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Abschied von Eden

Titel: Abschied von Eden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Faye Kellerman
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er ist.«
    »Es wird immer merkwürdiger. Klingt alles nach reinen Amateuren. Wer weiß? Vielleicht ist er der Schlüssel. Vielleicht hat er Luke erschossen, und dann hat jemand die anderen erschossen.«
    »Ist alles möglich«, sagte Decker. »Marge, hast du Lust, mit mir Mittag essen zu gehn?«
    »Woran hast du denn gedacht, großer Meister?«
    »Ich dachte an eine Pizza und ein Bier im Hell’s Heaven.«
    »Du bringst das Auto mit, ich die Polaroidfotos – sehr appetitanregend.« Marge hielt inne, dann sagte sie: »Ich weiß nicht, wie bereitwillig die Motorradjungs mit uns reden werden.«
    »Nun ja, ein Plus haben wir zumindest.«
    »Nämlich?«
    »Wir sind weiß.«
    Es war Viertel vor elf am morgen, und das Thermometer hatte bereits die 35-Grad-Marke überschritten. Decker starrte aus dem Fenster auf die grünen Klee- und Kornfelder. Die Klimaanlage des Plymouth spielte verrückt, sog die Hitze von draußen auf und blies sie ins Innere des Wagens. Decker schaltete sie aus und öffnete das Fenster. Marge folgte seinem Beispiel und raste dann mit durchgetretenem Pedal durch den Canyon. Als die Rockerkneipe in Sicht kam, ging sie ganz plötzlich vom Gas und bog dann auf den Schotterplatz. Die Reifen wirbelten Staub auf. Auf dem Grundstück standen vierzig große Chopper, ihre Chromteile blitzten im grellen Sonnenlicht. Marge parkte neben einer aufgemotzten kirschroten Harley. Ihr geflügeltes Logo leuchtete in lila und orangen Neonfarben. Auf dem Nummernschild stand HOG CHOW. Ganz automatisch fühlte Decker nach seinem Dienstrevolver.
    Er sah zu Marge rüber. »Die Schweine treffen die Bullen.«
    Marge lachte, doch ihr Blick war wachsam.
    Die Terrasse war zu Dreiviertel besetzt. Eine Wolke aus Tabak- und Marihuanaqualm hing in der Luft. Decker zögerte kurz, bevor er die Stufen zum Eßbereich hochstieg, und zählte rasch die Anwesenden. Etwa dreißig fettärschige Motorradfahrer waren draußen, also mußte noch ein weiteres Dutzend oder so drinnen sein. Alle hatten den typischen Blick von ehemaligen Häftlingen. Sie drückten ihre Biere beinahe schützend an sich und sahen sich beim Reden immer wieder nach hinten um. Die meisten schienen eher mißtrauisch als auf Konfrontation aus, doch einige wenige wirkten eindeutig herausfordernd, als ob sie liebend gern eine Schlägerei anfangen würden.
    Was sollte der Quatsch? Er war nicht hier, um sich zu beweisen.
    Zehn dürre Frauen zierten ebenso viele Schöße, ein weiteres halbes Dutzend holte gerade Bier für ihre Männer. Auf keinem der Tische stand eine Pizza. Zwei vollbusige Kellnerinnen in ärmellosen schwarzen Tops und Shorts räumten leere Flaschen und Krüge ab. Decker hielt es für das beste, als erstes die Kellnerinnen anzusprechen. Er sah Marge an, dann gingen beide die Treppe hinauf. Sofort stellte sich ein drei Zentner schwerer Gorilla in den Eingang. Das meiste an ihm war zwar Fett, aber selbst das würde einem verdammt was zu tun geben, wenn es Probleme gab. Er hatte einen Bart wie ein Rabbi und stank nach Schweiß und Alkohol. Er trug eine Jeansweste und eine Jeans, die an den Knien aufgerissen war.
    »Brauchen Sie Hilfe, Officer ?« fragte er lächelnd. Seine Zähne waren löchrig und braun wie faule Äpfel.
    »Das tu’ ich in der Tat«, sagte Decker.
    »Dann sagen Sie mir doch, womit ich Ihnen dienen kann.«
    Decker erstarrte. Das Arschloch stank bestialisch aus dem Mund.
    »Zuallererst, indem Sie mir aus dem Weg gehen.«
    »Warum gehn s’ denn nich um mich rum?« fragte der Rocker herausfordernd.
    »Hör mal, Kumpel«, sagte Decker. »Ich bin nicht gekommen, um hier irgendwelchen Scheiß anzufangen, aber wenn du Scheiß willst, kannst du ’ne ganze Ladung davon haben. Also geh mir jetzt aus dem Weg und laß mich meine Arbeit machen.«
    »Wenn du nicht mit Scheiße um dich schmeißen willst, was, zum Teufel, willst du dann hier, kleiner Großstadtbulle?«
    »Beweg deinen Arsch, Kumpel«, sagte Decker ruhig.
    Der Rocker hörte ganz langsam auf zu lächeln. Sein Blick wurde hart und seine fetten Lippen wollten gerade etwas sagen, als er von einer tiefen männlichen Stimme unterbrochen wurde.
    »Pig, was soll der Scheiß? Laß die Leute in Ruh’.«
    Der Mann, der gesprochen hatte, war kräftig, etwa zweieinhalb Zentner schwer, alles Muskeln. Er schien um die Fünfunddreißig zu sein, war über einsachtzig groß, hatte braune Augen, einen Fu-Manchu-Schnurrbart und vorstehende Zähne, die durch sein fliehendes Kinn noch betont wurden. Er trug eine rote

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