort erklärte er Crandal, daß Byron Howard Spezialist für Bienen sei.
»Ich wette, der kann uns helfen, die Viecher loszuwerden«, sagte Decker.
»Vorher sollte er sich die Leichen ansehen und versuchen, sie zu identifizieren«, sagte Marge. »Wer weiß, wie die Leichname aussehen, wenn die Viecher endlich weg sind. Bei der Hitze und so aufgedunsen, wie sie schon sind, erleben wir sie jetzt vielleicht gerade in Bestform.«
»Eine schaurige Vorstellung«, sagte Crandal.
»So wie Byron drinnen gejammert hat, müßte eine der Frauen Linda Darcy sein. Und die anderen?« Decker zuckte mit den Schultern.
»Gehn wir Byron fragen«, sagte Marge.
Crandal wischte sich die Stirn und sagte, er wolle sich draußen ein wenig umsehen. Als Marge ihn fragte, ob er seinen Notizblock brauche, sah er sie verärgert an und erklärte, daß er ihn aus dem Wagen holen würde. Doch Marge bemerkte, daß er in eine andere Richtung ging.
Während er mit Marge auf Byron zuging, wurde Decker bewußt, wie langsam sie sich bewegten, wie ausgelaugt sie waren. Die Sonne stand direkt über ihnen, der Himmel war wolkenlos und tiefblau. Die erbarmungslose Hitze und die durchdringenden Gerüche raubten ihnen allen die Energie. Decker fragte Byron, wie er sich fühle. Der kahlköpfige Mann war aschfahl.
»Kann ich jetzt nach Hause?« fragte Byron.
»Rein rechtlich gibt es keinen Grund, warum nicht«, sagte Decker. »Allerdings möchten wir Sie um ein paar Gefallen bitten.«
»Was denn?« fragte Byron.
»Zunächst mal sollte jetzt jemand für uns die Leichen identifizieren – bevor sie noch schlimmer verwest sind …«
Byron antwortete nicht. Decker legte eine Hand auf die breite Schulter des Bienenzüchters, doch Byron schüttelte sie ab.
»Mr. Howard, ich weiß, daß das furchtbar ist«, sagte Marge, »aber wir sind auf Ihre Hilfe angewiesen …«
»Ein paar Gefallen«, unterbrach Byron und sah Decker an. »Sie haben gesagt, ein paar Gefallen. Was noch?«
Decker fächelte sich mit dem Handrücken Luft zu und sagte: »Von uns kennt sich keiner mit Bienen aus. Wir müssen die Bienen von den Leichen kriegen …«
»Und die Wespen«, korrigierte ihn Byron. »Ein Teil sind Bienen, aber es sind auch Wespen dabei … sie fressen … stechen … Fleisch … ich muß mich setzen.«
»Natürlich.« Decker steuerte ihn zum Plymouth und half ihm auf den Rücksitz. Er und Marge setzten sich zu beiden Seiten des Imkers, nicht zu dicht, aber nah genug, daß sie Byron wissen ließen, was von ihm erwartet wurde.
»Geht’s so einigermaßen?« fragte Decker.
Byron schüttelte den Kopf. »Ich muß zu meiner Farm zurück. Darlene wird wütend, wenn ich so lange wegbleibe.«
»Aber nicht, wenn sie den Grund erfährt«, sagte Marge.
»Doch, Sir, Miss Detective. Sie kennen Darlene nicht.«
»Mr. Howard …«, sagte Decker.
»Sie können mich ruhig Byron nennen. Was soll der ganze Formkram.«
»Byron, wir brauchen Hilfe«, sagte Decker. »Wie kriegen wir diese Bienen los … und die Wespen?«
»Einräuchern, würd’ ich sagen. Rauch verwirrt Bienen, dann kann man leicht mit ihnen umgehen. Ein paar mögen zwar immer noch störrisch sein, aber die meisten können sie einfach wegwischen, in einen Karton oder ein paar Bienenstöcke. Die Wespen … bei denen funktioniert Rauch manchmal nicht. Aber man kann’s immerhin versuchen.«
»Haben Sie Spezialanzüge für den Umgang mit Bienen?« fragte Marge. »Die Sie unseren Technikern vielleicht leihen könnten?«
»Auf der Farm hab’ ich ein paar Bienenschleier und Handschuhe. Nehmen Sie sich, was Sie brauchen. Und dann tun Sie mir einen Gefallen und kommen mir nie mehr unter die Augen!« Er schüttelte noch einmal den Kopf. Diesmal rutschte ihm ein »O Gott« heraus.
»Ich fahr’ Sie nach Hause«, sagte Marge. »Dort holen wir die Schleier, Handschuhe und was zum Räuchern, und Sie zeigen uns, wie man die Sachen benutzt.«
Byron antwortete nicht sofort, doch als Decker ihn drängte, stimmte der Imker schließlich zu. »Darlene wird bestimmt mitkommen wollen«, fügte er hinzu.
»Überlassen Sie Ihre Frau mir«, sagte Marge. »Sie kümmern sich um die Bienen … und die Identifikation der Leichen, Byron.«
»Erst die Leichen«, sagte Decker. »Ich mute Ihnen das sehr ungern zu, Byron … nun ja, um es unverblümt zu sagen, ich will nicht warten, bis sie noch mehr verwesen.« Decker stieg aus dem Auto, faßte Byron an der Schulter und führte ihn behutsam in Richtung Haus. »Ich weiß,
Weitere Kostenlose Bücher