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Abschied von Eden

Titel: Abschied von Eden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Faye Kellerman
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hab’ Path gebeten, Hände und Kleidung auf Schmauchspuren zu untersuchen, damit wir vielleicht einen Anhaltspunkt bekommen, wer den Revolver abgefeuert hat. Nichts. Die Hände waren einfach zu sehr zerfleddert von der Wucht der Schrotladung. Nun kommt die große Frage. Was ist hier passiert?«
    »Da kommen einem verschiedene Möglichkeiten in den Sinn.«
    »Wie wär’s mit Luke war das vorgesehene Opfer? Die anderen waren Zufall, kamen zum falschen Zeitpunkt rein. Dann hatte jemand die glänzende Idee, alle mit einer Schrotflinte umzunieten, damit es so aussieht, als wären sie alle aus dem gleichen Grund ermordet worden.«
    »Bei den anderen hat man keine Einschußlöcher gefunden?«
    »Nein«, sagte Marge. »Allerdings könnten auch hier die Schrotsalven die Revolvereinschüsse unkenntlich gemacht haben. Wir reden hier von Hackfleisch … wirklich schlimm, Pete. Katie tut mir ja so leid. Das arme kleine Mädchen.«
    »Yeah«, sagte Decker sanft. Er gestattete sich, einen Augenblick darüber nachzudenken, dann wandte er sich wieder seiner eigentlichen Aufgabe zu. »Meine Mord-Selbstmord-Theorie ist mir gerade sozusagen unterm Hintern weggeschossen worden, da gibt es kein Vertun. Luke kann sich nicht gleichzeitig Beine und Kopf weggeschossen haben.«
    »Das stimmt.«
    »Dieser Fall wird nicht einfach«, sagte Decker. »Erkundige dich so bald wie möglich nach den Klamotten unseres Unbekannten und nach irgendwelchen besonderen Kennzeichen, Margie.«
    »Auf der Stelle.«
    Decker hängte ein und ging zur Kaffeemaschine. Er füllte seinen überdimensionalen Becher, in den ein halber Liter paßte, bis zum Rand mit dem schwarzen Mud vom Boden der Kanne.
    Zwei Waffen und beide verschwunden.
    Zwei Mörder?
    Er nippte an seinem Kaffee. Bitter wie Rizinusöl.
    Mike Hollander kam mit lauten Schritten ins Büro und stellte sich mit seinem Tittenbecher neben Decker an die Kaffeemaschine. Heute trug Hollander eine schwarze Hose, ein weißes kurzärmeliges Hemd und eine Paisleykrawatte mit Klammer, die drei Zentimeter über seinem Bauchnabel endete.
    »Hat Rina dir ’nen Knutschfleck verpaßt?« fragte er.
    »Was redest du da?« sagte Decker.
    »Du hast eine große rote Quaddel über dem Hemdkragen. Iiiiihhhhh!«
    Deckers Hand fuhr an seinen Nacken. »Das ist ein Bienenstich, Mike.«
    »Oh.« Mike goß sich den Rest Kaffee in seine Tasse. »Die Story kenn’ ich schon. Hör mal, wenn du an diesem Scheiß arbeiten willst, kann ich dir bei deinen alten Fällen helfen. Ich hab’ im Moment nicht so viel zu tun.«
    Decker dachte über das Angebot nach. Auf seinem Terminkalender stand heute folgendes: ein Gerichtstermin um zehn – Aussage in einem Fall von Notzucht, der allerdings aufgrund der Beweislage eindeutig sein sollte. Ein weiterer Gerichtstermin um drei, bei dem das Vergewaltigungsopfer aussagen sollte. Da mußte er auf jeden Fall hin. Die Frau war so labil, daß sie jede erdenkliche Hilfe brauchte. Und um vier mußte er sich mit Marge bei Sophi treffen, um mit Sue Beth Litton zu reden.
    »Danke, aber ich glaub’, die alten Fälle behalt’ ich lieber. Ich möchte nicht, daß die Opfer meinen, ich hätte sie im Stich gelassen. Wenn du meine neuen Aufträge anfangen könntest, würde das schon helfen.«
    Hollander sagte, das sei kein Problem, und schlürfte den Kaffee aus dem Tittenbecher. Decker ging mit seiner schwarzen Brühe zum Schreibtisch und machte sich an die Papiere für Katie Darcy. Er spannte ein Entlassungsformular in vierfacher Ausfertigung in die Schreibmaschine und haute in die Tasten, bis er von seinem Telefon gestört wurde. Es war wieder Marge.
    »Die Kleidung des Unbekannten«, sagte sie. »Oder was davon übrig ist. Ein halbes rotes Halstuch – ist uns vermutlich nicht aufgefallen, weil es sich genau mit dem Blut vermischte. Fetzen von einer Lederweste, und eine Levis 501. Seine Stiefel sind von Wellington – die Absätze mit Blut und Schmiere überzogen. Aber jetzt kommt’s. Ein Arm wurde weggeblasen, auf dem anderen kam, nachdem sie das Blut abgewaschen hatten, eine Tätowierung zum Vorschein – eine Puppe, die nichts außer einem Helm anhat. Auf dem Arsch von unserem Unbekannten war der Name Gretchen eintätowiert. Ich würd’ alles wetten, daß der Typ ein Motorrad hatte.«
    »Irgendwelche Insignien von einem Motorradclub?«
    »Leider nein«, sagte Marge.
    »Mein Gott, Marge, der Typ hatte einen Führerschein. Warum sollte ihm jemand seine Papiere wegnehmen? Wir werden schon rauskriegen, wer

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